KFZ-Jobs (Teil 4): Lastwagenmechaniker – Beruf mit vielen Einstiegsmöglichkeiten

Wer nach einem Ausbildungsberuf „Lastwagenmechaniker“ sucht, wird vermutlich enttäuscht sein. Denn die früher übliche Berufsbezeichnung, die lange als Lehrberuf geregelt war, besteht in dieser Form nicht mehr. Dafür bieten sich für interessierte Schulabgänger verschiedene Möglichkeiten, sich als Lastwagenmechaniker zu qualifizieren.

Der Einstieg kann entweder in Form einer Ausbildung zum Baumaschinenmechaniker, Landmaschinenmechaniker oder zum Automobil-Mechatroniker mit Schwerpunkt Nutzfahrzeuge erfolgen, je nach persönlichen Vorlieben und Vorstellungen. Hierdurch bieten sich Schulabgängern vielfältige Möglichkeiten, in die Wartung und Reparatur von schweren Nutzfahrzeugen einzusteigen und sich bei Interesse entsprechend weitergehend zu qualifizieren.

Berufsbild Lastwagenmechaniker

Grosse und schwere Nutzfahrzeuge sind das Metier von Lastwagenmechanikern, die LKW, Busse, Bau- oder Reinigungsfahrzeuge warten und reparieren. Das betrifft nicht nur die mechanischen Bauteile und Funktionen, sondern auch die fahrzeugtechnischen Systeme und die An- und Aufbauten an den Fahrzeugen, die sie installieren, in- oder ausser Betrieb nehmen und einstellen. Sie arbeiten meistens in Reparaturwerkstätten, bei Herstellern oder Ausrüstern von Nutzfahrzeugen oder bei Speditionsunternehmen entsprechender Grösse, die einen eigenen Fuhrpark mit angeschlossener Reparaturwerkstatt haben.

Wer sich für den Mechanikerberuf interessiert, darf keine Angst haben, sich die Hände schmutzig zu machen, denn trotz aller technischer Aufrüstung ist auch heute noch Handarbeit an der Tagesordnung, wenn es um die Arbeit mit Lastwagen, Nutzfahrzeugen und anderem schweren Gerät geht. Zwar stehen zur Arbeitserleichterung eine Vielzahl an Werkzeugen und auch Maschinen zur Verfügung, dennoch sind Lastwagenmechaniker stark körperlich gefordert und sollten daher über eine gute Konstitution und Kraft verfügen.


Lastwagenmechaniker – Spezialisten für grosse Fahrzeuge. (Bild: © TTstudio – shutterstock.com)

Viele Wege führen zum Lastwagenmechaniker

Der typische Zugang zum Mechaniker mit Schwerpunkt Nutzfahrzeuge ist vermutlich die Ausbildung zum Automobil-Mechatroniker mit der Fachrichtung Nutzfahrzeuge. Für diese wie für jede andere berufliche Grundbildung ist eine vierjährige duale Ausbildung vorgesehen, die sowohl im Ausbildungsbetrieb, in der Berufsfachschule wie in überbetrieblichen Ausbildungsstätten erfolgt. Dabei unterscheiden sich die Lehrinhalte der Berufsfachschule und die Inhalte der überbetrieblichen Kurse nur bei spezifischen Elementen voneinander, während das notwendige Grundlagenwissen bei allen möglichen Ausbildungswegen vermittelt wird und auch die Organisation der beruflichen Grundbildung vergleichbar ist.

Im jeweiligen Betrieb werden die notwendigen praktischen Erfahrungen gesammelt und der Umgang mit Maschinen, Werkzeugen und verschiedenen Bauteilen von Lastwagen praktisch eingeübt. In der Berufsfachschule werden theoretische Grundlagen vermittelt und vertiefendes Wissen erworben, das dabei unterstützen soll, die beruflichen Herausforderungen zu meistern und etwa Wartungen oder Reparaturen fachkundig auszuführen. Die dritte Säule der beruflichen Grundbildung stellen die überbetrieblichen Kurse dar, die dazu dienen sollen, die Auszubildenden nicht nur auf die konkreten betrieblichen Aufgaben vorzubereiten, sondern ihr Erfahrungswissen zu verbreitern.

So sind etwa in kleineren Ausbildungsbetrieben oftmals bestimmte Diagnosegeräte nicht vorhanden, deren Kenntnis und sichere Benutzung jedoch zum Berufsbild gehören. Im Rahmen der überbetrieblichen Kurse können die Auszubildenden an solchen Geräten üben und auch Tätigkeiten ausführen, die im eigenen Betrieb nicht oder nur selten anfallen. So erweitern die Auszubildenden ihr Profil und erweitern ihr Fachwissen.

