Die Business-Idee – Initialzündung für die Selbstständigkeit  

Am Anfang jeder Existenzgründung steht eine Geschäftsidee oder Business-Idee. Es handelt sich um die Vorstellung, womit eine selbstständige Tätigkeit verwirklicht werden soll. Was von der Entwicklung einer blossen Idee bis zum fertigen Konzept zu beachten ist und welche Möglichkeiten es dafür gibt, erfahren Sie hier.

Viele träumen von der Selbstständigkeit. Die Vorstellung, selbstbestimmt arbeiten zu können und der eigene Chef zu sein, fasziniert zahlreiche Menschen. Doch die meisten scheuen das Wagnis, fürchten finanzielle Unsicherheit und die Gefahr des Scheiterns. Deshalb bleibt die Existenzgründung oft ein Traum. Die Business-Idee ist dabei der Keim des künftigen unternehmerischen Erfolgs oder Misserfolgs. Auf sie sollte daher besondere Sorgfalt verwendet werden.

Die Business-Idee – mehr als nur ein Einfall

Bei vielen Existenzgründern leitet sich die Business-Idee aus ihrer vorhergehenden Tätigkeit ab. Wer zuvor in einer abhängigen Beschäftigung Spezial-Know-how aufbauen und Erfahrungen sammeln konnte, mag sich irgendwann überlegen, diese Dienste auf eigene Rechnung anzubieten. Eine solche Existenzgründung bietet den Vorteil, dass oft bereits ein Beziehungsnetzwerk besteht, das die Gewinnung von Kunden und die Markterschliessung erheblich erleichtert. Da Prozesse, Inhalte, Aufgaben und Abläufe bereits bekannt sind, lässt sich auch der Unternehmensaufbau recht gut planen und umsetzen.

In solchen Fällen ist die Business-Idee nicht das Problem. Das gilt auch für Erfinder und Tüftler, die eine Innovation im Kopf und vielleicht sogar bereits einen Prototyp entwickelt haben. Auch hier ist die Idee schon vorhanden, es geht eher um die unternehmerische Umsetzung.

Sehr viel schwerer tun sich dagegen Gründer, die nicht über einen solchen Hintergrund verfügen. Oft ist der Start in die Selbstständigkeit den Umständen und Lebensumbrüchen geschuldet. Wer vorher in einer anderen Selbstständigkeit gescheitert ist oder länger arbeitslos war, benötigt eine neue Existenzgrundlage. Die eigene Firma kann ein Ausweg sein, es ist aber dann oft notwendig, sich grundsätzlich neu zu orientieren. Das betrifft auch Inhalte und Art der Tätigkeit. Wer nach der Ausbildung oder dem Studium direkt in die Selbstständigkeit starten will, kann ebenfalls noch kaum Erfahrungshintergrund aufweisen. Auch hier beginnt die Existenzgründung de facto am Nullpunkt. Und der besteht in der Findung einer zündenden Business-Idee.


Ideen lassen sich auch durch systematische Anwendung von Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mind-Mapping usw. entwickeln. (Bild: © Rawpixel – shutterstock.com)

Möglichkeiten, Geschäftsideen zu finden, gibt es viele. Wer im Internet gezielt recherchiert, sich auf Messen umschaut oder entsprechende Publikationen studiert, wird auf eine Vielzahl an Vorschlägen und Inspirationen stossen. Oft liefern anderswo bereits erfolgreich umgesetzte Konzepte wertvolle Denkanstösse. Ideen lassen sich auch durch systematische Anwendung von Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mind-Mapping usw. entwickeln. Hier kann man – alleine oder noch besser zusammen mit anderen – die individuelle Kreativität und Erfindungsgabe voll zur Geltung bringen. Das Ergebnis ist zunächst ein bunter Strauss an Einfällen. Aber ein Einfall ist noch keine Business-Idee. Es ist notwendig, eine Bewertung hinsichtlich Machbarkeit und Erfolgsaussichten vorzunehmen und entsprechend zu selektieren.

Geschäftsideen bewerten – Machbarkeit prüfen

Bei der Prüfung der Machbarkeit geht es zunächst um eine Grobabschätzung, inwieweit die Verwirklichung einer Idee auch realistisch ist. Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.

