Die wichtigsten Benimmregeln beim Geschäftsessen

Gepflegte Umgangsformen und gutes Benehmen sind im geschäftlichen Kontext unverzichtbar. Denn bei aller Modernität unserer Zeiten sind Höflichkeit und Respekt ein Fundament, auf das sich alle Menschen gerne stellen, um sich auf Augenhöhe zu begegnen. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer hat einmal den Ausspruch geprägt: „Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stösse des Lebens.“

Zwar haben sich die Regeln im Verlaufe von Jahrhunderten teilweise verändert, sind neueren Bedingungen und Gegebenheiten angepasst worden, doch auch im 21. Jahrhundert sind gutes Benehmen und geschliffene Umgangsformen aktuell wie eh und je. Ob beim Essen mit dem Chef, einem wichtigen Kunden oder Geschäftspartner oder bei der Einladung zur Hochzeitsfeier eines Freundes, gute Tischmanieren und das Wissen um die Spielregeln guten Benehmens vermitteln Souveränität.

Alles Knigge, oder was?

Auch wenn Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge mit seinem Werk „Über den Umgang mit Menschen“ als Synonym für Tischmanieren und vollendete Umgangsformen gilt, hatte das der Schriftsteller und Aufklärer mitnichten im Sinn. Zwar enthält sein Buch auch konkrete Regeln für eben den Umgang mit Menschen, Knigge adressierte es jedoch vielmehr mit dem Appell an die Damen und Herren von Stand, auch die „kleinen Leute“ als Menschen ernst zu nehmen und zu achten.

Offensichtlich traf der Freiherr zur damaligen Zeit einen Nerv, so dass sein Werk bis heute als Vater aller Benimmratgeber gilt und sein Name untrennbar mit vollendeten Umgangsformen verbunden wird. Allerdings werden viele der Regeln heute deutlich weniger rigide gehandhabt. Wer nicht gerade zu einem Staatsempfang oder einem ähnlich offiziellen Anlass geladen wird, muss sich wenig Sorge um die Einhaltung oder Verletzung der Etikette machen. Wer allerdings dennoch gewisse Grundregeln beherrscht und anwendet wird sich in Gesellschaft immer auf sicherem Terrain bewegen und seinem Gegenüber das Gefühl von Respekt vermitteln.

Benimmregeln dienen dazu, das gemeinsame Miteinander angenehm und einfacher zu gestalten, dennoch ist es nicht notwendig, die Regeln alle en Detail zu kennen und auswendig zu lernen. Im Zweifelsfall gilt: den Humor nicht verlieren und Unsicherheiten offen zugeben. Das entspannt und hilft dabei, eine peinliche Situation zu überstehen oder erst gar nicht entstehen zu lassen.


Name von Knigge ist untrennbar mit vollendeten Umgangsformen verbunden. (Bild: Neftali / Shutterstock.com)

Wichtige Regeln beim Geschäftsessen

Wer mit Geschäftspartnern oder Kollegen Essen geht, sollte sich darüber bewusst sein, dass hierbei nicht alleine das genussvolle Speisen zählt, sondern eben auch der Eindruck, den man dabei vermittelt. Stolperfallen gibt es dabei reichlich: Wer bestellt, was darf bestellt werden, wer bezahlt und wofür sind die vielen Gläser und Bestecke auf dem Tisch?

Auch in unseren ausgeklärten Zeiten wird es von vielen Damen als besonders höflich empfunden, wenn ihr ein Mann beim Betreten des Restaurants die Tür aufhält und aus dem Mantel hilft. Bei geschäftlichen Essen ist die Hierarchie entscheidend, der ranghöchste Mitarbeiter spricht mit dem Kellner und sucht den Tisch aus. Die Bestellung kann dann – sofern nicht ein Menü oder eine Speisenfolge vorbestellt wurde – jeweils individuell erfolgen, wobei man sich bei der Anzahl der Gänge wieder an seinen Vorgesetzten orientieren kann.

Auch wenn es für die Küche einfacher ist, wenn die Gäste alle Gänge auf einmal bestellen, ist es nicht besonders stilvoll. Denn wer kann schon sicher abschätzen, ob nach Vorspeise und einem oder mehreren Hauptgängen auch noch ausreichend Appetit für ein Dessert vorhanden ist.

