Tiefe Zinsen schmerzen mehr als volatile Aktienmärkte

Die Coronavirus-Pandemie setzt die Anleger einem Wechselbad der Gefühle aus. Der Absturz im März strapazierte die Nerven und liess den einen oder anderen daran zweifeln, ob seine Aktienquote nicht doch zu hoch angesetzt ist.

Die Erholung der Aktienkurse war Balsam für die Anlegerseele, bevor die Angst einkehrte, man könnte das nächste Kursrally verpassen. Der Einbruch der Kurse nach den düsteren Aussichten von Fed-Präsident Powell für die Wirtschaft brachte die Erkenntnis an die Aktienmärkte zurück, dass die Krise noch nicht vorbei ist.

Die starken Kursschwankungen an den Aktienmärkten schütteln die Anleger durch. Das gilt vor allem für Anleger wie die Pensionskassen, die an bestimmten Stichtagen über ihre Vermögensverhältnisse Rechenschaft ablegen müssen. Fällt dieser Stichtag auf eine Phase mit schlechten Aktienmärkten, müssen unter Umständen Sanierungsmassnahmen beschlossen werden, die drei Monate später bei wieder höheren Aktienkursen nicht nötig wären. Als Konsequenz davon scheuen sich viele Pensionskassen, einen hohen Anteil an Aktien in ihren Portfolios zu halten. In den nächsten Jahren werden sie jedoch nicht darum herumkommen, ihre Aktienquote zu erhöhen.

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Bis auf weiteres tiefe Zinsen

Die Fed hat bekräftigt, dass sie ihre Zinsen noch lange auf dem aktuellen Niveau von 0.00%-0.25% halten will. Sie will die Zinsen erst anheben, wenn die Arbeitslosenrate wieder auf ein tiefes Niveau gefallen ist. Nach der Finanzkrise wartete die Fed, bis die Arbeitslosenrate gegen 5% gesunken war. Dies dauerte sechs Jahre und es ist unwahrscheinlich, dass es nach der Corona-Rezession viel schneller gehen wird. Bevor die Fed die Zinsen anhebt, sind Zinserhöhungen für die EZB und damit auch für die SNB kein Thema. Der Leitzins der SNB wird damit auf Jahre hinaus bei -0.75% verharren. Das bedeutet, dass mit Obligationen während dieser Zeit kein Ertrag erzielt werden kann. Der Beitrag des sicheren und stabilisierenden Teils des Portfolios zur Erzielung der notwendigen Anlagerendite fällt weg.

Damit wird jedoch eine der Grundlagen für die Erfüllung der Rentenverpflichtungen der Pensionskassen weiter geschwächt. Die für die Finanzierung der zukünftigen Renten notwendige Anlagerendite auf dem Kapital kann nicht mehr mit den Zinserträgen risikoarmer Anlagen erzielt werden. Die Pensionskassen werden gezwungen sein, entweder den technischen Zinssatz zu senken oder das Risiko bei den Anlagen zu erhöhen.

Transparente Chancen und Risiken der Aktien

Den technischen Zins zu senken bedeutet aber tiefere zukünftige Renten für die aktiven Versicherten und eine irgendwie zu deckende Finanzierungslücke für die laufenden Renten. Der Anreiz, mit mehr Risiko eine höhere Rendite im Portfolio anzustreben, wird daher grösser je länger die Zinsen tief bleiben. Dabei ist am sinnvollsten, das zusätzliche Risiko über eine Erhöhung der Aktienquote vorzunehmen. Die Schwankungen im Vermögen werden zwar zunehmen.

Das zusätzliche Risiko ist aber transparent und über einen längeren Horizont ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mit einem breit diversifizieren Aktienportfolio auch ein Mehrertrag erzielt werden kann. Die Angst vor den offensichtlich volatilen Aktien lässt aber viele Pensionskassen nach Alternativen suchen, die eine Mehrrendite versprechen. High Yield Anleihen, nachrangige Anleihen, Privatdarlehen im Ausland oder Investitionen in ausländischen Infrastrukturprojekten sind beliebte Beispiele solcher Ausweichpositionen.

Allen ist gemeinsam, dass die angebotenen Anlageprodukte häufig intransparent sind, die versprochenen Renditen meistens nicht liefern und trotzdem teuer sind. In schlechten Börsenzeiten führt die mangelnde Liquidität dieser Produkte zudem oft zu starken Kursverlusten. Es ist daher besser, die Schwankungen bei den Aktien in Kauf zu nehmen und zu wissen, warum die eigene Anlagerendite negativ oder positiv ist.

 

Titelbild: Poring Studio – shutterstock.com

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