Expertengruppe des Bundes: Aussichten für Schweizer Konjunktur bleiben positiv

Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes – Frühjahr 2017*. In der zweiten Jahreshälfte 2016 fiel das Wachstum der Schweizer Wirtschaft enttäuschend schwach aus.

Die Vorlaufindikatoren zeigen im Frühjahr 2017 aber klar nach oben, und von der Weltwirtschaft kommen positive Signale. Die Expertengruppe des Bundes erwartet daher eine Beschleunigung des Wachstums des Bruttoinlandproduktes (BIP) auf +1,6% im Jahr 2017 (bisher: +1,8%) und auf +1,9% im Jahr 2018 (unverändert), gestützt insbesondere durch die inländische Nachfrage.

Von der wirtschaftlichen Erholung dürfte auch der Arbeitsmarkt profitieren. Die Expertengruppe prognostiziert wie bisher, dass die Arbeitslosenquote 2017 auf 3,2% und 2018 auf 3,1% zurückgehen wird.

Internationale Konjunktur

Gegen Jahresende 2016 hat sich der Gang der Weltwirtschaft etwas beschleunigt. Die Weltindustrieproduktion und der Welthandel haben an Dynamik gewonnen, und weltweite Stimmungsindikatoren, darunter etwa der globale Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie, deuten auf einen positiven Jahresauftakt 2017 hin.

In den USA fiel das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2016 mit +0,5% zum Vorquartal solide aus. Auch im Frühjahr 2017 signalisieren die Arbeitsmarktdaten und Vorlaufindikatoren einen robusten Zustand der Konjunktur. Die US-Wirtschaft dürfte über den gesamten Prognosehorizont etwas stärker wachsen als 2016.

Im Euroraum wurde mit +0,4% das Wachstumstempo des Vorquartals beibehalten und insgesamt scheint der konjunkturelle Aufschwung gefestigt. Zwar bleibt zwischen den Mitgliedsstaaten eine gewisse Heterogenität bestehen, die Unterschiede in der Wachstumsdynamik einzelner Länder haben aber abgenommen.

Die Expertengruppe geht daher weiterhin von einer Fortsetzung des moderaten Wachstums im Euroraum aus. In Japan wuchs die Wirtschaft erneut über ihrem Potential. Diese Entwicklung dürfte sich 2017 und 2018 tendenziell wieder normalisieren.

Das BIP Chinas behielt im 4. Quartal 2016 die Dynamik der Vorquartale im Wesentlichen bei und expandierte (gegenüber dem Vorjahresquartal) um 6,8%. Die Erwartung einer sanften Landung scheint sich zu bestätigen und dürfte sich 2017 und 2018 fortsetzen.

Aufgrund der Konjunkturaufhellung in Russland sind die Aussichten für die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) insgesamt ebenfalls ermutigend.

Insgesamt ist die internationale Entwicklung mit den bisherigen Erwartungen der Expertengruppe in Einklang. Für das laufende und das kommende Jahr ist weiterhin mit einer Fortsetzung der moderaten Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen mit positiven Impulsen für den Schweizer Aussenhandel.

Konjunkturlage und -prognosen für die Schweiz

Nach einer dynamischen ersten Jahreshälfte blieb das BIP-Wachstum der Schweiz in den letzten zwei Quartalen mit Wachstumsraten von je +0,1% zum Vorquartal hinter den Erwartungen zurück. Im 4. Quartal drückte insbesondere der Industriesektor das BIP-Wachstum.

Die Erholung der Schweizer Wirtschaft nach dem Frankenschock Anfang 2015 hat damit vorläufig an Dynamik eingebüsst.

Die aktuellsten Daten deuten allerdings auf eine Wachstumsbeschleunigung in naher Zukunft hin. So entwickelten sich die Warenexporte im Januar 2017 überaus positiv.

Dies insbesondere bei den Chemie- und Pharmaprodukten, jenem Industriezweig, der im Schlussquartal 2016 besonders negativ überrascht hatte. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt weiter aufgehellt.

Für das gesamte Jahr 2017 erwartet die Expertengruppe des Bundes ein BIP-Wachstum von 1,6%. Gegenüber der letzten Prognose (+1,8% für 2017) entspricht dies einer leichten, technischen Korrektur nach unten, die sich aus dem schwunglosen Jahresende 2016 ergibt (Basiseffekt).

Trotzdem ist für die kommenden Quartale von einer klaren Wachstumsbeschleunigung auszugehen, welche die schwache Dynamik am Jahreswechsel 2016/2017 weitgehend wettmacht. Im Jahr 2018 dürfte das BIP-Wachstum, wie bisher prognostiziert, bei 1,9% liegen.

