Frontier Markets - Investment mit besonderen Chancen und Risiken

Fast jeder kennt heute den Begriff „Schwellenländer“ oder das englische Pendant „Emerging Markets“. In der Regel werden damit die grossen Volkswirtschaften rund um den Globus bezeichnet, die an der Schwelle zum Industrieland stehen. Weniger bekannt ist jedoch die Bezeichnung „Frontier Markets“ oder „Grenzmärkte“. Worum es dabei geht und wie ein Investment in solchen Märkten zu beurteilen ist, erfahren Sie hier.

Wenn von Schwellenländern die Rede, versteht man darunter im Allgemeinen die sogenannten BRICS-Staaten. BRICS steht dabei für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie repräsentieren etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung und fast ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung. Inzwischen wird auch anderen Ländern der Status eines Emerging Markets zuerkannt – Mexiko, Indonesien, der Iran, die Türkei und manchmal auch Saudi Arabien zählen dazu. Der Grund für diese Zusammenfassung ist einfach: Emerging Markets wiesen in der Vergangenheit ein besonders dynamisches Wirtschaftswachstum auf und boten aufgrund ihrer grossen und immer noch zunehmenden Bevölkerung auch für die Zukunft glänzende Wachstumsaussichten.

Das Ende der Schwellenländer-Euphorie

Es gab daher bis vor nicht allzu langer Zeit geradezu eine Schwellenländer-Euphorie. Enorme Investment-Summen flossen in diese Märkte, zumal in den entwickelten Industrieländern die Konjunktur lahmte und die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der Notenbanken kaum noch lohnende Anlagemöglichkeiten bot. Was die Industrieländer betrifft, hat sich daran bis heute nicht viel geändert. In den USA mehren sich zwar die Anzeichen für einen Aufschwung, im Euro-Raum und in Japan wartet die Wirtschaft aber nach wie vor auf eine Erholung. Allerdings haben sich auch manche Schwellenländer-Hoffnungen inzwischen als Illusion erwiesen:

  • China als grösstes Schwellenland verzeichnet seit mehr als drei Jahren sinkendes Wirtschaftswachstum. Nach langjährigen zweistelligen Wachstumsraten ist man in diesem Jahr höchst zufrieden, wenn ein Plus von 7 Prozent erreicht würde;
  • die russische Wirtschaft leidet unter dem niedrigen Ölpreis und den Embargo-Massnahmen des Westens infolge der Ukraine-Krise;
  • Indiens Wirtschaft wird immer noch von den Folgen jahrelangen Reformstaus und hoher Inflation in Mitleidenschaft gezogen;
  • Auch in Brasilien brach das Wachstum drastisch ein, bis heute ist das Land durch politische Skandale und starke soziale Spannungen gekennzeichnet. Das gilt fast genauso für die Republik Südafrika, wo nach wie vor die Rassenproblematik besteht.

Frontiers Marktes – in der zweiten Reihe

Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich Analysten und Investoren inzwischen mit einer zweiten Kategorie an Länder und Märkten, den „Frontier Marktes“. Es handelt sich dabei quasi um Schwellenländer in der zweiten Reihe. Sie haben nicht das Grössenvolumen und noch nicht den Entwicklungsstand der Schwellenländer, befinden sich aber auf einem guten Weg dorthin. Sie unterscheiden sich damit deutlich von anderen unterentwickelten Staaten. Das rasante Wachstum, das auf den Emerging Markets seinen Höhepunkt womöglich bereits überschritten hat, steht den Grenzmärkten erst noch bevor. Sie bieten damit überdurchschnittliche Investment-Chancen. Ein weiterer Vorteil aus Investoren-Sicht ist, dass die Frontier Markets mit den Entwicklungen auf anderen Märkten relativ wenig korreliert sind. Das bedeutet, sie entwickeln sich vergleichsweise unabhängig von den Märkten in Industrie- und Schwellenländern. Mit dieser Eigenschaft bieten sie einen guten Ansatzpunkt, um Risikomischung zu betreiben. Die Aufnahme von Frontier Market-Investments in ein Portfolio kann dazu beitragen, das Gesamtrisiko zu reduzieren und dadurch das Verhältnis von Rendite und Risiko zu verbessern.

