Invest 2015 - Trends von der Leitmesse für Finanzen und Geldanlage

Die grösste deutschsprachige Messe für Finanzen und Geldanlage öffnete am 17. und 18. April bereits zum 16. Mal ihre Pforten. Die Leitmesse Invest zog wie in den vergangenen Jahren zahlreiche Investoren, Vermögensverwalter, Bankberater, Privatanleger und Dienstleister aus der Finanzwelt ins süddeutsche Stuttgart.

Die rund 200 Aussteller sorgten für ein abwechslungsreiches und spannendes Angebot. Unter ihnen waren neben Anlageberatern, Brokern und Finanzdienstleistern auch Vertreter von Aktiengesellschaften, Rechtsberatungen, Softwareanbietern und Wirtschaftsverbänden.

Der Schweizer Unternehmer und Bestsellerautor Dr. Rolf Dobelli leitete mit seinem Vortrag zur „Kunst des klugen Handelns bei der Geldanlage“ den ersten Tag eines informativen Messewochenendes ein. In seiner Keynote verwies er darauf, dass das Vertrauen der Anleger in die Finanzmärkte nur dann zurückgewonnen werden kann, wenn diese nicht mehr als Casino oder Selbstbedienungsläden des Banken-Managements wahrgenommen werden würden.

Neben der Messe vermittelten die ca. 300 Veranstaltungen im Kongress- und Rahmenprogramm geballtes Expertenwissen und Know-how für all diejenigen, die sich momentan fragen, wohin sie ihr Geld investieren können. Die Bandbreite der Themen bewegte sich von A wie Aktien bis Z wie Zertifikate. Dazwischen gab es eine Fülle weiterer Anlagemöglichkeiten, zu denen sich die Messebesucher informieren konnten.

Durch die derzeitige Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank wird es gerade für private Sparer immer schwieriger, eine nennenswerte Rendite zu erwirtschaften. Klassiker wie das Sparbuch oder Fest- und Tagesgeldanlagen deckeln oftmals nicht mal mehr die Inflationsrate. Wer dem Wertverlust seiner Ersparnisse entgegenwirken möchte, muss häufig umdenken und sich mit neuen Anlagemöglichkeiten vertraut machen.

Die Invest 2015 bot hierzu eine gute Gelegenheit. Dank des breit gefächerten Angebots erhielten die Besucher einen guten Eindruck über die Finanzbranche im Allgemeinen und über neue Perspektiven und Trends im Besonderen.



Die Trends für 2015

Der Markt für Indexfonds wächst

Obwohl Aktien in den letzten Jahren einer der Hauptwachstumtreiber des privaten Brutto-Geldvermögens darstellten, entscheidet sich noch immer nur ein relativ geringer Anteil der Sparer für diese Anlageform. Laut einer internationalen Vergleichsstudie der Investmentgesellschaft Legg Mason befinden sich lediglich in 16% der Schweizer Portfolios auch Aktien.

Deutsche Anleger stehen Aktien sogar noch skeptischer entgegen. Obwohl der DAX in der Vergangenheit einen enormen Aufschwung erlebte, sinkt die Anzahl der Anleger kontinuierlich. Derzeit investieren gerade einmal 13% der Deutschen in Aktien.

Ungeachtet dieser Entwicklung erfreuen sich ETFs immer größerer Beliebtheit. ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds, die passiv gemanagt werden. Sie bilden die Entwicklung eines Index aus dem Aktien-, Renten- oder Rohstoffbereich nach und sind durch die niedrigen Gebühren besonders für Privatanleger interessant. Für 2015 rechnet die Deutsche Asset & Wealth Management im europäischen Markt mit einem Wachstum zwischen 15 und 20 Prozent.


Social Trading erregt großes Interesse (Bild: Manuel Weinelt – finanzello.de)

Steigende Nachfrage nach Social Trading

Soziale Netzwerke und die fortwährende Digitalisierung haben mittlerweile auch das Anlageverhalten stark beeinflusst. Im Rahmen dieser Entwicklung entstand das sogenannte Social Trading. Beim Social Trading können Anleger ihre Handelsstrategien auf virtuellen Plattformen veröffentlichen, sich dort zu Gruppen zusammenschliessen oder das Verhalten von erfolgreichen Tradern nachahmen.

Unter den Messeausstellern waren mehrere Firmen vertreten, die solch ein kollektives Trading anbieten. Die Branchenvertreter Wikifolio, United Signals, eToro und Ayondo stellten in mehreren Vorträgen die neuen Handelsmöglichkeiten vor und verwiesen auf die positiven Effekte, die beim gemeinsamen Anlegen entstehen können. So soll die Nutzung der Schwarmintelligenz Anlegern rechtzeitig Kauf- und Verkaufssignale liefern, bevor des am Markt nach oben oder unten geht.