Folgende Fragen sollten beantwortet werden:

  • Ist überhaupt ein ausreichender Markt für die Business-Idee gegeben? Inwieweit ist der Markt bereits durch andere Wettbewerber besetzt? Welche Markteintrittsbarrieren bestehen gegebenenfalls?
  • Sind grössere Investitionen zur Umsetzung erforderlich? In welchem Volumen bewegen sie sich? Und welche finanziellen Ressourcen stehen für eine Umsetzung zur Verfügung?
  • Sind ausreichende Kenntnisse – sowohl in technischer als auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht – vorhanden, um die Idee umzusetzen? Wie könnten bestehende Lücken geschlossen werden?
  • Gibt es rechtliche Anforderungen und Auflagen zu beachten? Sind besondere Zulassungen, Genehmigungen oder Qualifikationsnachweise erforderlich?
  • Wie ist das unternehmerische Risiko zu bewerten? Besteht ein hoher Kapital- und Investitionsbedarf oder eine lange Kapitalbindung? Ist ggf. ein schneller Wiederausstieg möglich? Bestehen grosse Verlustrisiken?

Viele dieser Punkte sind erst später im Business-Plan zu konkretisieren. Hier geht es zunächst nur darum, zu priorisieren und festzulegen, welche Ideen näher verfolgt werden sollen.

Was ist die Unique Selling Proposition?

Ein wesentlicher Faktor bei der Bewertung der Erfolgsaussichten ist die sogenannte Unique Selling Proposition – kurz USP – oder das Alleinstellungsmerkmal. Um am Markt mit einem Produkt oder einem Dienstleistungangebot erfolgreich zu sein, muss es sich vom Wettbewerb signifikant unterscheiden und für Kunden einen spürbaren Mehrwert bieten – das heisst einen USP besitzen. Produkte oder Leistungen, die das nicht können, sind leicht nachahmbar und es gibt letztlich kein Argument für den Kauf ausser vielleicht den Preis. Aber billiger als die Konkurrenz können und wollen auf Dauer nur die wenigsten sein. Die Frage nach dem USP zu beantworten bedeutet daher zu definieren, welchen konkreten zusätzlichen Nutzen Kunden vom Erwerb des eigenen Angebots im Vergleich zum Wettbewerb haben.


Ein wesentlicher Faktor bei der Bewertung der Erfolgsaussichten ist das Alleinstellungsmerkmal. (Bild: © SK Design – shutterstock.com)

Das Alleinstellungsmerkmal bildet gleichzeitig eine entscheidende Grundlage für die spätere Werbebotschaft. Damit können Kunden überzeugt werden, sich für das Produkt oder die Leistung des neu gegründeten Unternehmens zu entscheiden und nicht für die Konkurrenz. Möglichkeiten, sich vom Wettbewerb zu unterscheiden, gibt es viele – auch bei Produkten und Leistungen, die schon am Markt angeboten werden. Differenzierungen sind zum Beispiel möglich durch

  • abweichende, besonders wichtige Produkt- oder Leistungsmerkmale
  • eine bessere Qualität, Haltbarkeit, Nutzungsdauer usw.
  • besondere Service-Leistungen und -Standards, die der Wettbewerb nicht bietet
  • die Erreichbarkeit, zum Beispiel durch einen besonders vorteilhaften Standort
  • die zeitliche Verfügbarkeit.

Jeder Existenzgründer sollte sich über seine USP im Klaren sein. Angebote, die nicht mehr oder sogar weniger bieten als die Konkurrenz, werden es schwer haben, sich am Markt durchzusetzen.

Franchising als Alternative zur eigenen Geschäftsidee

Wer sich nicht auf die eigene Kreativität und Erfindungsgabe verlassen will, kann auch Ideen und Konzepte Dritter nutzen. Eine Möglichkeit dazu bietet Franchising. Dabei stellt der Franchise-Geber mehr als nur eine Business-Idee zur Verfügung. Franchising bietet in der Regel ein ausgereiftes Geschäftskonzept, das neben der Idee auch bereits den Business-Plan, Instrumente der Vermarktung und Unterstützung bei Geschäftsaufbau und -führung abdeckt.

Viele Aufgaben, bei denen man sonst als Existenzgründer auf sich alleine gestellt ist, werden einem hier abgenommen. Etliche Franchising-Konzepte wurden bereits andernorts erfolgreich umgesetzt, so dass hier zumindest Erfahrungswerte vorliegen und sich die Erfolgsaussichten einer Existenzgründung besser einschätzen lassen. Es gibt am Markt inzwischen Hunderte von Franchise-Konzepten, die sich in unterschiedlichsten Branchen tummeln. Die Bandbreite reicht von A wie Autolackierung bis Z wie Zahnbleaching.


