Den Sonntag als arbeitsfreien Tag bewahren

Der Tag der Arbeit fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Durch gesetzliche Ausnahmen wird das Sonntagsarbeitsverbot zunehmend ausgehöhlt. Überdies starten bürgerliche Politiker und Arbeitgeberkreise einen Angriff aufs Arbeitsgesetz.

Die Gewerkschaft Syna fordert zum Tag der Arbeit, dass der Sonntag ein arbeitsfreier Tag bleiben muss – auch, um Arbeit und Freizeit ins Gleichgewicht zu bringen.

Der Sonntag als arbeitsfreier Tag war nie flächendeckende Realität. Über lange Zeit waren aber die Ausnahmen vom Sonntagsarbeitsverbot auf das absolut Notwendige beschränkt. Der sonntägliche Ruhetag, oft verbunden mit einem freien Samstag, verhilft Familien und Freunden zu gemeinsamer Freizeit und den Arbeitnehmenden zu regelmässiger Erholung. Die regelmässige kollektive Auszeit ermöglicht ein gemeinsames sportliches, kulturelles oder politisches Engagement und gemeinschaftliche religiöse Besinnung.

Doch im scharfen Kontrast zur rituellen medialen Ausrufung des arbeitsfreien Wochenendes ist Samstags- und Sonntagsarbeit weitverbreitet. Rund 30 Prozent oder 1 220 000 Arbeitnehmende arbeiten immer wieder, regelmässig oder ausschliesslich am Sonntag (1). Und dies obwohl die in der industriellen Produktion typische Schicht- und Sonntagsarbeit abnimmt. Während im Gewerbe vermehrt auch am Samstag gebaut wird, sind vor allem die Beschäftigten im Detailhandel zunehmend mit einer Sieben-Tage-Woche konfrontiert.

Seit einigen Jahren werden die Ausnahmen im Arbeitsgesetz laufend ausgeweitet: Die Bahnhöfe sind an sieben Tagen geöffnete Shoppingzentren geworden. Selbst das Seco hat den Überblick verloren, wie viele Tankstellenshops am Sonntag geöffnet haben und ob diese die gesetzlichen Bedingungen einhalten. Immer mehr Kantone bewilligen sonntägliches Einkaufen; auch durch eine fragwürdige Ausdehnung der Tourismusgebiete.

Gesundheitsschutz wird angegriffen

Begleitet von einem systematischen Schlechtreden des Arbeitsgesetzes durch gewisse Arbeitgeberverbände startet Konrad Graber (2) schon den nächsten Angriff aufs Arbeitsgesetz. Er will faktisch für leitende Angestellte und Fachspezialisten im Dienstleistungssektor (3) das Arbeitsgesetz und damit die Höchstarbeitszeiten, Ruhezeiten sowie das Nacht- und Sonntagsarbeitsverbot ausser Kraft setzen.

Seine Ständeratskollegin Karin Keller-Sutter (4) will die Arbeitszeiterfassung für Vorgesetzte und Fachkräfte abschaffen. Dies würde nicht nur den Gesundheitsschutz gemäss Arbeitsgesetz verunmöglichen, sondern auch der Gratisarbeit Tür und Tor öffnen.

Arbeit und Freizeit in Balance bringen

Gerade wegen dieser bedrohlichen Entwicklung hält Syna an ihrem Ziel fest, Arbeit und Freizeit ins Gleichgewicht zu bringen. Auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen und die Schäden aufgrund von Stresserkrankungen zu minimieren. Darum fordern wir an diesem sonntäglichen Tag der Arbeit: Keine Ausweitung der Sonntagsarbeit, Fünf-Tage-Wochen für alle Arbeitnehmenden, Beibehaltung der Arbeitszeiterfassung.

Um die Notwendigkeit von familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen zu unterstreichen, wird Syna als grösster Mitgliederverband von Travail.Suisse und zusammen mit unserem Dachverband sowie weiteren Organisationen im Monat Mai zudem die Volksinitiative für einen gesetzlichen Vaterschaftsurlaub lancieren.

(1) BFS, Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE)

(2) Parlamentarische Initiative 16.414

(3) 75% der Arbeitnehmenden arbeiten im Dienstleistungssektor

(4) Parlamentarische Initiative 16.423

 

Artikel von: Syna – die Gewerkschaft
Artikelbild: © Monkey Business Images – shutterstock.com

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