Handelsstreit zwischen USA und China: Einigung auf „Phase 1“-Abkommen

Die USA und China haben sich auf ein „Phase 1“-Abkommen oder einfacher gesagt einen ersten Tauschhandel geeinigt.

China ist offenbar gewillt, zusätzliche landwirtschaftliche US-Erzeugnisse zu kaufen und die USA setzen die Zollerhöhung von 25% auf 30% aus. Schriftlich oder offiziell erklärt wurde nichts, vor allem die chinesische Delegation hielt sich zurück.

Am Ende ist es das jüngste Treffen der 13. Meilenstein auf dem Weg zu einer Neuordnung der Handelsbeziehungen. Positiv ist, dass sich im Handelsstreit eine Entspannung abzeichnet. Aber gelöst sind die Fragen  um die zukünftige Handelspolitik damit noch nicht. Ende November soll es zu einer Unterzeichnung kommen.

Rund 3.1% des globalen Handels finden zwischen den USA und China statt. Das ist ein sehr kleiner Teil. Dieser kann die Globalisierung zwar nicht stoppen aber einen empfindlichen Dämpfer verpassen. Denn Globalisierung ist ein stark verflochtenes System aus Handelsverträgen und -beziehungen mit unzähligen Abhängigkeiten. So erzählen diese 3.1% nur einen Bruchteil der Geschichte. Die Bestandteile eines einzelnen Produktes werden oft rund um den Globus produziert. Alleine eine Levi’s Jeans besteht aus Einzelteilen, die in über 20 verschiedenen Ländern hergestellt werden. Darum ist der Exportsektor für jede Form von Unsicherheit und Störung, wie sie gerade durch den Handelsstreit zwischen China und den USA ausgelöst werden, sehr empfänglich – und zwar weltweit.

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Politik und Technologie treiben Globalisierung voran

Globalisierung ist kein linearer Prozess. Er geschieht in Wellen und wird sowohl von der Politik als auch vom technologischen Fortschritt gesteuert. Dieses Zusammenspiel lässt sich gut an der Entwicklung des Welthandels seit den 1950er Jahren aufzeigen mit der Unterzeichnung des GATT-Abkommens am 30. Oktober 1947. Seither hat der Anteil der Exporte stark zugenommen. Damals betrug er rund 5%, heute sind es 30%. Im gleichen Zeitraum sanken auch die Kosten für internationale Kommunikation, sowie die Transportkosten um mehr als die Hälfte. In dieser Zeit hat eine Symbiose von offener Wirtschaftspolitik und technologischem Fortschritt die Integration der Weltwirtschaft stark vorangetrieben.

Wirtschaftskrisen fordern Globalisierung heraus

Die Globalisierung ist aber kein Selbstläufer. Vor allem Wirtschaftskrisen bremsen sie verlässlich ab. So gab es bereits in den 1930er Jahren als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise ein Protektionismuswelle. Eine zweite folgte Mitte der 1970er Jahre. Damals stoppte der Zusammenbruch des Bretton-Woods Systems mit fixen Wechselkursen und der Anbindung an den US-Dollar den Globalisierungstrend. Erst mit dem Auseinanderfallen des Ostblocks erfuhr die Globalisierung Anfang der 1990er wieder eine Renaissance. Die protektionistischen Tendenzen, welche unter US-Präsident Donald Trump zu neuer Blüte kommen, sind ein Erbe der Finanzkrise. Seit 2009 haben Handelshemmnisse zugenommen.

Innovationskraft und Verhandlungsgeschick

Die Weltwirtschaft wird sich weiterhin integrieren, selbst wenn die jüngste Globalisierungswelle abgebremst wird. Was sich ändern wird, ist die Art und Weise der Integration. Die Epoche der multilateralen Verträge dürfte mit der aktuellen US- Handelspolitik, welche sich auf bilaterale Verträge stützt und auf die Handelsbilanz zwischen zwei Ländern fokussiert ist, zu Ende gehen. Dieses US-Vorgehen könnte sich nun auch beim Umgang mit Schweizer Pharmaprodukten zeigen. Offenbar denken die USA über eine Zollerhöhung und tarifäre Massnahmen nach. Zudem verändern sich auch die Art der Güter, welche international gehandelt werden. Der globale Handel könnte zunehmend aus Dienstleistungen und weniger aus handfesten Produkten bestehen. Diese Veränderungen werden eine Neuordnung des Welthandels mit sich bringen und vor allem Länder wie die Schweiz an den Verhandlungstisch bringen. Exportabhängige Länder werden neben Innovationskraft auch vermehrt Verhandlungsgeschick zeigen müssen.

 

Titelbild: rawf8 – shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Hilb Paraskevopoulos

Caroline Hilb Paraskevopoulos ist Leiterin Anlagestrategie und Analyse der St.Galler Kantonalbank. Sie ist verantwortlich für die globale Konjunkturanalyse sowie der Situation der Finanzmärkte. Ihre Analysen dienen als Grundlage für die Entscheide im Rahmen des Anlageprozesses. Sie ist hauptverantwortlich für die interne und externe Kommunikation der monatlichen Anlagepolitik. Sie hat an der Universität Bern Volkswirtschaft studiert.

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