Von der Forschung zur Start-up-Gründung - neues Programm Bridge macht es möglich
VON belmedia redaktion News Start-up
Das neue Programm Bridge bietet die Chance, Forschungsergebnisse zu konkreten Produkten und Leistungen weiterzuentwickeln. Eineinhalb Jahre nach der Lancierung liegen bereits Resultate vor.
„Ohne die finanzielle Unterstützung durch Bridge wäre meine Entdeckung im sogenannten Todestal gelandet – dort, wo zündende Ideen begraben sind, die nie realisiert werden konnten“, ist Olga Dubey überzeugt.
Sie ist Biologin und seit Kurzem auch Unternehmerin. In ihrem Fall wäre die verpasste Chance sowohl für die Gesellschaft als auch für die Umwelt und die Wirtschaft ein Verlust gewesen: Während ihres Doktorats entdeckte die Forscherin eine natürliche Substanz zur Bekämpfung von krankheitserregenden Pilzen, die Früchte und Gemüse befallen. Rund 40 Projekte profitieren bereits von einer Finanzierung durch das Programm Bridge, das im Dezember 2016 vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und von Innosuisse (Schweizerische Agentur für Innovationsförderung) ins Leben gerufen wurde.
„Unsere Erfindung macht es möglich, auf gesundheitsschädigende chemische Produkte zu verzichten und gleichzeitig die Ernteausfälle zu reduzieren“, erklärt die Biologin, die ihr Doktorat an der Universität Lausanne abschloss und danach bei Agroscope in Changins (VD) weiterforschte.
„Mir war schnell klar, welches Potenzial diese Substanz bietet. Doch bis zur Marktreife des Produkts gab es noch zahlreiche Hürden zu überwinden.“ Olga Dubey erhielt im September 2017 einen Förderbeitrag von Bridge Proof of Concept, ein spezifisches Instrument zur Unterstützung junger Forscherinnen und Forscher. Nun kann sie ihr Produkt optimieren: „Wir haben ein Patentgesuch eingereicht und gerade die Start-up Agrosustain gegründet. Bereits nächstes Jahr werden wir unsere Produkte den grossen Schweizer Agrar- und Nahrungsmittelkonzernen vorstellen.“
Der Fall von Olga Dubey ist für Chris Boesch, Mitglied des Steering Committee von Bridge und Experte für medizinische Bildgebung an der Universität Bern, keine Überraschung: „In der Schweiz gedeihen Ideen und Entdeckungen. Sie zählt zu den Ländern mit den meisten Patenten weltweit. Doch diese führen nicht oft genug zu konkreten Innovationen. Deshalb wurde dieses neue Programm geschaffen: Damit sich die guten Ideen nicht mehr in Luft auflösen.“
Bis vor Kurzem konnten sich Forschende, die ihre Entdeckungen zu konkreten Anwendungen weiterentwickeln wollten, nicht an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) wenden, da sich dieser auf die Forschungsförderung konzentriert. Viele Projekte waren aber noch nicht reif genug für eine Förderung durch Innosuisse (vormals KTI). Nun überbrückt Bridge diese Lücke, indem sie die Zwischenetappe zwischen Forschung und Innovation fördert.
Schnelle und günstige Diagnose von Malaria
Das vor einem Jahr lancierte Programm hat bei den Forschenden grossen Anklang gefunden. „Wir haben mehr Gesuche erhalten als erwartet“, freut sich Martin Müller, Präsident des Evaluationspanels Bridge Proof of Concept und ehemaliger Industriemanager. Die Wahl ist uns schwergefallen, denn die eingereichten Projekte waren von hervorragender Qualität.“
Jonas Pollard, Chemiker am Institut Adolphe Merkle der Universität Freiburg, hat einen „Proof of Concept“-Förderbeitrag von Bridge erhalten. Auch für sein Projekt, die Entwicklung eines Schnelltests zur Diagnose von Malaria, war diese Unterstützung entscheidend. „Ohne diese Mittel hätte ich die Entwicklung dieser Technologie nicht in Angriff nehmen können.“ Im Rahmen seines Doktorats entdeckte Jonas Pollard, dass ein Biomarker, der während des gesamten Lebenszyklus des Malaria-Erregers vorhanden ist, als Katalysator bei gewissen Polymerisierungsreaktionen wirkte. Aufgrund dieser Reaktion kann der Biomarker von blossem Auge nachgewiesen werden. Dies brachte ihn auf die Idee eines Diagnosetests für Malaria.
Das Potenzial dieser Entdeckung ist riesig: Weltweit sind über 200 Millionen Menschen pro Jahr von der Krankheit betroffen und die bestehenden Diagnosemethoden sind ungenau oder teuer. In Zusammenarbeit mit einem Ingenieurteam hat Jonas Pollard nun bereits den ersten Prototypen eines Diagnosetests entwickelt. Dazu begab er sich nach Brasilien, nicht nur für Tests, sondern auch, um sich ein Bild von der Realität vor Ort zu machen und Kontakte mit Spezialkliniken zu knüpfen. Die nächste Etappe wird darin bestehen, interessierte Investoren zu finden.
Martin Müller ist überzeugt: „Angesichts der Qualität der ausgewählten Projekte werden dank der Unterstützung mehrere Start-ups entstehen.“ Er betont jedoch, dass ein gewisses Risiko unausweichlicher Bestandteil der Etappe sei, die zwischen Forschung und Innovation liegt, und gewisse Projekte vielleicht nicht weiterverfolgt werden können. „Das wäre aber keineswegs nur als Misserfolg zu werten, da die Forschenden in diesem Prozess sehr viel lernen. Wenn sie beim ersten Versuch scheitern, werden sie später Erfolg haben! Auch diesem Ziel hat sich Bridge verschrieben: den Unternehmergeist bei den Forschenden zu wecken.“
Ein Programm, das Brücken baut
Das Programm BRIDGE wurde im Dezember 2016 gemeinsam vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) geschaffen. Es positioniert sich an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung, indem es die Anwendung wissenschaftlicher Entdeckungen zum Nutzen der Gesellschaft und der Wirtschaft fördert. Das vom Bund finanzierte Programm verfügt für den Zeitraum 2017-2020 über ein Budget von 70 Millionen Franken. Es beinhaltet zwei Komponenten: „Proof of Concept“ für junge Forschende ab Stufe Bachelor und „Discovery“ für erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Derzeit werden rund 40 Projekte unterstützt.
Quelle: Schweizerischer Nationalfonds
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