Negative Kritik anbringen

Fehler machen ist menschlich. Zu Fehlern stehen zeigt Stärke und Ehrlichkeit. Doch um zu den eigenen Fehlern stehen zu können, muss man auch erwarten können, dass man dafür nicht gerade die Kündigung erhält oder vor dem ganzen Team gedemütigt wird.

Jemanden konstruktiv zu kritisieren ist eine Kunst, die leider noch nicht in allen Berufsumfeldern beherrscht wird. Ob für Mitarbeitende oder Vorgesetzte, konstruktive Kritik anzubringen ist eine wichtige Kompetenz für das Berufsleben (aber natürlich auch für das Privatleben).

„Jetzt reicht es mir! Kannst du nicht einmal etwas richtig machen! Du bist einfach absolut unfähig!“ Wenn es in einem Büro oder in einer Werkstatt solche oder gar noch gravierendere Worte hagelt, ist eines klar: An diesem Arbeitsplatz wird keine konstruktive Kritik geübt, sondern einfach nur rumgebrüllt.

Wer seinen Büronachbarn jedes Mal anschreit, wenn dieser etwas nicht nach dem eigenen Gutdünken gemacht hat, erreicht wenig. Das Resultat ist im besten Fall eine ungünstige Beziehung zum Kollegen oder zur Kollegin; im schlechtesten Fall eine schädliche Arbeitsatmosphäre endend in Unproduktivität und niedriger Leistungsfähigkeit.

Viel effizienter ist es, konstruktive Kritik anzubringen, damit der andere oder die andere versteht, warum Sie unzufrieden sind. Kann nämlich nicht nachvollzogen werden, warum jemand wütend ist, kann man auch keine Kritik aufnehmen. Deshalb ist es wichtig, negative Kritik richtig anzubringen.


Kritik sollte sachlich vorgetragen werden. (Bild: © kabaldesch0 – Pixabay)

Ruhiger Tonfall

Der Tonfall ist ausschlaggebend bei Kritikäusserungen. Denn wird man einfach angeschrien, stellen die meisten ihre Ohren auf Durchzug. Die Kritik kommt gar nicht erst an und der Fehler bleibt unverbessert oder wird nie eingesehen. Andernfalls kann man jemanden mit einem unverschämten Tonfall aber auch verletzen, wodurch ebenfalls kein erwünschtes Ergebnis erreicht wird.

Einige Arbeitnehmer berichten davon, wie ihr Vorgesetzter sie beschimpft, weil ihnen ein Fehler unterlaufen ist oder sogar weil sie es wagten, sich mit einem Verbesserungsvorschlag in die Unternehmensführung einzumischen. Es folgt lauthals schreiend zum Beispiel: „Was fällt dir ein, mir vorzuschreiben, wie ich meinen Job ausführen soll, du unnützer Faulpelz!“


Anbrüllen sollte nicht sein. (Bild: © Photl.com 0009910336O)

Der Ton, in dem die Kritik geäussert wird, soll zwar bestimmt sein, jedoch nicht laut oder gar schreiend. Ausserdem gilt es darauf zu achten, dass die Stimme sich vor Wut nicht überschlägt, sondern dass man trotzdem ruhig bleibt. Gute Vorschläge gehen unter, wenn keine Kritik erlaubt ist, was wiederum die Produktivität eines Unternehmens immer mehr einschränkt. Denn die Mitarbeitenden werden sich nicht mehr dazu äussern, wie ein Arbeitsprozess effizienter vonstattengehen könnte, wenn sie jedes Mal erwarten müssen, angeschrien und beschimpft zu werden.

Sachlich bleiben

Tatsache ist, dass ab und an das Temperament mit einem durchgeht. Das ist genauso menschlich, wie Fehler zu machen. Ausraster dürfen auch mal passieren. Doch sollten diese stets ausgelebt werden, wenn keine Mitarbeitenden und Kollegen anwesend sind. Sollte das doch mal der Fall sein, darf die Wut auf keinen Fall gegen sie gerichtet werden.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, sich nochmals Gedanken zu machen, bevor man jemanden kritisiert. Somit entgeht man der Gefahr, emotional zu reagieren. Bemerkt man, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einen gravierenden Fehler gemacht hat, sollte man sich genau überlegen, was man sagen will.

