Demokratie im Unternehmen

In den meisten Schweizer Unternehmen herrschen klare hierarchische Strukturen. Führungskräfte werden von den jeweils übergeordneten Verantwortlichen ausgewählt und in die Führungsposition gebracht, Entscheidungen für oder gegen Mitarbeiter fallen in den Verantwortungsbereich der Personalverantwortlichen und Weichenstellungen werden vorrangig oder ausschliesslich in den entsprechenden Führungsgremien getroffen. So hat sich das bewährt und so soll das bleiben.

Allerdings bildet sich besonders in kleineren und mittleren Unternehmen mittlerweile auch eine ganz andere Führungskultur heraus. Hier werden die Führungskräfte aus dem Mitarbeiterstamm heraus gewählt, manchmal bis hin zum CEO. Was für die Masse der Unternehmen bislang als undenkbar gilt, etabliert sich in einzelnen Unternehmen als erfolgreiches Modell.

Basisdemokratie im Unternehmen

„Für die Besetzung der unteren und mittleren Führungspositionen wird bei uns jedes Jahr neu gewählt. Bewährte Führungskräfte werden bestätigt, weniger erfolgreiche Manager durch neue ausgetauscht. Im Ergebnis fühlen wir als Belegschaft insgesamt nicht nur eine grössere Verantwortung für das Gesamtunternehmen, sondern auch ein angenehmeres und zielorientierteres Zusammenarbeiten über irgendwelche Hierarchieebenen hinweg.“ So empfindet es ein Mitarbeiter, befragt nach den Ergebnissen der Führungskräftewahl im Unternehmen.

Hier hat sich eine Art Basisdemokratie durchgesetzt, die durchaus Erfolg versprechend für das neue Arbeiten im Unternehmen erscheint. Vor einigen Jahren wurde beim Ausscheiden des Unternehmensgründers sogar der neue CEO von der Belegschaft gewählt, der aus organisatorischen Gründen natürlich nicht in jedem Jahr neu zur Wahl steht.

In allen anderen Führungsbereichen wird Jahr für Jahr eine Wahl der Führungspersonen durchgeführt. Das ist kein langwieriger Prozess und erfordert auch keinen Wahlkampf. Wer sich für eine Position interessiert, kann sich für diese bewerben und wird anschliessend von der Belegschaft in der neuen Funktion bestätigt, oder auch nicht.

Vorteile des Verfahrens

Der grösste Vorteil der demokratischen Wahl der Führungskräfte im Unternehmen liegt vor allem darin, dass diese Führungskräfte zum einen aus der Belegschaft stammen und zum anderen durch die Wahl auch das Vertrauen des Grossteils der Mitarbeiter geniessen. Damit werden Entscheidungen und Führungsqualitäten völlig anders anerkannt als bei strategisch eingesetzten Leitern. Dabei bleiben viele Einzelentscheidungen in den Teams, was als Swarming bekannt ist. Ein wesentlich vertrauensvolleres Arbeiten wird damit möglich.

Als weiterer Vorteil des Verfahrens wird genannt, dass die gewählten Führungskräfte sehr gut wissen, was und worüber sie entscheiden. Immerhin verfügen sie selbst über die konkreten Erfahrungen aus dem Arbeitsbereich und haben jeweils ein Jahr Zeit, sich in ihrer Position zu bewähren. In einem offenen Verfahren kann hier von Kungelei und Begünstigung oder immer wieder beklagter Vetternwirtschaft in grossen Unternehmen keinesfalls die Rede sein. Damit grenzen sich diese Wahlen auch von so manchem politischen Meinungsbildungsprozess ab.

Sicherlich gibt es auch Probleme, wenn Führungskräfte gewählt werden. Diese treten allerdings hinter dem Erfolg dieser Verfahrensweise deutlich zurück.

 

 

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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