Wer sich nicht auf die eigene Kreativität und Erfindungsgabe verlassen will, kann auch Ideen und Konzepte Dritter nutzen. (Bild: © Manczurov – shutterstock.com)

Dieser „Service“ hat aber auch einen Preis. Als Franchise-Nehmer ist man an die Vorgaben des jeweiligen Franchise-Gebers gebunden, die unternehmerische Selbstständigkeit und die Handlungsfreiheit sind dadurch nicht unerheblich eingeschränkt. Dies kann einerseits dazu beitragen, Risiken zu reduzieren, aber auch Chancen kleiner zu machen.

Ausserdem ist die Nutzung eines Franchising-Konzeptes mit Kosten verbunden. Die meisten sehen eine laufende Beteiligung des Franchise-Gebers am Umsatz – nicht am Gewinn! – vor. Zusätzlich fallen für die Konzeptnutzung in der Regel Lizenzgebühren an, ggf. werden für bestimmte Leistungen weitere Gebühren berechnet. Diese Leistungen an den Franchise-Geber wollen erst einmal verdient sein, ehe tatsächlich ein unternehmerischer Gewinn für den Gründer selbst entsteht. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Konzepte ist ausserdem Eigenkapital für Erstausstattung und Anfangsinvestitionen erforderlich. Je nach Franchising-Vorhaben kann dies bis zu mehrere Zehntausend Franken ausmachen.

Auch Franchising-Konzepte bedürfen einer kritischen Prüfung. Längst nicht jede Franchising-Idee hat sich tatsächlich bewährt, nicht jedes Konzept ist ausgereift. Bei manchem verdient vor allem der Franchise-Geber, die Franchise-Nehmer haben dagegen eher das Nachsehen. Auch bei Franchising sind einige grundlegende Fragen zu beantworten, die sich ähnlich wie bei einer eigenen Business-Idee stellen: Ist genug Marktpotenzial vorhanden? Wie sieht die Konkurrenz aus? Ist ausreichendes Know-how gegeben? Nicht selten sind im Umfeld auch noch andere Franchise-Nehmer mit dem gleichen Konzept aktiv. Dann stellt sich in besonderem Masse die Frage, was den eigenen Antritt so einzigartig macht und ihn vom Wettbewerb unterscheidet.

Nicht ideenlos – die Übernahme eines Unternehmens

Eine andere Option, auf einer bereits vorhandenen und umgesetzten Business-Idee aufzusetzen, ist die Übernahme eines bestehenden Betriebes oder Geschäftes. Viele Firmeninhaber, die sich dem Rentenalter nähern, sind auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Oft lässt sich der Wunsch nach Weitergabe des Stabes in der eigenen Familie nicht verwirklichen, weil das Interesse fehlt, keine ausreichende Qualifikation vorhanden ist oder schlicht und einfach kein Familienangehöriger zur Verfügung steht. Dann müssen Lösungen von aussen gefunden werden. Das Problem der Unternehmensnachfolge betrifft vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die zu einem grossen Teil noch inhabergeführt sind. Hier eröffnen sich für interessierte Gründer Chancen für die Verwirklichung der Selbstständigkeit.


Viele Firmeninhaber, die sich dem Rentenalter nähern, sind auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. (Bild: © soo hee kim – shutterstock.com)

Mit der Übernahme einer Firma wird nicht nur die jeweilige Business-Idee eingekauft, sondern auch deren Umsetzung. Das bietet viele Vorteile. Ein Markt ist bereits vorhanden und muss nicht erst erschlossen werden. Es besteht in der Regel ein fester Kundenstamm, Produkte und Leistungen sind bekannt. Und es existiert eine fundierte Datengrundlage, um die weiteren Erfolgsperspektiven kalkulieren zu können.

