Bargeld als Kapitalanlage, Anspruch auf Bargeldauszahlung

Noch vor ein paar Monaten hätte der Autor nie daran gedacht, einen Beitrag zu diesem Thema zu schreiben, da Bargeld als Kapitalanlage untauglich schien.

Mit dem Negativzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat sich das geändert.

Bargeld und sein Wert

Zuerst wollen wir uns mit der Frage befassen, was Bargeld überhaupt ist. Ausser dass es in unserem Portemonnaie ist und etwas Wert hat, ist eine weitere Analyse notwendig. Herausgegeben werden die Banknoten von der Nationalbank bzw. von der jeweiligen Nationalbank des jeweiligen Landes. Falsch. Das stimmt für die Schweiz, aber nicht für den Euro.

In der Schweiz wird es von der SNB herausgegeben, in der EU von der EZB und von anderen Banken. Die Nationalbank von Kuba editiert den Peso und den Peso convertible. Also, eine bunte Anzahl von Varianten. Lassen wir mal die Münzen auf der Seite. Lange Zeit wollten die Nationalbanken der Banknote einen echten Wert verschaffen und haben sich zu einer Goldparität verpflichtet.

Parallel dazu wurden Wechselkursparitäten unter den Ländern vereinbart, welche unter dem Begriff Bretton Woods bis 1973 Bestand hatten. Eine Banknote hatte einer bestimmten Menge Gold entsprochen und der Dollar so und so viel Pfund, D-Mark, Lire etc. Die Schwächen des Systems, welche hauptsächlich in der Unkontrollierbarkeit des Marktes lagen, liess das System untergehen und der Übergang folgte zu freien Wechselkursen. Allerdings: Erst 1997 hat die SNB die Goldparität aufgegeben.

Der Wert einer Banknote ist heute nicht mehr definiert und ein sogenannter synthetischer Wert. Mehr oder weniger ist das Geld einfach da und der Wert definiert sich durch den kollektiven Glauben der Bevölkerung an die Währung. Der Franken hat heute viel Wert, weil viele Leute glauben, er hat viel Wert. Tatsächlich kann für eine bestimmte Menge CHF im Ausland mehr gekauft werden, als in der Schweiz.

Das ist ein Ergebnis des kollektiven Glaubens an die Währung. Der Rubel hat nicht mehr so viel wert, auch das ist ein Ergebnis der kollektiven Einschätzung. Zur Einschätzung über den Wert einer Währung gehören viele Faktoren: Wirtschaft, BIP, Bevölkerung, Prognosen, etc. Den Wert der Währung erfahren wir über die Wechselkurse. Ohne den Vergleich zu anderen Währungen wüssten wir nicht, wie viel unsere oder andere Währung Wert hat.

Nun, nachdem wir wissen, was eine Banknote ist und dass sich kein effektiver Wert dahinter verbirgt, aber dennoch dem Stück Papier Glauben entgegengebracht werden kann, wollen wir die Kapitalanlage Bargeld analysieren. Dabei analysieren wir zuerst Schweizer Bargeld als Kapitalanlage.


Der Wert einer Banknote ist heute nicht mehr definiert und ein sogenannter synthetischer Wert. (Bild: © Lisa S. – shutterstock.com)

Bargeld als Kapitalanlage

Rentabilität: Bargeld wirft keinen Zins ab. Die meisten Bankkonti auch nicht. Bankkonti kosten Spesen, ein Banksafe auch. Immerhin kann man Obligationen mit 1- 3% Zins erwerben. Fazit: Bargeld schneidet leicht schlechter ab, ist aber individuell zu beurteilen. Es gibt Pensionskassen, welche hohe Bargeldbeträge im Safe haben, da dies besser rentiert als ein Kontokorrent mit Negativzins. Bei Privatpersonen gibt es kaum Bankkonti mit Negativzinsen. Die meisten Banken zahlen einen Hauch an Zins, der jedoch die Abdeckung der Bankspesen kaum ermöglicht.