Der MSCI Frontier Markets Index

Es gibt inzwischen mehrere Frontier Market-Indizes, die die Börsen der Grenzmärkte abbilden. Grosse Finanzdienstleister und Index-Anbieter wie MSCI, FTSE, Dow Jones oder Standard & Poor’s haben entsprechende Kennzahlen entwickelt. Das Länder-Portfolio ist dabei zwar nicht ganz deckungsgleich, es bestehen aber grosse Schnittmengen. Als Beispiel soll im Folgenden der MSCI Frontier Markets Index dienen. Hier fliessen derzeit folgende Länder mit ihren Aktienmärkten ein:

  • Amerika: Argentinien
  • Europa und GUS: Bulgarien, Kroatien, Estland, Litauen, Kasachstan, Rumänien, Serbien, Slowenien, Ukraine
  • Afrika: Kenia, Mauritius, Marokko, Nigeria, Tunesien
  • Naher Osten: Bahrein, Jordanien, Kuweit, Libanon, Oman
  • Asien: Bangladesch, Pakistan, Sri Lanka, Vietnam


Das heutige Stadtbild von Astana, der Hauptstadt von Kasachstan. (Bild: Ververidis Vasilis / Shutterstock.com)


Weitere Länder wie zum Beispiel Botswana, Jamaica oder Bosnien-Herzegowina befinden sich „in Beobachtung“, sind aber noch nicht im Index berücksichtigt. Der MSCI Frontier Markets Index nimmt bei der Länderzusammensetzung Gewichtungen vor: Mehr als zwei Drittel der Länderanteile entfallen auf Kuwait, Nigeria, Argentinien, Pakistan und Marokko. Den grössten Anteil hat Kuwait mit knapp einem Viertel. Auch branchenmässig gibt es Schwerpunktsetzungen: Gut die Hälfte der abgebildeten Werte entfällt auf die Finanzbranche, gefolgt von Telekommunikation (16,2 Prozent) und Energie-Versorgern (10 Prozent) – das sind eher konservative Finanztitel mit starker Infrastrukturausrichtung.

In der Länder-Zusammensetzung zeigt sich einerseits eine grosse Heterogenität bezüglich Entwicklungsstand, Wohlstandsniveau und Strukturen, andererseits aber auch eine gewisse Öllastigkeit. So sind Ölförderstaaten wie Nigeria, Bahrein, Kasachstan oder Kuweit im Portfolio relativ stark vertreten. Ausserdem ist eine gewisse Dollar-Abhängigkeit gegeben, denn viele im Index vertretene Länder haben ihr Geld an die US-Währung gekoppelt. Auch politische Krisenherde und instabile Regionen wie der Nahe Osten, Ukraine, Nigeria oder Pakistan spielen eine zum Teil gewichtige Rolle. Dies ist allerdings ein typisches Merkmal der Grenzmärkte – politische Risiken gehören zum Umfeld dazu.



Höhere Volatilität – aber gute Zukunfts-Chancen

Wenn Sie in den MSCI Frontier Markets Index oder andere vergleichbare Indizes investieren, müssen Sie daher mit einer grösseren Volatilität rechnen als bei anderen index-bezogenen Investments. Der MSCI Frontier Markets Index hat sich denn auch in den letzten Jahres keineswegs immer besser entwickelt als die Emerging Markets oder die Industrieländer. Insbesondere die Finanzkrise bedeutete einen tiefen Einbruch. Dennoch bieten die Frontier Markets in den nächsten Jahren überdurchschnittlich gute Aussichten. Dazu tragen vor allem folgende Faktoren bei:

  • ein junge, zunehmend besser ausgebildete Bevölkerung sorgt für Nachfrage und Wachstumsschub in den jeweiligen Ländern;
  • viele Staaten haben in den letzten Jahren erfolgreich Wirtschaftsreformen durchgeführt, manche Länder – insbesondere die Ölländer des Nahen Ostens – verfügen über solide Staatsfinanzen und erhebliche Leistungsbilanzüberschüsse;
  • in einigen Ländern wurden erhebliche Privatisierungs-Anstrengungen unternommen, die wirtschaftliche Liberalisierung wird positive Impulse in der Zukunft setzen.

Als Beimischung zu einem aktienbasierten Portfolio – nicht als Schwerpunkt-Anlage – machen Frontier Market-Investments daher durchaus Sinn. Dies ist am besten mit Indexfonds möglich, die sich auf Frontier Market-Indizes wie den von MSCI beziehen. Solche börsengehandelten Fonds – auch ETF oder Exchange Traded Funds genannt – bieten unter Kosten-Nutzen-Aspekten die beste Möglichkeit, auch mit überschaubaren Beträgen im globalen Massstab in Grenzmärkte zu investieren.

 

Oberstes Bild: Wer risikobereit ist, kann mit Investments in Frontier Markets überdurchschnittliche Renditen erzielen. (© Cienpies Design / Shutterstock.com)

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