Damit würde sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft in einem soliden jedoch nicht ausserordentlich starken Tempo fortsetzen.

In beiden Prognosejahren dürfte die Inlandnachfrage massgebliche Wachstumsimpulse liefern. Nach einem durchwachsenen 2016 sollte sich der private Konsum vor dem Hintergrund einer Erholung des Arbeitsmarktes und eines anhaltenden Bevölkerungswachstums festigen.

Angesichts noch voller Auftragsbücher im Hochbaugewerbe und öffentlicher Grossbauprojekte sollten die Bauinvestitionen in den kommenden Quartalen ebenfalls an Dynamik gewinnen. Die gestiegene Zuversicht der Schweizer Unternehmen lässt zudem erwarten, dass die Ausrüstungsinvestitionen im Prognosezeitraum moderat expandieren werden.

Nach dem starken vergangenen Jahr beim Aussenhandel sollte 2017 und 2018 eine gewisse Normalisierung hin zu moderateren Wachstumsraten stattfinden. Der Aussenhandel dürfte in beiden Prognosejahren positiv zum BIP-Wachstum beitragen. Die freundlichen Aussichten für die Weltwirtschaft strahlen auch auf die Schweizer Exporte aus.

Vorausgesetzt der Schweizer Franken erfährt keine weitere starke Aufwertung, könnte das Exportwachstum breiter abgestützt sein als im vergangenen Jahr. Beispielsweise gibt sich die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie zuversichtlich und könnte von den anziehenden Wachstumsraten in den Exportmärkten profitieren.

Am Arbeitsmarkt scheint sich die Trendwende nach der Konjunkturabschwächung von 2015 allmählich zu vollziehen. Die Anzahl registrierter Arbeitsloser ist saison- und zufallsbereinigt bereits seit dem September 2016 leicht rückläufig. Zudem weisen Stimmungsindikatoren zum Arbeitsmarkt auf eine gestiegene Zuversicht hin. Im Zuge der konjunkturellen Erholung erwartet die Expertengruppe daher eine Belebung des Arbeitsmarktes.

Die Arbeitslosenquote sollte graduell auf 3,2% im Jahresmittel 2017 und schliesslich auf 3,1% im Jahresmittel 2018 zurückgehen. Gleichzeitig dürfte sich der Beschäftigungszuwachs, nach einer schwachen Entwicklung im vergangenen Jahr, auf 0,4% respektive 0,6% in den Jahren 2017 und 2018 beschleunigen.

Unter anderem aufgrund der international deutlich angestiegenen Erdölpreise werden im Prognosezeitraum auch für die Schweiz wieder positive Teuerungsraten erwartet. Im Jahresdurchschnitt 2017 sollte die Teuerung bei +0,5% zu liegen kommen, 2018 bei 0,3%.

Konjunkturrisiken

Die grössten Risiken für die internationale Wirtschaftsentwicklung gehen nach wie vor von der politischen Unsicherheit aus. Insbesondere ist die Ausrichtung der US-amerikanischen Wirtschafts- und Handelspolitik bislang noch unklar. Von allfälligen protektionistischen Massnahmen wären exportorientierte Länder stark betroffen.

Andererseits könnte das BIP-Wachstum in den USA von fiskalpolitischen Impulsen profitieren, wobei sich die bereits eingeleitete geldpolitische Normalisierung wiederum bremsend auswirken könnte. Der Netto-Effekt für die Schweizer Wirtschaft ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum abzuschätzen.

Auch die anstehenden Wahlen in Frankreich sowie latent bestehende Probleme des Bankensektors in Italien stellen internationale Risikofaktoren dar. Ferner bleiben die Modalitäten der Umsetzung des Brexit-Entscheids unklar.

Besonders betroffen wäre die Schweizer Wirtschaft, wenn aus diesen Unsicherheitsfaktoren ein weiterer Aufwertungsdruck auf den Franken resultieren würde.

In einem solchen Szenario würden die positiven Effekte der weltweiten Konjunkturerholung auf den Schweizer Aussenhandel teilweise wohl wieder zunichte gemacht.

Ein wichtiges inländisches Risiko ist das Szenario einer weiteren Abschwächung der Baukonjunktur. Nach einem sechs Jahre andauernden Boom kam das Baugewerbe 2015 in eine Konsolidierungsphase, die bis Ende 2016 angehalten hat.

Angesichts der bereits steigenden Leerwohnungsziffern und der sich abschwächenden Netto-Migration sowie aufgrund der Erwartung eines ansteigenden Zinsniveaus im Prognosezeitraum könnte dieser Wirtschaftssektor weiter in Mitleidenschaft gezogen werden.

* Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz.

 

Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft
Artikelbild: © violetkaipa – shutterstock.com

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