ZKB: Finanzmärkte 2017 in Erwartung der Zinswende

Die Zürcher Kantonalbank ZKB befasst sich in einer aktuellen Analyse mit der Entwicklung der Finanzmärkte im kommenden Jahr. Dabei werden auch die jüngsten politischen Ereignisse berücksichtigt.

Das zur Neige gehende Jahr ist nach ZKB-Ansicht vor allem durch zwei grosse Überraschungen geprägt gewesen: die Brexit-Entscheidung in Grossbritannien und den Wahlsieg Donald Trumps in den USA. Beides werde Auswirkungen haben und könne als Kampfansage an das Establishment gesehen werden.

USA und Grossbritannien: staatliche Stimuli für Wirtschaft

Sowohl in den USA als auch in Grossbritannien erwartet die ZKB eine Wirtschaftspolitik, die stärker auf staatliche Stimuli setzt und die Binnenkonjunktur ankurbelt. Zugleich werde das kommende Jahr geprägt von der Zinsnormalisierung in den USA, die das globale Renditeniveau anheben werde. In der Eurozone werde die lockere Geldpolitik Bestand haben, um die Wirtschaft zu stützen. Weiter führt die ZKB in ihrer Analyse aus:

„Seit der Finanzkrise 2008 und der Eurokrise 2011 bekämpfen die Notenbanken rund um den Globus die deflationären Kräfte mit einer ultralockeren Geldpolitik. Die Wiederherstellung der Inflation ist eines der vorrangigen Ziele, das bisher nicht erreicht wurde. Die Inflation manifestiert sich bislang über den Anlagenotstand vor allem in Form steigender Aktien- und Anleihenpreise.

Grosszügigere Fiskalpolitik

Die gegenwärtigen Diskussionen sehen deshalb eine grosszügigere Fiskalpolitik vor, die über den Investitions- und den Arbeitsmarktkanal die Wachstums- und somit die Inflationsraten anheizen soll. In Europa ist das preistreibende Potenzial von Fiskalstimuli aufgrund der vielen politischen Hürden zwar limitiert. Steigende Staatsausausgaben können aber inflationäre Wirkung entfalten, wenn sie Einkommen generieren, die im Verhältnis zum Produktivitätsgewinn eine zu hohe Nachfrage erzeugen. Ein solches Szenario ist aus heutiger Optik für die USA durchaus realistisch.

Der Mitte 2014 eingesetzte zyklische deflationäre Effekt tiefer Rohstoffpreise nimmt allmählich ab. Der Basiseffekt wird im 1. Quartal 2017 spürbar aber nicht nachhaltig sein, was von den Notenbanken entsprechend antizipiert wird. Gleichwohl dürften sich die Argumente für eine anhaltend ultra-expansive Geldpolitik weiter abschwächen. Die Fed wird voraussichtlich noch in diesem Dezember den Leitzins um 25 Basispunkte anheben, in der Folge aber vorsichtig agieren.

Global kein stärkerer Preisauftrieb

Obwohl die tiefen Arbeitslosenzahlen in den USA Potential für steigende Lohnkosten bergen, ist eine nachhaltige Verstärkung des Preisauftriebs auf globaler Ebene nicht gegeben. Wir rechnen 2017 zwar nicht mit einem inflationären Umfeld, eine stärkere Rolle des Staates in Kombination mit der lockeren Geldpolitik kann aber gleichwohl ein schleichendes inflationäres Umfeld bei moderatem Wachstum erzeugen.

Auch wenn hinsichtlich der angekündigten fiskalpolitischen Stimuli viele Fragen offen sind, behalten die USA 2017 ihre Funktion als Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Vor dem Hintergrund eines robusten Arbeitsmarktes wird jede expansive Staatsmassnahme die behutsame Zinsnormalisierung der US-Notenbank Fed ausgleichen und die Binnenkonjunktur stützen. Die Aussichten sprechen für eine relativ starke Währung, der US-Dollar bleibt im 2017 gesucht.

Euro Zone – Anti-Establishment-Kräfte stärker

Die Eurozone konnte in den letzten zwei Jahren dank stützenden Faktoren, wie den tiefen Energiepreisen, dem schwachen Euro und der expansiven Geldpolitik den Abstand zu den USA verringern. Die Wirksamkeit dieser Faktoren nimmt allerdings ab, fiskalpolitische Stimuli sind ohne Fiskalunion kaum zielführend zu koordinieren.

Zudem bleiben die innerhalb der Europäischen Union wachsenden Anti-Establishment-Kräfte ein Stressfaktor. Diese stellen das politische Projekt Europäische Union nicht grundlegend, aber in seiner heutigen Form in Frage. Die Konjunkturerholung in der Eurozone geht zwar weiter, ist aber auf die expansive Haltung der EZB angewiesen. Der Euro dürfte vor diesem Hintergrund weiterhin schwächeln, insbesondere gegenüber dem US-Dollar und dem Schweizer Franken.

Schweiz – Franken-Stärke bleibt Belastung

Auch in der Schweiz ist ab Jahresende mit einer verbesserten Konjunkturdynamik zu rechnen, hierauf deuten die Vorlaufindikatoren. Die gegenüber dem Euro belastende Stärke des Schweizer Franken bleibt eine Herausforderung, sollte allerdings durch die handelsgewichtete Abwertung – insbesondere gegen den US-Dollar – im Aussenhandel kompensiert werden. Der EUR-CHF-Kurs und die Zinsdifferenz zum Euro bleiben die entscheidenden Reaktionsvariablen der SNB.

Aktien besser als Obligationen

An den Aktienmärkten haben nach Donald Trumps Wahl Sektoren und Märkte Kursgewinne verzeichnet, die von Infrastrukturprojekten, Deregulierung sowie steigenden Zinsen profitieren. Die Neuausrichtung bei den Obligationen rund um den Globus verlief dagegen synchron. Die seit Oktober 2016 steigenden Renditen zogen in Erwartungen einer expansiven Fiskalpolitik mit anziehender Konjunktur in den USA weiter an.

Die Zinsnormalisierung in den USA wird das globale Renditeniveau anheben, was insbesondere für die Refinanzierung der Peripherie der Eurozone eine Herausforderung sein dürfte. Vor diesem Hintergrund sind im 2017 Aktien den Obligationen weiterhin vorzuziehen.“

 

Artikel von: Zürcher Kantonalbank ZKB
Artikelbild: © nanantachoke – shutterstock.com (Symbolbild)

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