Schweizer Steuerlandschaft vor dem Umbruch

Der BAK Taxation Index misst anhand der effektiven Steuerbelastung die Standortattraktivität von insgesamt 15 teilnehmenden Schweizer Kantonen im Vergleich zu ihren wichtigsten internationalen Konkurrenten. Der aktuelle Index-Wert weist dabei eine im Vergleich zu 2015 kaum veränderte Steuersituation auf.

Die Experten vom BAK Basel warnen aber davor, dies als Zeichen anhaltender Stabilität misszuverstehen. Mit der geplanten Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III (USR III) 2018/2019 werde die Steuerlandschaft bei der Unternehmensbesteuerung grundlegend verändert. Die angespannte Finanzsituation in einigen Kantonen könnte darüber hinaus zu höheren Steuern führen.

Zuletzt nur minimale Veränderungen

Zunächst ist die Steuerdynamik bei den betrachteten 15 Kantonen seit 2013 (vorerst) zum Stillstand gekommen. Die im BAK Taxation Index ausgewiesene effektive Steuerbelastung für Unternehmen und Hochqualifizierte (natürliche Personen mit einem Nettoeinkommen von 100‘000 Euro) hat sich im Jahr 2016 wie bereits im Vorjahr kaum verändert.

Bei der Unternehmensbesteuerung ist nur im Kanton Schwyz (+0.4%-Punkte) eine spürbare Veränderung festzustellen. Aufgrund der kleinen Steuererhöhung verliert der Kanton Schwyz im BAK Taxation Index zwei Plätze und liegt neu hinter Zug auf dem 7. Platz. Die tiefste Steuerbelastung für Unternehmen weisen weiterhin Nidwalden (10.1%), Appenzell A.Rh. (10.3%) und Luzern (10.3%) auf.

Die effektive Steuerbelastung der Hochqualifizierten hat sich in fast allen Kantonen verändert, wenn auch in den meisten Fällen nur minimal. Aufgrund der Erhöhung des kantonalen Steuerfusses von 145% auf 170% resultiert wiederum einzig im Kanton Schwyz eine deutliche Veränderung der Steuerbelastung (+1.1%-Punkte). Die Steuererhöhung hat zur Folge, dass der Kanton Schwyz auch bei den Hochqualifizierten zwei Ränge einbüsst. Damit schafft es hinter Zug (23.3%) und Obwalden (24.6%) Uri (25.8%) neu auf das Siegertreppchen des BAK Taxation Index für Hochqualifizierte.


BAK Index für Unternehmen

Effektive Durchschnittssteuerbelastung 2016 gegenüber 2015

Kantonsfinanzen könnten Steuererhöhungen bewirken

Bereits jetzt kämpft die Mehrheit der Kantone mit Defiziten im Staatshaushalt, denen sie mit Sparpaketen beizukommen versuchen. Laut Michael Grass, BAK-Bereichsleiter Öffentliche Finanzen, stellen sich auch künftig beträchtliche Herausforderungen für die Kantonsfinanzen:

„Auf der Ausgabenseite kämpfen fast alle Kantone gegen die starke Kostendynamik, die in Zeiten steigender Steuern eingesetzt hat und nicht zuletzt wegen demographischer Faktoren nur schwer gebremst werden kann. Auf der Ertragsseite müssen einige Kantone zudem aufgrund der Frankenaufwertung und struktureller Wachstumsprobleme kurzfristig mit weniger Einnahmen rechnen.“

BAKBASEL erwartet zwischen 2015 und 2019 ein strukturelles Ausgabenwachstum der Kantone von durchschnittlich 2.8 Prozent pro Jahr, insbesondere getrieben durch Gesundheitskosten (3.8%), Sozial- (2.6%) und Bildungsausgaben (2.5%). Angesichts der erwarteten geringen Inflation und des prognostizierten verhaltenen Realwachstums – mit entsprechenden Konsequenzen für die Steuereinnahmen – ist dies viel. Deshalb könnte in einer Reihe von Kantonen der Druck steigen, die Steuern in den nächsten Jahren zu erhöhen.


BAK Index 2016 für Hochqualifizierte

Effektive Durchschnittssteuerbelastung 2016 berechnet für den Standardfall einer alleinstehenden Person ohne Kinder mit einem verfügbaren Einkommen von EUR 100’000.

USR III – Steuerlandschaft umgepflügt

Die vom Parlament beschlossene USR III wird die Schweizer Steuerlandschaft nachhaltig verändern. Für Martin Eichler, Chefökonom, steht fest: „Die geplanten Neuerungen – namentlich die Patentbox, die Erhöhung des Forschungs- und Entwicklungsabzuges sowie die von vielen Kantonen angekündigten signifikanten Reduktionen der Gewinnsteuersätze – werden die Unternehmenssteuerbelastung für die im BAK Taxation Index betrachteten ordentlichen Gesellschaften markant senken. Auch in der Rangliste der Kantone dürfte dies zu erheblichen Verschiebungen führen.“

So haben für den Fall der Einführung der USR III bereits folgende Kantone Senkungen der Gewinnsteuersätze beschlossen oder angekündigt: Bern (-3.6 bis -5.2%-Punkte), Freiburg (-6.2%-Punkte), Genf (- 11.2%-Punkte), Schaffhausen (-3.5 bis -4%-Punkte), Waadt (-8.3%-Punkte), Zug (- 2.6%-Punkte) und Zürich (-2.0%-Punkte).

 

Artikel von: BAKBASEL
Artikelbild: © valeriiaarnaud – shutterstock.com

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