Ganz ideenlos sollte aber auch die Gründung durch Übernahme nicht sein. Die Unternehmensnachfolge bedeutet eine grundlegende Veränderung, bei der auch das bestehende Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen ist. Oft ist der Betrieb ganz auf die Person des bisherigen Inhabers zugeschnitten und kann so nicht ohne Weiteres fortgeführt werden. Daher sind auch hier Business-Ideen gefragt, um das existierende Geschäft weiterzuentwickeln. Im Unterschied zu einer Neugründung kann in diesem Fall aber auf Vorhandenem aufgebaut werden, es handelt sich oft mehr um eine organische Fortentwicklung, Ergänzung und Erweiterung als um einen völligen Umbruch oder Neuanfang.

Der entscheidende Knackpunkt bei Gründungen durch Übernahmen ist üblicherweise die Finanzierung. Der Alt-Eigentümer wird den Betrieb nur für einen angemessenen Preis verkaufen. Auch wenn hier unterschiedliche Lösungen vorstellbar sind wie ein Kauf in Etappen, gegen Rentenzahlung und ähnliches: Die finanzielle Belastung ist vielfach grösser als bei einer Neugründung. Diese Lösung kommt daher nur für Gründer mit entsprechenden Finanzressourcen in Betracht.

Erst einmal die Idee testen – Gründung im Nebenerwerb

Wer sich nicht sicher ist, ob seine Business-Idee auf Dauer tragfähig ist, kann es zunächst einmal mit einer Gründung im Nebenerwerb versuchen. Dabei lassen sich Erfahrungen sammeln, eine bestehende Business-Idee kann weiterentwickelt und ausgebaut werden, bis sie vollständig ausgereift ist und als Existenzbasis dienen kann. Die Gründung im Nebenerwerb ist eine gute Möglichkeit, eine Business-Idee zu testen und dabei das unternehmerische Risiko in Grenzen zu halten.

Allerdings ist diese Form der Gründung nicht für jede Geschäftsidee geeignet. Sie kommt tendenziell eher im Dienstleistungsbereich als im produzierenden Gewerbe in Betracht. Manche Business-Ideen erfordern in der Umsetzung von vorneherein vollen Einsatz und lassen sich nicht nebenbei realisieren.

Der Business-Plan – das Umsetzungskonzept

Steht die Business-Idee erst einmal fest, ist im nächsten Schritt eine nähere Konkretisierung im Hinblick auf die Umsetzung erforderlich. Sie erfolgt im Business-Plan. Der Geschäftsplan konkretisiert die Idee und dient als Leitfaden für die Verwirklichung der Selbstständigkeit. Er ist damit eine wichtige Unterlage für den Gründer selbst, aber auch für externe Kapitalgeber, um die Tragfähigkeit eines Vorhabens beurteilen zu können. Dazu gehören selbstverständlich auch entsprechende Planungsrechnungen. Ein ausgefeilter Business-Plan kann je nach Komplexität und Umfang des Vorhabens zwischen 10 und 50 Seiten umfassen. Die zentralen Aussagen werden dabei üblicherweise in Form einer Management oder Executive Summary vorangestellt.

Wesentliche Bestandteile des Geschäftsplans sind:

  • die Vorstellung der Business-Idee selbst einschliesslich Benennung der USP
  • persönliche Angaben zum Gründer oder Gründer-Team
  • eine detaillierte Markt- und Wettbewerbsanalyse
  • ein Marketing- und Vertriebskonzept, in dem die USP eine zentrale Rolle spielt
  • Darstellung der Unternehmensform und -organisation: Rechtsform, Standort, Personaleinsatz, Aufbau und Abläufe
  • eine Finanzplanung: Benötigt werden eine Liquiditätsplanung, eine Kapitalbedarfs- und Investitionsplanung sowie eine Rentabilitätsvorschau. Die Finanzplanung ist letztlich das in Finanzzahlen dargestellte Unternehmenskonzept und ganz entscheidend für die Beurteilung der Tragfähigkeit der Business-Idee
  • eine Risikoanalyse: Hier werden mögliche Risiken erfasst, bewertet und anhand von Worst-Case- und Best-Case-Szenarien dargestellt.

Mit einem fundierten Business-Plan sollte die Umsetzung einer Geschäftsidee gelingen.



Eine bleibende Aufgabe

Eine Business-Idee zu finden, ist übrigens nicht nur eine Aufgabe für Gründer. Auch tätige Unternehmer sind hier in ihrem laufenden Geschäft gefordert. Denn Produkte veralten und es bedarf immer wieder neuer Einfälle, um sich am Mark erfolgreich zu behaupten.

 

Oberstes Bild: © PathDoc – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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