3D-Drucker: Fahrbereit auf die Strasse statt druckfrisch auf den Tisch

Wer das Wort Drucker hört, denkt an Schreiben, Flyer, Bilder oder eine Zeitung. Doch schon bald könnte ein Umdenken nötig sein. Denn Drucker können heute weit mehr – zumindest die modernen 3D-Drucker. Was sich vor kurzem noch wie ein frommer Wunsch anhörte, dass nämlich ein ganzes Auto aus dem 3D-Drucker kommt, ist mittlerweile Realität: Local Motors ist es gelungen, ihr „Strati“ nicht nur fertig zu machen, sondern auch fahrbereit.

Einen Pkw herzustellen ist kein einfaches Unterfangen, das wusste schon der legendäre Henry Ford. Das moderne Auto besteht immerhin aus mehr als 10’000 Einzelteilen. Grund genug für Henry Ford, nicht nur das Fliessband, sondern damit auch die rationale Massenfertigung zu ersinnen.

Heute gehen wir einen anderen Weg: Mit dem 3D-Drucker besteht ein Pkw nur noch aus rund 50 Teilen, und alle stammen aus dem Drucker. Fahren tut er nun bereits. Es fehlt ihm nur noch die Strassenzulassung, aber auch die ist nur noch eine Frage der Zeit.

Frisch gedruckter „Smart Roadster“

„Hey, das ist doch ein Smart Roadster“ – so lauten die ersten Reaktionen derer, die dem Strati von Local Motors gegenüberstehen. Oder hat man es doch eher mit einem überdimensionierten Kinderauto zu tun, einem Bobby Car? Nein, es ist ein echtes Auto und eben kein Smart. Der Strati ist alles, nur nicht unauffällig. Eher extrem. Die Form ist gewöhnungsbedürftig. Und das liegt nicht nur an den weit ausgestellten Kotflügeln. Die Oberfläche des vollständig aus Kunststoff hergestellten Fahrzeugs erinnert eher an eine gerillte Fussmatte als an den Korpus eines Pkw. Ist das schlecht? Ja und nein, denn er sieht schon anders aus. Spannend, aber nicht unangenehm.

Wer sich das Video von der Jungfernfahrt des Strati ansieht – und auch anhört –, der vernimmt, wie das Auto regelrecht lebt, denn es knirscht und knackt noch. Auch ein Rappeln darf nicht fehlen, was die älteren Zeitgenossen unwillkürlich an die Ente von Citroën, den 2CV, erinnert. Genauso ist der Strati, nämlich irgendwie revolutionär. Schon allein deshalb, weil Chassis und Karosserie vollständig aus dem 3D-Drucker stammen.

Local Motors hat hohe Ziele, wie die Macher in Chicago auf der IMTS (International Manufacturing Technology Show) bereitwillig verrieten. Sie scheuen nicht einmal den Vergleich mit Tesla, dem Vorreiter beim Elektroantrieb. Vollmundig betonen sie, Local Motors wolle und werde das Auto als Ganzes verändern. Sie wollen den 3D-Drucker in der Kfz-Industrie etablieren. Zuerst ist der Designer gefragt, ein Modell am Rechner zu konstruieren. Dann wird der 3D-Drucker aktiviert, um dem Modell Leben einzuhauchen. Frankenstein lässt grüssen. Schicht für Schicht entsteht das Fahrzeug – aus einer Rolle Kunstfaser. Der Drucker schmilzt die Faser, verarbeitet sie und dann kann das Material für das Chassis aushärten. Geht es noch einfacher, ein Auto zu bauen?


Drucker können heute weit mehr (Bild: © Stefano Tinti – shutterstock.com)

3D-Drucker – der Ingenieur von morgen?

Nicht nur die Fahrzeugindustrie hat ein Auge auf die neuen Drucker geworfen. Auch in der Medizin wird mit dem neuen Helfer experimentiert, der – so ist es geplant und so wird es schon umgesetzt – Prothesen effizient fertigt und bald sogar Körperteile und Organe liefern soll. Gerade die Implantationsmedizin hält grosse Stücke auf den 3D-Drucker. Und es geht noch weiter.

In China wurde ein extrem dimensionierter 3D-Drucker konzipiert, der Fertigteile für den Hausbau ausspuckt beziehungsweise ausdruckt. Block für Block wurde von diesem Drucker gefertigt, am Ende standen Blöcke für zehn Haus-Prototypen zur Verfügung. Hergestellt hat sie der Drucker in nur zehn Tagen – ein Tag pro Haus – und das Ganze zum märchenhaften Preis von umgerechnet 4800 Franken. Pro Haus! Geht es nach den Entwicklern, geht auch der Möbelkauf bald nicht mehr mit virtuellen Einrichtungsplanern vonstatten, sondern die Möbel fürs neue Haus kommen ebenfalls aus dem 3D-Drucker.

Zurück zum Strati. Local Motors hat nach eigenen Worten den Trend erkannt. Es geht darum, die Prozesse beim Bau eines Pkws zu vereinfachen. Darüber hinaus war es erklärtes Ziel, die Zahl der für einen fahrtüchtigen Pkw benötigten Konstruktionsteile auf ein Mindestmass zu reduzieren.  Local Motors ist es gelungen, wirklich Revolutionäres zu leisten – nämlich die angesprochene Verringerung von rund 10’000 auf weniger als 50 Konstruktionsteile!

Das ist es, was man von Local Motors erwarten kann. Die Firma aus Phoenix in Arizona setzt auch bei anderen Fahrzeugen, beispielsweise dem Jeep Rally Fighter, auf ihre riesige Community, auf ein Bauprinzip der Open Source und selbstverständlich auf Crowdfunding. Sämtliche Projekte werden mit mehr als 30’000 Mitgliedern der Community diskutiert, die aktive Mitarbeit leistet. Jeder Schritt wird ausgeschrieben und von der Gemeinschaft erarbeitet.



So war und ist es auch beim Strati. 200 Entwürfe galt es für ihn, das Fahrzeug aus dem 3D-Drucker, zu sichten. Schliesslich machte ein Italiener das Rennen. Darauf basiert auch der Name Strati, steht er doch im Italienischen für „schichtweise“ – spiegelt also das Produktionsverfahren wider.

 

Oberstes Bild: © hopsalka – shutterstock.com

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