Print ist nicht out: Warum Content-Marketer den Print-Kanal beachten sollten

Content-Marketing hat sich vom Hype zum weithin etablierten Marketingwerkzeug entwickelt. Man gewinnt den Eindruck, dass es sich dabei um eine junge Disziplin handelt, die vor allem mit den Mitteln der Internettechnik arbeitet – Social Media, Webblogs, Newsletter, Analytic-Tools etc. 

Die Idee hinter dem Content-Marketing gibt es schon sehr lange und Verlage, insbesondere die Fachverlage, betreiben dieses Prinzip schon seit Jahrzehnten. Und es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb Online-Content-Marketer nicht auch vom etablierten System Gebrauch machen sollten.

Wer sich mein LinkedIn- oder Xing-Profil einmal näher angeschaut hat, der weiss, dass ich seit ungefähr drei Monaten für einen Fachverlag in München tätig bin. Meine Aufgaben als Redakteur umfassen zum einen das Verfassen eigener Beiträge für das Printmagazin sowie die Online-Präsenz, das Wahrnehmen von Presseterminen, Konzeption von Interviews, interne Planung und – neben vielen anderen spannenden Dingen, die zum Redaktionsalltag dazu gehören – auch das Durchschauen von Fachbeiträgen, die von Experten aus Industrie und Forschung eingereicht werden.

Warum schreiben Ingenieure, Doktoren und Professoren von namhaften Unternehmen und Forschungsunternehmen Artikel für ein Print-Fachmagazin? Ich kann verraten, dass es nicht wegen des Autorengehalts oder zur Produktwerbung geschieht. Ein Autorengehalt wird in der Regel nicht gezahlt und Produktwerbung streichen die Redakteure heraus oder lehnen den Artikel mit einem freundlichen Hinweis auf die Anzeigenabteilung ab. Abgedruckt werden hochwertige Inhalte, die der Zielgruppe einen Mehrwert bieten unter Nennung und Kurzvorstellung des Autors und der Institution, für die er tätig ist. Es ist Content-Marketing.

Print-Magazine sind immer noch relevant

Wer im deutschsprachigen Raum Content-Marketing betreiben möchte, muss sich nicht auf die zahlreichen Online-Kanäle beschränken, denn anders als in Amerika spielen Printmagazine hier noch immer eine grosse Rolle. Und anders, als man es in der Onlinewelt von heute denken würde, ist die Print-Verlagswelt keine überalterte Szene ohne „Nachkommen“. Es gibt Erfolgsgeschichten von Verlags-StartUps, die auf Wunsch der Zielgruppe im Printformat publizieren, wie das mit dem Innovationspreis ausgezeichnete Magazin Shift.


Print-Magazine sind immer noch relevant (Bild: © racorn – shutterstock.com)

Es ist natürlich so, dass Inhalte leichter und schneller über die eigene Online-Plattform publiziert werden können und die prinzipielle Reichweite im weltweit vernetzten Online-Format deutlich höher ist. Im Gegensatz zur Publikation in einem externen Print-Magazin muss man „im eigenen Haus“ keinen Redigierprozess durch einen fremden Redakteur hinnehmen und sich nicht neu auf die Anforderungen des Print-Magazins einstellen (z. B. druckfähige Bilder mit bestimmter Mindestgrösse, 300 dpi-Auflösung und am besten konvertiert in CMYK-Farbraum, gewisse inhaltliche Vorgaben etc.).

Was gedruckte Magazine leisten können

Für diesen Aufwand an Kommunikation gibt es aber auch einiges geboten. Wer sich das richtige Magazin aussucht, erreicht eine relativ gut definierte Zielgruppe, die bereit ist, Geld für die Inhalte des Magazins auszugeben – und entsprechend aufmerksam die Inhalte zu lesen. Bei Publikumszeitschriften sind Reichweiten von bis zu 1,5 Millionen Lesern pro Ausgabe möglich. Der Wert ist den Mediadaten eines der erfolgreichsten Publikumszeitschriften entnommen, der Vogue. Bei grossen Fachmagazinen können Auflagen von hundertfünfzig bis zweihunderttausend erreicht werden, wie es beispielsweise beim Ärzteblatt der Fall ist. Gelesen wird ein Heft in der Regel von mehr als einer Person, sodass die tatsächliche Reichweite leicht verdoppelt oder verdreifacht werden kann.

Es ist unwahrscheinlich, dass einer dieser Hochkaräter auch genau die Zielgruppe anspricht, bei der man sich selbst mit einem Fachbeitrag als Experte profilieren möchte. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass diese Magazine ausserdem noch den eigenen Fachbeitrag akzeptieren.


Bei Publikumszeitschriften sind Reichweiten von bis zu 1,5 Millionen Lesern pro Ausgabe möglich. (Bild: © Stokkete – shutterstock.com)

Marketing-Effekte nutzen

Aber auch, falls es nur für einen Beitrag in einem Magazin mit einer Auflage von Tausend reichen sollte, ist dies eine Menge Wert. Geht man davon aus, dass die effektive Reichweite in etwa doppelt so hoch ist und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person auch tatsächlich Ihren Beitrag liest, bei fünfzig Prozent liegt, hätten Sie damit tausend Personen aus einer relevanten Zielgruppe erreicht. Das bedeutet, tausend Leser, die mit Ihrem Content interagieren, und das für null Euro. Zusätzlich erhalten Sie einen Marketing-Effekt dadurch, dass die Leser ihren Namen mit dem Magazinnamen ihres Vertrauens verbinden.

Mit etwas Glück verfügt das Magazin über eine Online-Präsenz und stellt den Beitrag mit einer gewissen Verzögerung auch noch auf diesem Kanal ein. Dann können Sie den Link zu diesem Beitrag über ihre eigenen sozialen Kanäle verschicken (Tweet, Facebook-Post, Update auf LinkedIn usw.) und erhalten so weitere Reichweite. Den Artikel selbst können Sie natürlich auch in mehrere Kurzbeiträge teilen, umschreiben und auf dem eigenen Portal online stellen. Wenn es ein relevanter Fachbeitrag ist, dann hat er eventuell auch für interne Fortbildungen weitere Verwendung.



Wenn Sie wirklich relevante Inhalte liefern, können Sie unter Umständen auch als Vertreter eines kleinen und unbekannten Unternehmes bei einem grossen Magazin veröffentlicht werden. Und wenn sie dort durch Fachwissen überzeugen, werden die Redakteure wahrscheinlich beim nächsten Mal auf Sie zukommen, wenn das Magazin gute Inhalte für ein Thema sucht, das Sie fachlich bearbeiten.

Content-Marketern kann eigentlich nichts Besseres passieren, da diese Beiträge zum Standardrepertoire gehören und mit überschaubarem Arbeitsaufwand zusätzlich in einem Printmagazin veröffentlicht werden können, um dort Reichweite einzuspielen.

Jetzt brauchen Sie nur noch eine gute Marketingabteilung, die eine Grundmenge an geeigneten Magazinen ausfindig macht, die für diesen Zweck in Frage kommen und die Veröffentlichungsmöglichkeiten bespricht.

 

Oberstes Bild: © moomsabuy – shutterstock.com

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Mehr zu Markus Haller

Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft fürs Schreiben.
Die Themen dürfen ruhig weit gesteckt sein: Von Archäologie und Kulturanalyse über Naturwissenschaft und Technik hin zum eCommerce und Content-Marketing.

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