Das Angebot für Daytrader wächst

Das Auf und Ab den Börsen ist gerade für Daytrader ein einträgliches Geschäft. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Kapitalmärkte auch 2015 wieder von ihrer volatilen Seite zeigen werden. Der spekulative Handel ist längst nicht mehr nur institutionellen Investoren vorbehalten, sondern öffnet sich auch immer stärker Privatanlegern. Auf der Invest hatten Einsteiger gleich mehrere Gelegenheiten Profis über die Schulter schauen und Trading-Strategien live mitzuverfolgen.

Wer das Risiko nicht scheut und sich für Daytrading interessiert, dem bieten immer mehr Anbieter die Möglichkeit mit Echtzeitkursen zu handeln. Unterstützt wird das Trading durch professionelle Applikationen, die das Depot ständig analysieren und den schnellen Handel unterstützen.

Steigende Nachfrage nach grüner Rendite

Nachhaltige Anlagen werden europaweit immer beliebter. Laut Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) stieg die Nachfrage nach ökologisch und ethisch vertretbaren Anlagen im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent. Das steigende Interesse nach grüner Rendite war auch auf der Messe zu spüren.

Auf der Invest präsentierten mehrere Anbieter nachhaltige Finanzprodukte. Vorgestellt wurden Investitionsmöglichkeiten aus den Bereichen Windkraft, Holzpellets und Waldinvestments sowie spezielle Fonds, die z.B. ausschliesslich in Unternehmen investieren, in denen Menschen-, Grund- und Arbeitsrechte nicht verletzt werden.

Auch wenn Angebote solcher grünen Investments aufgrund fehlender einheitlicher Standards immer wieder negativ auffallen oder Anbieter mit Insolvenzen auf sich aufmerksam machen, bieten viele der Produkte interessante Renditechancen und den Anlegern zugleich ein gutes Gewissen.


Trader analysieren aktuelle Marktentwicklungen
Trader analysieren aktuelle Marktentwicklungen (Bild: Manuel Weinelt – finanzello.de)

Rohstoffmärkte bieten Chancen zum Einstieg

Während die Aktienmärkte 2014 neue Höchststände erklimmten, brachen die Preise auf den Rohstoffmärkten weltweit ein. Laut Index des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) lagen die Preise im November 2014 insgesamt um rund 22 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Vor allem Erdöl hat in den vergangenen Monaten erheblich an Wert verloren. Experten wie der Börsenspezialist Dirk Müller sehen jedoch ein baldiges Ende des Preissturzes voraus, da bereits in vielen Staaten die nachhaltigen Förderkosten unterschritten sind.

Auch Vertreter von Gold- und Silberanlagen verwiesen auf der Messe auf die Chancen des antizyklischen Investierens und sehen in den kommenden Jahren einen neuen Siegeszug der beiden Edelmetalle voraus.

Sicherheitsorientierte Sparer haben es 2015 schwer

Schon 2014 konnten sich Sparer über keine grosse Wertsteigerung freuen, sofern sie ihr Geld ausschliesslich in Fest- und Tagesgeldkonten anlegten. Aufgrund der Geld- und währungspolitischen Entscheidungen der Zentralbanken, wird sich dieser Trend vermutlich auch 2015 fortsetzen. Auch wenn das Thema Strafzins Privatanleger wohl nicht betreffen wird, so bleiben die Renditeaussichten zinsbasierter Anlageprodukte weiterhin trüb. Angesichts der Entwicklung verwiesen die Finanzprofis auf der Invest auf die immer bedeutsam werdende Rolle von Aktien, Fonds und ETFs. Einen Wachstumstrend erkennen sie auch im Segment der Discount- und Bonus-Zertifikate, mit denen sich Anleger gegen Kursverluste absichern können.

Fazit

Die Invest 2015 bot Besuchern wie in den Jahren zuvor ein breites Spektrum interessanter Aussteller und spannender Themenfelder. Neben routinierten Investoren waren auch viele Privatanleger auf der Messe vertreten, die sich über die vielseitigen Anlagemöglichkeiten ein Bild machen konnten. Wer darüber nachdenkt einen Teil seines Ersparten in Aktien, ETFs oder anderen Alternativen anzulegen, sollte Möglichkeiten wie Messebesuche, Fachzeitschriften, Bücher oder Finanzwebsites nutzen, um seinen Wissensstand zu erweitern. Hierdurch erhalten potentielle Anleger eine gute Basis, um die Empfehlungen von Beratern und Experten besser beurteilen zu können.

 

Oberstes Bild: © Manuel Weinelt – finanzello.de

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Mehr zu Manuel Weinelt

Der Betriebswirt ist Betreiber von Finanzello.de - einem Finanzblog für Verbraucher und Privatanleger. Er beschäftigt sich dort vor allem mit dem Thema private Finanzen und gibt Tipps, wie im Alltag Geld eingespart werden kann. Auf seinem Blog können Leser kostenlose Haushaltsbuchvorlagen downloaden und diese zur persönlichen Finanzplanung einsetzen.

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