Emotionsgeladene Schimpftiraden erklären nämlich nicht, wo der Fehler genau lag, sondern richten sich direkt an die Mitarbeitenden. Meist kommen solche Wutanfälle auch nicht direkt wegen eines unterlaufenen Fehlers eines Mitarbeitenden zustande. Stress, Überbelastung, private Probleme (wie z. B. Beziehungskrisen, Midlife-Crisis oder Minderwertigkeitskomplexe) oder das Vertuschen eigener Fehler stehen vielfach hinter unverhältnismässigen Ausbrüchen.


Wutanfälle helfen niemandem weiter. (Bild: © photl.com 0008688121C)

Des Öfteren habe ich nun schon aus meinem Umfeld gehört, wie Vorgesetzte absolut die Kontrolle verlieren. Dann fliegt ein Hammer oder sogar ein Stuhl durch die Werkstatt und zwar nicht einfach ziellos, sondern direkt auf den Mitarbeitenden gerichtet, dem der Wutanfall gilt. Wenn das sogar als „normal“ gilt, muss man sich wirklich fragen, ob man unter solchen Umständen noch arbeiten möchte und vor allem kann. Wenn die Arbeit nicht wertgeschätzt wird, schneidet sich der oder die Vorgesetzte ausserdem ins eigene Fleisch. Denn unter einer solchen „Terrorherrschaft“ arbeitet wohl kaum jemand produktiv und genau.

Möchte man Kritik ausüben und ist gereizt, sollte man also erst einmal tief durchatmen oder vielleicht nochmals darüber schlafen. Überlegt man sich im Vorneherein, was man beim Feedback genau sagen möchte, kann man Wutgefühle ablegen und sachlich argumentieren. Am besten kündigt man das Feedbackgespräch mit einem Termin an. Somit kann sich der oder die Betroffene darauf vorbereiten. Ausserdem ist es wichtig, dass dieses Gespräch unter vier Augen stattfindet. Vermeiden Sie, jemanden vor dem ganzen Team blosszustellen.

Konkrete Botschaft

Generelle Kritiken wie „Du machst immer alles falsch“ oder „Nie kriegst du etwas richtig hin” helfen wenig. Der Fehler kann nicht nachvollzogen werden, wenn man eine Ladung Generalanschuldigungen an den Kopf geworfen bekommt. Wichtig ist es, genau hervorzuheben, worin der Fehler lag, und eine ganz konkrete Botschaft zu formulieren.

Ein „Schau! Bei dieser Abrechnung stimmt etwas nicht. Bitte prüfe sie noch einmal“ ist viel wirksamer als ein „Du hast schon wieder die gesamte Abrechnung vermasselt“. Ausserdem kommt negative Kritik immer besser an, wenn man sie in eine sogenannte Ich-Botschaft verpackt. Sagt man „Ich habe gestern gesehen, dass in der Buchhaltung etwas nicht stimmt“ anstatt „Du machst immer Fehler bei der Buchhaltung“, kann die Kritik besser verdaut werden.

Dies zeigt zudem, dass sich der oder die Kritisierende auch wirklich die Zeit genommen hat, sich mit der Arbeit des anderen auseinanderzusetzen und versucht hat zu verstehen, was falsch gelaufen ist. Dies zeigt Wertschätzung und Respekt gegenüber der Arbeit von anderen.



Fazit

Beachtet man im Büroalltag (aber auch im Privatleben!) diese Punkte, wie negative Kritik ausgeübt werden sollte und warum Anbrüllen und Wutentbrannt-mit-Gegenständen-um-sich-Werfen wenig wirksam sind, kann Kritik auch umgesetzt werden und die Kritisierten können aus ihren Fehlern lernen.

Die hierdurch gewährleistete positive Arbeitsatmosphäre trägt zu einer steten Verbesserung der Prozesse und Produkte in einem Unternehmen bei. Ausserdem profitieren alle Involvierten – vom Big Boss bis zu den Facility-Angestellten – von einer Unternehmenskultur, die es ermöglicht, aus Fehlern zu lernen und zu den eigenen Fehlern zu stehen.

 

Oberstes Bild: © Jeanette Dietl – shutterstock.com

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