Corona-Stimmungsbarometer: Bestnoten für eigene Familie und Gesundheitswesen
Comparis.ch und Marketagent.com Schweiz fühlen den Schweizerinnen und Schweizern in der Corona-Krise mit einer wöchentlichen repräsentativen Befragung den Puls.
Im ersten Stimmungsbarometer geben die Befragten dem Gesundheitswesen und der eigenen Familie Bestnoten für die Bewältigung der Krise. Die Regierung macht ihre Arbeit mittelmässig. Das Verhalten der Schweizer Bevölkerung wird als ungenügend benotet.
Der Online-Vergleichsdienst Comparis und das Marktforschungsinstitut Marketagent werden die Bewältigung der Corona-Krise mit einem wöchentlich publizierten Stimmungsbarometer begleiten. In einer repräsentativen Befragung in der ganzen Schweiz benotet die Bevölkerung das Krisenmanagement der folgenden Akteure: Regierung, Gesundheitswesen (Spitäler, Arztpraxen, medizinische Hotlines etc.), die eigene Familie, der eigene Arbeitgeber, Finanzakteure (Banken, Versicherungen, Nationalbank etc.) Armee und Schweizer Bevölkerung.
Über 80 Prozent beurteilen das Gesundheitswesen gut bis sehr gut
In der Befragung in der Woche vom 23. März geben die Befragten dem Schweizer Gesundheitswesen mit einem Durchschnittswert von 5,27 die Bestnote. 80,5 Prozent der Befragten beurteilten die Massnahmen der Spitäler, Arztpraxen, medizinischen Hotlines etc. als gut bis sehr gut. Im Tessin, dem bisher am meisten gebeutelten Kanton, waren es sogar 84 Prozent der Befragten.
Für Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte bei Comparis ist das kein unerwartetes Ergebnis: „Unser Gesundheitswesen schneidet in Umfragen abgesehen von den hohen Krankenkassenprämien seit Jahren gut ab. Ich bin zuversichtlich, dass die Noten in der Krise noch besser werden. Das wird den Gesundheitspolitikern mit dem Kostenröhrenblick hoffentlich zu denken geben“, sagt er.
Trotz Zerreissprobe halten die Familien zusammen
An zweiter Stelle folgt mit einer Note von 5,17 die eigene Familie. Diese war bei vielen Menschen im Land in den letzten beiden Wochen aufgrund von Homeoffice, Schulschliessungen und dem Ausfall der Grosseltern als Kinderbetreuer einer Zerreissprobe ausgesetzt. Hier beurteilen sogar 80,8 Prozent der Befragten das bisherige Management gut bis sehr gut. Nur knapp 1,1 Prozent stellen der eigenen Familie ein schlechtes bis sehr schlechtes Zeugnis aus. „Offenbar haben sich viele Familien in dieser schwierigen Situation zusammengerauft und halten zusammen, um sich den neuen Gegebenheiten anzupassen“, so Liane Nagengast, Senior Researcherin bei Marketagent.
Regierung macht einen mittelmässigen Job
Als mittelmässig wird hingegen die Leistung der Regierung empfunden. Mit der Note 4,4 folgt sie hinter der Armee (4,75) und dem eigenen Arbeitgeber (4,52). Nur 54,7 Prozent der Befragten halten die Krisenbewältigung durch die Regierung aktuell für gut bis sehr gut. Hingegen finden 9,4 Prozent die getroffenen Massnahmen ungenügend bis schwach (Note 1 und 2). Dabei beurteilen die Tessiner und Welschen den Job der Regierung im Verhältnis deutlich schlechter als die Deutschschweizer: 18,7 Prozent der Tessiner und 13,2 Prozent der Welschen klassifizierten die Regierung mit den Noten 1 und 2, aber nur 6,4 Prozent der Deutschschweizer. Für Schneuwly ein überraschendes und gar etwas strenges Urteil. „Angesichts der schnellen und unbürokratischen Hilfe für die Firmen, Angestellten und Selbständigerwerbenden ist das schwer verständlich. Offensichtlich werden aber die Einschränkungen der Wirtschaftstätigkeit und der persönlichen Freiheit als zu einschneidend empfunden.“
Die Bevölkerung gibt sich selbst schlechte Noten
Die Einschränkung der persönlichen Freiheit in diesen Tagen ist einmalig für Friedenszeiten. Und daran nagen wohl viele. Entsprechend benoten die Befragten das Verhalten der Schweizer Bevölkerung mit 3,76 als ungenügend. 11,7 Prozent der Befragten geben den Mitbürgerinnen und Mitbürgern die beiden tiefsten Noten. Das sind so viele wie für keine andere befragte Kategorie.
Besonders kritisch gegenüber dem Verhalten der Bevölkerung zeigen sich die Jungen. Die 16- bis 19-Jährigen gaben im Mittel eine Note von 3,3, die 20- bis 39-Jährigen eine 3,4. „Das hat wohl damit zu tun, dass sich noch immer viele ältere Personen, also jene mit dem höchsten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, im öffentlichen Raum und in den Supermärkten bewegen“, glaubt Schneuwly.
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Marketagent im Auftrag von comparis.ch vom 23. bis 25. März 2020 unter 1’002 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt. Die Befragten wurden gebeten, die Massnahmen der Akteure zu benoten von 1 (schwach) bis 6 (sehr gut).
Quelle (Text + Grafiken): comparis.ch
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