Alternativen zum US-Dollar schaffen – eine Illusion?

In den letzten Tagen konnte man Meldungen lesen, dass Länder wie Russland oder China Gold kaufen, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Russland hat zudem angekündigt, seine Handelsgeschäfte zukünftig in Euro statt in Dollar abschliessen zu wollen.

Dahinter stecken die Befürchtungen, dass die USA den Dollar noch stärker als politisches Druckmittel einsetzen könnten als dies bisher schon der Fall war. All diese Bemühungen werden jedoch nichts fruchten, da es keine Alternative zum Dollar als dominante Weltwährung gibt.

Der Euro erfüllt eigentlich die vier wichtigsten Anforderungen an eine Konkurrenz für den Dollar. Die Eurozone repräsentiert einen Wirtschaftsraum, der sowohl bezüglich Bevölkerung als auch Wirtschaftsleistung in etwa gleich gross ist wie die USA. Im Euro gibt es einen grossen und liquiden Kapitalmarkt, der es erlaubt, grosse Summen zu investieren.

Insbesondere gibt es auch einen handelbaren Markt für kurzfristige Geldmarktpapiere wie die deutschen Bubills, etwas was beispielsweise der Franken und die Schweiz nicht zu bieten haben. Drittens ist der freie Zugang zum europäischen Kapitalmarkt und zum Devisenhandel im Euro gewährleistet. Letztendlich ist der Euro für die Leute und die Unternehmen in der Eurozone eine stabile Währung. Die tiefen Inflationsraten und die Ausrichtung der Geldpolitik der EZB auf die Erhaltung der Preisstabilität erhalten die Kaufkraft des Euro.

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Euro: Fehlendes Vertrauen

Dem Euro fehlt jedoch das Vertrauen der Märkte und auch das Vertrauen viele Bürger der Eurozone. Die mit den Maastricht-Kriterien zur Begrenzung der Schulden und der Budgetdefizite angestrebte wirtschaftliche Konvergenz der verschiedenen Euroländer ist nicht eingetreten. Vielmehr driften die nördlichen und die südlichen Regionen in der Eurozone weiter auseinander. Das Konstrukt der Eurozone wird deshalb in wirtschaftlich schwächeren Zeiten immer wieder einem Stresstest unterzogen. Die hohen Schuldenberge der Südländer und die Notwendigkeit ihrer Refinanzierung über die internationalen Kapitalmärkte machen diese anfällig für Spekulationen über den Zusammenbruch der Euro- zone. Solange es den Euroländern nicht gelingt, den Ausgleich zwischen den verschiedenen Ländern auf eine wirtschaftlich und politisch stabile Basis zu setzen, solange wird der Euro dem Dollar nicht gefährlich werden.

Yuan: Fehlender freier Zugang zum Kapitalmarkt

Das gleiche gilt für den chinesischen Yuan, wobei hier das Haupthindernis im fehlenden freien Zugang zum chinesischen Kapitalmarkt und der freien Preisbildung im Yuan besteht. Die Chinesen werden ihre Währung jedoch nicht freigeben. Zu gross ist die berechtigte Angst, dass der Yuan massiv aufwerten und zu einer ernsthaften Belastung für die chinesische Wirtschaft würde. Die negative Erfahrung der Japaner mit der Aufwertung des Yen in den 80er-Jahren nach dessen Freigabe im Plaza-Abkommen haben die Chinesen nicht vergessen. Die Möglichkeiten für internationale Investitionen in chinesischen Wertpapieren werden zwar grösser, können aber mit einem einfachen Entscheid der Regierung wieder beendet werden.

Yen: Fehlende Transparenz

Der Yen hat es im internationalen Handel auch in seinen besten Zeiten nie über die Rolle einer regionalen Grösse hinausgebracht. Zu undurchsichtig und zu manipulativ ist das Handeln des japanischen Finanzministeriums und der Bank of Japan. Alle anderen Währungen sind schlicht zu klein, um dem Dollar das Wasser zu reichen.

 

Titelbild: welcomia – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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