In jedem Fall sollten Interessenten ein gewisses bis hohes technisches Verständnis mitbringen und über eine gute Auffassungsgabe verfügen. Auch handwerkliches Geschick ist wichtig, denn die Arbeiten an Motor, Getriebe oder anderen Teilen der Nutzfahrzeuge lassen sich zwar mit moderner Technik vereinfachen, erfordern aber dennoch ein beherztes Zupacken und eine gute Koordination. Eine selbständige Arbeitsweise zählt ebenfalls zu den wesentlichen Qualitäten eines Lastwagenmechanikers wie auch Freude am und Bereitschaft zum Kundenkontakt.

Welche Arten von Fahrzeugen einem Auszubildenden bei der täglichen Arbeit begegnen, hängt natürlich vor allem vom gewählten Ausbildungsbetrieb ab. Wer bei einer Reparaturwerkstatt für Lastwagen seine Ausbildung absolviert, hat naturgemäss die besten Aussichten, als Lastwagenmechaniker erfolgreich zu sein und Erfahrungen zu sammeln, die für die spätere Karriere und den beruflichen Werdegang hilfreich sind.


Handwerkliches Geschick ist für die Ausbildung zum LKW-Mechaniker unabdingbar. (Bild: © baranq – shutterstock.com)

Der klassische Weg: Automobil-Mechatroniker

Die meisten Lastwagenmechaniker (übrigens ein typischer Männerberuf, den nur wenige weibliche Auszubildende anstreben, ihr Anteil liegt stabil im unteren einstelligen Prozentbereich) erreichen diesen Beruf über die Ausbildung zum Automobil-Mechatroniker. Diese Berufsbezeichnung hat den klassischen Auto- oder Lastwagenmechaniker abgelöst und trägt der Tatsache Rechnung, dass in einem modernen Fahrzeug heute deutlich mehr an elektronischen und elektrotechnischen Installationen vorhanden sind, die von einem Mechaniker gewartet und repariert werden müssen.

Angehende Automobil-Mechatroniker haben in den ersten drei Ausbildungsjahren jeweils 1,5 Tage Unterricht an der Berufsfachschule vor sich, erst im vierten und letzten Lehrjahr reduziert sich ihre Anzahl auf nur noch einen Tag pro Woche. Zusätzlich stehen die überbetrieblichen Kurse auf dem Lehrplan, die im ersten Ausbildungsjahr an 16 Tagen stattfinden. Im zweiten Ausbildungsjahr sind es insgesamt 20 Tage, im dritten wieder 16 Tage und im letzten Ausbildungsjahr noch einmal 12 Tage. Damit die Abwesenheiten für den Betrieb möglichst geringe Störungen verursachen, finden die überbetrieblichen Kurse in der Regel in Blöcken zu jeweils 4 Tagen am Stück statt, so dass die Fehlzeiten für die Betriebe gut planbar sind.

Nach Beendigung des ersten Lehrjahrs müssen sich die Auszubildenden entscheiden und sich auf eine Fachrichtung festlegen: Personenwagen oder Nutzfahrzeuge. Wer also Lastwagenmechaniker werden will und Freude an der Arbeit mit richtig grossen und schweren Maschinen hat, kann hier die Weichen für seine berufliche Zukunft stellen.

Im Unterricht der Berufsfachschule werden sowohl technische Grundlagen vermittelt wie in den Bereichen Kommunikation/Kundendienst, technische Informationen, Vorschriften, Ersatzteildienst und Informatik erweiterte Grundlagen erlernt. Im Bereich Automobiltechnik Grundlagen erhalten die Auszubildenden ein tiefgehendes Verständnis über Elektrik/Elektronik, Motor, Antrieb und Fahrwerk und vertiefen ihr Wissen im Bereich Erweiterte Automobiltechnik.

Wer sich für die Ausbildung zum Automobil-Mechatroniker interessiert, sollte sich bewusst sein, dass neben der notwendigen schulischen Bildung auch ein Eignungstest der AGVS bestanden werden muss, in dem die technische Vorbildung des Auszubildenden ermittelt wird. Dafür gehört in den Ausbildungsrahmenplan auch der Erwerb des Fahrausweises für Nutzfahrzeuge, für den der Ausbildungsbetrieb den Auszubildenden mit mindestens 15 Fahrstunden unterstützt.


Auch eine Option – die Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. (Bild: © chiqui – shutterstock.com)

Weniger direkt: Land- oder Baumaschinenmechaniker

Ohne AGVS-Test und mit einem reduzierten Lehrplan an der Berufsfachschule lassen sich die Ausbildungsberufe zum Landmaschinenmechaniker oder Baumaschinenmechaniker antreten. Voraussetzung sind in beiden Fällen die abgeschlossene Volksschule und gute Leistungen in Geometrie und Mathematik. Die Ausbildung wird in einer Land- oder Baumaschinenwerkstatt absolviert, in der Berufsfachschule findet gemeinsamer Unterricht von Auszubildenden der Landmaschinen-, Baumaschinen- und Motorgerätemechanik statt.

