Angst vor Coronavirus - kein Vergleich zur Finanzkrise 2008

Die Angst vor dem Coronavirus lähmt die Wirtschaft nun auch in Europa und zunehmend in den USA. Die internationale Reisetätigkeit wird eingestellt und Veranstaltungen bleibt man gewollt oder staatlich verordnet fern.

Die Meldungen von Firmen über Umsatzeinbrüche und Produktionsstopps mehren sich. Die Börsen reagieren nervös und die bekannten Untergangspropheten melden sich wieder zu Wort. In diesem Umfeld ist es nicht einfach, einen kühlen Kopf zu bewahren und zunehmend wird eine Wiederholung der Finanzkrise 2008 heraufbeschworen.

Vom Herbst 2008 bis zum Frühjahr 2009 hat der Swiss Performance Index noch einmal 40% verloren, nachdem er schon zuvor 20% eingebüsst hatte. Das BIP in der Schweiz sank bis Mitte 2009 um 1.9%, dasjenige in den USA um 3.9%. Die Arbeitslosenrate in den USA schnellte in dieser Zeit von 5% auf 10% und begann erst zwei Jahre später wieder zu sinken. Die Hauptursache für diesen rasanten und massiven Einbruch der Wirtschaft war der faktische Zusammenbruch des globalen Finanzsystems. In vielen Industrieländern konnten die Banken nur noch dank staatlicher Unterstützung über Wasser gehalten werden. Sie waren nicht mehr in der Lage, ihre volkswirtschaftliche Aufgabe der Versorgung der Wirtschaft mit den notwendigen Krediten zu erfüllen. Dies war ein wichtiger Grund für die nur schleppende Erholung der Konjunktur.

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Wie lange dauert die Lähmung?

Der momentan viel zitierte Nachfrageschock, der Rückgang des Konsums durch die Angst vor dem Coronavirus, wird in der Wirtschaft seine Spuren hinterlassen. Wie tief und nachhaltig diese sein werden, hängt davon ab, wie lange die Lähmung durch das Virus dauert und vor allem, wie schnell danach wieder zur Normalität zurückgekehrt wird. Das erste wissen wir nicht. Beim zweiten bin ich zuversichtlich, dass es keine Wiederholung von 2008 geben wird.

Das Bankensystem ist in einer wesentlich besseren Ausgangslage. Es wird in den nächsten Monaten ohne Zweifel Kreditausfälle geben, die das Ergebnis der Banken belasten werden. Diese erfolgen aber mit einer zeitlichen Verzögerung und einer Staffelung. Was in der Finanzkrise die Banken in den Ruin getrieben hat, waren die Verluste auf den von ihnen gehaltenen Anleihen und Hypothekenpapieren. Diese haben sofort negativ auf das Eigenkapital durchgeschlagen. In der Folge wollte den Banken niemand mehr Geld geben, was innert Kürze zu einer Liquiditätskrise geführt hat. Die Eigen- und Handelsbestände der Banken an Wertpapieren sind heute deutlich kleiner. Zudem haben die Zentralbanken aus der Krise 2008 gelernt, dass es wichtig ist, die Liquiditätsversorgung der Banken sofort sicherzustellen.

Tiefpunkt noch nicht erreicht

Wichtig für eine rasche Normalisierung der Konjunktur wird sein, dass die Arbeitslosigkeit nicht zu stark ansteigt und die Einkommen der Leute einigermassen sicher sind. Es macht keinen Sinn, dass der Staat einfach Geld verteilt. Wichtiger sind gezielte Überbrückungshilfen an Unternehmen, die vorübergehend unter Druck geraten. In der Schweiz haben wir mit den Kurzarbeitsentschädigungen einen dafür geeigneten Prozess, der sich bewährt hat.

Wir sind noch nicht auf dem Höhepunkt der Coronakrise, sowohl in der Wirtschaft als auch an den Finanzmärkten. Die Aktienkurse haben bisher 12% verloren. Die panikartige Flucht in die Staatsanleihen ist ein Hinweis darauf, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht ist. Ich gehe aber davon aus, dass der wirtschaftliche Einbruch nicht annähernd so gross sein wird wie 2009 und dass die Rückkehr zur Normalität schneller erfolgt. Noch zur Erinnerung: Im März 2009 haben die Aktienmärkte gedreht und zu einem starken Rallye angesetzt, lange bevor der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht wurde.

 

Titelbild: Foxeel – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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