Die Ruhe im Handelsstreit zwischen den USA und China ist trügerisch

Abgesehen von ein paar Bemerkungen von Präsident Trump, dass er jederzeit neue Zölle erheben könne, ist es im Handelsstreit zwischen China und den USA momentan ruhig. Offenbar wird im Hintergrund wieder verhandelt.

Eine rasche Einigung in den zentralen Forderungen der Amerikaner ist jedoch nicht zu erwarten. Diese sind nicht neu und wurden schon unter Präsident Obama erhoben, wenn auch in einer anderen Tonalität.

Die Amerikaner wollen China wirtschaftlich und technologisch in die Schranken weisen und damit den regionalen Machtanspruch Chinas unterbinden. Dazu gehören die bekannten Punkte wie der einfachere Marktzugang von US-Firmen in China und der Schutz des geistigen Eigentums. Ein Dorn im Auge der Amerikaner sind auch die Subventionen von staatlichen und halbstaatlichen Firmen wie Huawei, die auf dem Weltmarkt auftreten. Diese Forderungen zielen auf die Änderung des chinesischen Wirtschaftssystems und sind daher für die Chinesen im Kern nicht verhandelbar.

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Was kommt als nächstes?

Ein vorübergehender gesichtswahrender Abschluss ohne gewichtige Änderung in den zentralen Punkten, den Präsident Trump  als grossen Sieg verkaufen kann, ist dennoch möglich. Ein solcher Vertrag wird den Grundkonflikt aber nicht lösen. Dieser wird sich noch über Jahre hinziehen. Er wird sich jedoch wieder hinter die Bühne verschieben, wenn kein politisches Kapital mehr daraus gezogen werden kann. Es ist aber genauso gut möglich, dass Trump wieder zum Zweihänder greift und neue Zölle erhebt oder dass er den Handelsstreit von China auf Deutschland verlagert. Für die Schweiz wären vor allem die von Trump schon öfters angedrohten Strafzölle auf deutschen Autos gefährlich, welche die vielen Zuliefererfirmen belasten würden.

Wichtiger sind die langfristigen Auswirkungen des Konflikts auf den Welthandel und die Weltwirtschaft. China und die USA werden sich stärker voneinander abkoppeln, besonders im Hightech-Bereich. Das wird ein technologisches Wettrüsten auslösen, wovon die Technologiefirmen profitieren werden.

Stagnation im Welthandel

Für die meisten Unternehmen mit einer international ausgerichteten Produktionskette bleibt die Unsicherheit jedoch gross. Die Zeit des Abbaus von Handelshemmnissen ist vorbei, auch wenn neue Freihandelsabkommen abgeschlossen und medial als Erfolg verkauft werden. 2018 wurden gemäss Angaben der WTO Güter im Wert von 600 Mrd. US-Dollar mit neuen Hindernissen belastet, sechsmal mehr als im Jahr zuvor. Abgebaut wurden die Hindernisse auf der Hälfte davon. Der Welthandel hat im letzten Jahr erstmals seit 2015 stagniert, was auch mit der schwächeren Konjunktur in Europa und in China zu tun hat. Für die Unternehmen wird es aber schwieriger und teurer, internationale Produktionsketten zu unterhalten. Das spüren besonders die grossen Autokonzerne und die Technologiefirmen. Langfristig führt eine suboptimale Produktion zu höheren Kosten, höheren Preisen und einem geringeren Wachstum der Weltwirtschaft.

 

Titelbild: Dilok Klaisataporn – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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