Der richtige Umgang mit Gedeck und Geschirr

Messer, Gabel und Löffel dienen der Zerkleinerung von Speisen und dem Transport zum Mund. Sie sollten absolut geräuschlos benutzt werden und niemals mit zu grossen Portionen beladen werden. Das Besteck wird parallel über den Tisch geführt und niemals erhoben. Es wirkt grob unhöflich, wenn Messer oder Gabel zur Untermauerung eines Argumentes erhoben werden. Das Messer zudem dient als einziges Besteckteil ausschliesslich der Portionierung von Speisen, es wird unter keinen Umständen zum Mund geführt oder gar abgeleckt.

Ist für mehrere Gänge eingedeckt, werden die Bestecke immer von aussen nach innen verwendet. Die quer vor dem Teller liegenden Besteckelemente sind für das Dessert gedacht und werden vom Kellner zur gegeben Zeit auf die rechte Tellerseite gelegt. Sind für einen Gang zwei Besteckteile eingedeckt, sollten diese auch während des gesamten Ganges in der Hand gehalten werden, das Messer etwa wird also nicht nach dem Schneiden abgelegt. Benutztes Besteck wird niemals auf dem Tisch, sondern immer auf dem Teller abgelegt. Dabei gilt: Kreuzen sich Gabel und Messer auf dem Teller (die Messerspitze liegt formvollendet in der Gabelmulde), signalisiert das dem Personal, dass das Essen nur unterbrochen wurde und der Gast beabsichtigt, weiter zu essen. Wer hingegen fertig ist, legt das Besteck rechts schräg auf den Teller.

Gläser werden ebenso von rechts aussen nach links innen genutzt und immer am Stil ergriffen, um den Kelch nicht zu beschmutzen und das Getränk nicht zu erwärmen. Vollkommen unstatthaft ist heute hingegen das Abspreizen des kleinen Fingers, es wirkt albern und exaltiert. Vor dem Trinken sollten die Lippen mit einer Serviette trockengetupft werden, um sichtbare Spuren am Glasrand zu vermeiden. Links neben dem Platzteller findet der kleine Brotteller seinen Platz, der meistens nach der Vorspeise abgeräumt wird und durch den Salatteller ersetzt wird.

Nach dem Essen ist vor dem Kaffee

Beim Geschäftsessen sollte man immer als letzten Gang einen Mokka oder Espresso einplanen, er signalisiert allen Gästen das Ende des Essens. Wird er serviert, gelten Tasse und Untertasse als Einheit und werden gemeinsam überreicht und angenommen. Wer seinen Kaffee oder Tee gerne mit Milch oder Zucker geniesst, sollte es tunlichst vermeiden, den Löffel danach abzulecken oder in der Tasse stehen zu lassen, er gehört auf die Untertasse.



Die Rechnung, bitte

Die Begleichung der Rechnung obliegt in der Regel dem Einladenden und sollte so diskret wie möglich vorgenommen werden. Wenn die Rechnungssumme geteilt werden soll, ist es schicklicher, sie zunächst in einer Summe zu begleichen und im Nachhinein die Aufteilung vorzunehmen. Oft wird dazu einfach der Rechnungsbetrag samt Trinkgeld durch die Anzahl der Teilnehmer geteilt. Die Höhe des Trinkgeldes orientiert sich an der Rechnungshöhe: bis 50 Euro etwa 10 Prozent, bei höheren Beträgen reichen 5 Prozent aus.

Fazit: Gutes Benehmen und Höflichkeit vermitteln Sicherheit und sind damit eine gute Basis für den Umgang mit Kunden, Geschäftspartnern oder Mitarbeitern. Wer die Regeln kennt und anwendet, bewegt sich immer auf sicherem Terrain, auch im Sternerestaurant.

 

Oberstes Bild: © bikeriderlondon / Shutterstock.com

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Mehr zu Christian Praetorius

Christian Praetorius, Jahrgang 1969, gelernter Controller und Logistiker mit jahrelanger Berufserfahrung. Seit 2012 gemeinsam mit seiner Frau Christine als freier Texter und Autor selbständig, erfolgreich und glücklich. Seine Kunden schätzen ihn für klare Worte, originelle Slogans und kreative Wortspiele ebenso wie für seine absolute Zuverlässigkeit und Kundenorientierung. Schreibt aus Berufung und mit Leidenschaft für die Sprache, die Botschaft und den Leser.

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