Auch hier ist es bei guten Leistungen möglich, während der Grundbildung die Berufsmaturitätsschule zu besuchen und BM1 zu machen, um eine akademische Laufbahn einzuschlagen und sich entsprechend zu qualifizieren. Vermittelt werden im Unterricht unter anderem die berufsbezogenen Fächer Fertigungstechnik, Maschinenelemente, Fahrwerke, Lenkung/Bremsen, Sicherheit/Komfort, technische Informationen, Verbrennungsmotoren, Fluidtechnik-Grundlagen, Längenprüftechnik und Hydraulik.

Bei den überbetrieblichen Kursen gelten für Auszubildende der verschiedenen Lehrberufe vergleichbare Vorgaben: Jeweils 8 Tage sind pro Semester vorgesehen, dabei werden in den ersten drei Semestern ausschliesslich berufsübergreifende Grundlagen vermittelt, in den Folgesemestern sowohl berufsübergreifende Grundlagen wie auch berufsübergreifende Facharbeiten. Ergänzt werden die überbetrieblichen Kurse durch 4 Tage Facharbeiten Landmaschinenmechaniker bzw. 5 Tage Facharbeiten Baumaschinenmechaniker, die jeweils im 7. Semester stattfinden.

Sowohl Bau- wie auch Landmaschinenmechaniker sind oft viel unterwegs und arbeiten teilweise im Freien. Dazu ergeben sich im Sommerhalbjahr oft verlängerte Arbeitszeiten, die im Winterhalbjahr ausgeglichen werden können. Die Berufsperspektiven sind für diese Spezialisten sehr gut, denn dank der breit aufgestellten Ausbildung verfügen sie über breit angelegte Fähigkeiten und Kenntnisse, mit denen sie auch als Lastwagenmechaniker tätig werden können.


Lastwagenmechanikern stehen interessante Weiterbildungsmöglichkeiten offen. (Bild: © Goodluz – shutterstock.com)

Weiterbildungen für angehende Lastwagenmechaniker

Wer aus dem Bereich Land- oder Baumaschinenmechanik kommt, kann von der verkürzten Grundbildung profitieren und auf Automobil-Mechatroniker umsatteln. Hier besteht dann direkt die Möglichkeit zu Beginn der Ausbildung, sich auf den Fachbereich Nutzfahrzeuge und sich damit als Lastwagenmechaniker zu spezialisieren.

Ebenso können die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, entsprechende Berufspraxis vorausgesetzt, bei einer Berufsprüfung nachgewiesen werden, um sich in dem jeweiligen Bereich zu spezialisieren und eine Nische zu besetzen und so später mit der höheren Fachprüfung den Status Meister oder Meisterin zu erhalten.

Wer eher eine akademische Karriere anstrebt, kann sich mit BM1 an einer Fachhochschule in verwandten Fachgebieten einschreiben, etwa als Bachelor of Science (FH) in Automobiltechnik, Maschinentechnik oder Elektrotechnik.

Berufsaussichten und Verdienst

Wer sich in der Ausbildung gut einbringt, hat aufgrund seines erworbenen theoretischen Wissens und der praktischen Erfahrungen gute Aussichten für eine sichere berufliche Perspektive. Die Bedeutung von Nutzfahrzeugen ist auch in Zeiten von zunehmend lauter werdender Kritik am Güterverkehr via LKW ungebrochen und der Bedarf an qualifizierten Fachkräften wird auch in Zukunft unverändert hoch sein.

Beim direkten Vergleich sind die Löhne für ausgebildete Automobil-Mechatroniker im Vergleich zu Bau- oder Landmaschinenmechanikern etwas höher, es liegt im Mittel bei etwa 4‘450 CHF, während es bei den anderen Berufen etwa 200 CHF niedriger liegt. Allerdings kann der individuell vereinbarte und vertraglich definierte Lohn von diesen Mittelwerten deutlich abweichen, das hängt immer auch davon ab, wie gross das Unternehmen ist, welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und wie gut der Bewerber beim Einstellungsgespräch verhandelt, um einen möglichst günstigen Abschluss zu erreichen.

Besonders gut ausgebildete Fachleute mit langjähriger Berufserfahrung können deutlich mehr verdienen, da ihr Wissen und ihre Erfahrung für die Unternehmen einen besonderen Wert darstellt, der für die Funktionsfähigkeit der eigenen Fahrzeugflotte oder der Fahrzeuge des Kunden besonders wichtig ist. Daher lohnt es sich, sich auch nach der Ausbildung weiter zu qualifizieren und immer neues Wissen zu erwerben.

 

Oberstes Bild: © SteLuk – shutterstock.com

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