Zürcher Bankmitarbeiter: Digitalisierung als Chance

„Robo-Advisors“ und „Fintech-Lösungen“ – das sind zwei Schlagworte, die Zürcher Bankangestellte nicht als Bedrohung für ihren Arbeitsplatz empfinden. Ganz im Gegenteil – sie sehen den technologischen Fortschritt im Finanzsektor als Chance. Dagegen machen die zunehmende Regulierung und das Standort-Marketing des Finanzplatzes Sorgen. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage des Zürcher Bankenverbands (ZBV) in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Finanzportal finews.ch.  

Die Erhebung ging der Frage nach, wie die derzeitige Befindlichkeit unter dem Zürcher Bankpersonal ist. Trotz Digitalisierung und laufender Sparrunden bei vielen Instituten haben drei Viertel der Befragten keine Angst, in den nächsten zwölf Monaten den Job zu verlieren. Damit offenbart sich eine überraschend positive Einschätzung der aktuellen Situation. Die mit Abstand grössten Wachstumsfelder sehen die Bankangestellten nach wie vor im Kerngeschäft Private Banking (23,5 Prozent) sowie im Fintech-Bereich (23,4 Prozent).

Optimistisch in die Zukunft

„Die Umfrage zeigt eindrücklich, dass ein Grossteil der Mitarbeiter auch weiterhin an eine starke Zukunft des Bankings in der Schweiz glaubt und sich gleichzeitig offen gegenüber neuen Trends zeigt“, erklärt ZBV-Präsident Thomas Ulrich. „Es ist genau diese Anpassungsfähigkeit, die unser Bankenplatz über die letzten Jahrzehnte hinweg immer wieder unter Beweis gestellt hat. Der Finanzplatz ist eine zentrale Stütze der Schweizer Wirtschaft und auf bestem Weg, sich im neuen Zeitalter der Digitalisierung zu Gunsten seiner Kunden und der Volkswirtschaft erfolgreich zu engagieren“, so Ulrich weiter.

Belastend für den Finanzplatz sind aus Sicht der Bankmitarbeiter dagegen die zunehmende Regulierung (29,5 Prozent), der geplante automatische Informationsaustausch (14,8 Prozent) sowie die allgemeinen Rahmenbedingungen (14,1 Prozent). Diese Einschätzung lässt sich als Wink an die Politik interpretieren, sich wieder verstärkt für den Finanzplatz einzusetzen.

Kommunikationsdefizite

Gut 40 Prozent der Befragten sind denn auch der Meinung, der Zürcher Finanzplatz kommuniziere nicht ausreichend nach aussen. Dies ist insofern bedauerlich, da 47,9 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass sich der Zürcher Finanzplatz in Sachen Kompetenz und Ausbildungsmöglichkeiten deutlich vom Ausland abhebe. Vor die Wahl gestellt würden immer noch 36,3 Prozent der Umfrageteilnehmer wieder ins klassische Banking einsteigen, während 28,8 Prozent unentschieden sind, und 34,9 Prozent eher davon abraten.


Finanztechnologie (Fintech) ist ein Sammelbegriff für moderne Technologien im Bereich der Finanzdienstleistungen. (Bild: © Rawpixel.com – shutterstock.com)

Augenmass – auch beim Spitzen-Management

Die Umfrage unterstreicht ebenfalls, dass nach einer Phase der Vergangenheitsbewältigung nun wieder zukunftsgerichtete Themen dominieren, selbst die Konsolidierung betrachten zahlreiche Bankleute als Chance (11,3 Prozent) und weniger als Gefahr (8,6 Prozent). Im Vordergrund stehen nun ganz klar die Digitalisierung, Fintech und Robo-Advisor-Modelle.

Sozusagen als Empfehlung an die verschiedenen Entscheidungsträger fordert das Bankpersonal mehr Augenmass bei den Löhnen und Boni, insbesondere mehr Bescheidenheit im Top-Management der Banken, ein vermehrt unternehmerisches und nachhaltigeres Denken anstatt sich an nackte Zahlen zu klammern, innovative Arbeitszeit-Modelle sowie tiefere Hürden für Neu- und Wiedereinsteiger.

Die Erhebung bringt zudem klar zum Ausdruck, dass sich der Finanzplatz Zürich besser vermarkten sollte, stärker auf Schweizer Werte setzt und die Kundenorientierung wieder vermehrt in den Vordergrund rückt.

Brexit – mehr Nutzen als Schaden

„Im Standortwettbewerb der Finanzplätze spielt Zürich ganz vorne mit. Gleichzeitig können wir noch viel von anderen Bankenplätzen lernen, was die Vermarktung unserer Stärken betrifft“, sagt ZBV-Präsident Ulrich. „Der Brexit-Entscheid von letzter Woche ist in diesem Sinne auch eine Chance: Mit der absehbaren Schwächung des Finanzplatzes London wird den anderen Finanzplätzen in Europa mehr Bedeutung zukommen. Dank unseren guten Rahmenbedingungen, stabilen politischen Verhältnissen und dem ausgezeichnetem Ausbildungsstand unserer Mitarbeitenden haben wir allen Grund, selbstbewusst aufzutreten“, erklärt Ulrich.

An der Online-Umfrage, die im vergangenen Mai auf finews.ch erfolgte, nahmen insgesamt 753 Personen teil. Der grösste Teil der Befragten arbeitet bei Grossbanken (48,7 Prozent), gefolgt von der Zürcher Kantonalbank (22,2 Prozent) und diversen Privatbanken (8,3 Prozent) und Regionalbanken (4,3 Prozent). 45 Prozent der Teilnehmer besitzen eine Führungsfunktion besitzen, 55 Prozent nicht.

 

Artikel von: Zürcher Bankenverband, finews.ch
Artikelbild: © g0d4ather – shutterstock.com

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