Können die Zentralbanken die Konjunktur noch stärken?

Die Fed hat in einer ersten ausserordentlichen Aktion ihren Leitzins um 0.50% gesenkt. Das gleiche hat die Bank of England gemacht. Die EZB will ihr Anleihenkaufprogramm aufstocken und den Banken noch mehr billiges Geld für Kredite zur Verfügung stellen.

Die Bank of Japan kauft über ETF direkt Aktien. Auf all diese Massnahmen haben die Finanzmärkte nur kurz, wenn überhaupt, positiv reagiert. Die Retter in der Not der letzten Jahre scheinen ihren Heldenstatus für die verängstigten Finanzmärkte verloren zu haben. Vielmehr steht die Frage im Raum, ob die Zentralbanken überhaupt noch in der Lage sind, die angeschlagene Konjunktur zu stärken.

Das ist definitiv der Fall, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass und mit unterschiedlichen Mitteln. Die Fed verfügt unter den grossen Zentralbanken über das grösste Arsenal. Sie hat den Zins in einem zweiten Schritt um ein ganzes Prozent auf 0.00%-0.25% gesenkt. Negative Fed-Zinsen sind bisher noch kein Thema. Effektiver als die Zinssenkung wäre eine substanzielle Ausweitung des QE-Programms. Dabei könnte die Fed im Unterschied zur Finanzkrise neben Treasuries statt den damaligen Hypothekenanleihen auch Unternehmensanleihen aufkaufen, um die Kreditrisikoprämien in diesem Markt zu senken.

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Europäische Zentralbanken am Anschlag

Bei der Bank of England sieht es ähnlich aus. Ihr Zinspolster ist jedoch geringer. Weniger gut ist die Ausgangslage für die EZB. Das Potenzial auf der Zinsseite ist ausgeschöpft. Eine weitere Senkung des Einlagesatzes hilft weder der Wirtschaft noch schwächt sie den Euro in ausreichendem Masse. Die EZB verfügt aber über unerschöpfliche Mittel, ihr Quantitatives Easing auszudehnen. Dabei kann sie es gezielter einsetzen als dies bisher geschah. Anstatt einfach Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen zu kaufen, kann sie Hilfsprogramme der Staaten oder bestehender EU-Institutionen unterstützen.

Die SNB befindet sich in einer ähnlichen Ausgangslage wie die EZB. Ihr Zinspotenzial ist weitgehend erschöpft. Eine Senkung des Leitzinses auf -1.00% würde der Wirtschaft nicht helfen und die Wirkung auf den Franken wäre rasch verpufft. Wer aus Angst oder in der Erwartung einer Aufwertung Franken kauft, den interessiert es nicht, ob der Zins bei -0.75% oder -1.00% ist. Zudem würde eine Zinssenkung der SNB bei den Banken eine neue Runde bei der Weitergabe der Negativzinsen an die Kunden auslösen und die öffentliche Kritik an der SNB verstärken.

Fokus der SNB auf Wechselkurs

Die SNB hilft der Schweizer Wirtschaft am meisten, wenn sie ihre bisher erfolgreiche Politik der Stabilisierung des Frankens mittels Deviseninterventionen weiterführt. Ihr Bestand an Devisenreserven ist zwar schon hoch. Er kann bei Bedarf aber weiter aufgestockt werden. Solange die SNB keinen fixen Wert wie beispielsweise 1.05 verteidigt oder den Franken deutlich schwächt, wird sie auch keine Probleme mit den Amerikanern bekommen. Direkt Geld an Unternehmen verteilen braucht die SNB nicht, da die Finanzkapazität des Bundes und der Kantone angesichts der tiefen Verschuldungsquote ausreichend ist.

Die Zentralbanken verfügen immer noch über genügend Mittel und Instrumente, um die Schäden für die Wirtschaft in der aktuellen Coronakrise zu mildern. Die staatlichen Institutionen können die Aufgabe aber nicht mehr alleine den Zentralbanken überlassen, wie sie das insbesondere in Europa während der Finanzkrise gemacht haben.

 

Titelbild: MDOGAN – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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