Liquidität: Bargeld ist hoch liquid und fungibel, wird aber mehr und mehr verboten. Europäische Länder kennen Bargeldgrenzen (z.B. in Frankreich), welche bei 1000 Euro liegen, Schweden hat das Bargeld praktisch abgeschafft. In der Schweiz ist Bargeld noch beliebt und das Barzahlungsverbot ab CHF 100‘000.- wurde vom Parlament gestrichen.

Fazit: Bargeld wird schwieriger einsetzbar. Hochproblematisch ist das Wiedereinzahlen auf ein Bankkonto nach einer gewissen Zeit. Ohne klare Dokumentation ist dies faktisch nicht möglich. Es besteht die Vermutung, dass das Geld illegal ist. Beim Bargeld ist der gutgläubige Besitz, wie ihn das Zivilrecht kennt, abgeschafft (entgegen ZGB Art. 931 und 939).

Sicherheit: Bargeld ist ein sicherer Wert, da die Nationalbank als Gläubiger dahinter steht, währendem die Banken eine gewisse Unsicherheit haben. Die UBS konnte nur dank der SNB überleben. Bargeld ist diebstahlgefährdet und der Inhalt von Schliessfächern ist beschränkt versichert.

Die SNB hat als Passivum das Eigenkapital und das Fremdkapital. Die in Umlauf stehende Bargeldmenge ist eine Schuld der Nationalbank. In den Aktiven hat sie Anlagen, hauptsächlich Fremdwährungen, fälschlich als Devisenreserven bezeichnet. Reserven sind in der Bilanzsprache immer in den Passiven. Die Devisenanlagen der SNB zusammen mit dem Gold und den übrigen Aktiven haben die Grösse des Schweizerischen Bruttosozialproduktes erreicht. Ein noch nie da gewesenes Volumen.

Bargeld ist auch im Vergleich zu anderen Anlagekategorien zu beurteilen. Die langfristige Rentabilität zeigt sich wie folgt in der Reihenfolge der Ertragsintensität: Geld, Gold, Bankkonti, Obligationen, Immobilien, Aktien.



Bargeldhaltung

Grösstes Problem wird die „Geschichte“ von Bargeld sein. In Zukunft grössere Bestände wieder in den Bankkreislauf zurückzuführen, dürfte sehr problematisch werden. Schon heute ist eine grössere Bargeldeinzahlung kaum mehr möglich, ebenso der Bargeldbezug. Immerhin hat das Bundesgericht in einem neueren Entscheid den Anspruch eines Bankkunden auf Bargeldauszahlung bestätigt (BGE 4A_168/2015). Das gleiche Problem wird sich mit Gold ergeben. Wer heute grössere Goldbestände in privaten Safes hat, dürfte in Zukunft grosse Probleme mit einem Verkauf über eine Bank haben.

Bargeld kann auch in anderen Währungen angelegt werden. Dies ist nur sinnvoll, wenn man daran glaubt, dass der Schweizerfranken gegenüber anderen Währungen an Wert verliert. Wie wir wissen, war dies nie der Fall. Es gibt keine Währung, welche in den vergangenen 50 Jahren gegenüber dem CHF an Wert zugenommen hat.

Schweden und Dänemark werden demnächst das Bargeld abschaffen. Die müssen sich solche Fragen nicht mehr überlegen. Die Folge ist, dass sämtliche Geldtransaktionen dokumentiert sind. Den Blick auf das Bankkonto hat nicht nur der Inhaber. Damit ist die Einkommens-, die Vermögens- und die Konsumsituation des Individuums transparent bis ins letzte Detail.

Also: Auch in Zeiten negativer Zinsen ist Bargeld nicht unbedingt attraktiv und mit Risiken verbunden.

 

Artikel von: artax Fide Consult AG / Mitglied von Morison International / artax.ch
Artikelbild: © Sorbis – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. iur. Bernhard Madörin

Seit 2000 ist Dr. iur. Madörin Partner und langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates der artax Fide Consult AG. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer hat er als Steuer- und Treuhandexperte die Gesamtverantwortung für die Bereiche Steuern, Recht und Unternehmungsberatung inne und kann heute auf rund 30 Jahre Berufserfahrung als Treuhänder und selbständiger Unternehmer zurückblicken.

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