Vom Sinn und Unsinn der Grossraumbüros

Ein grosser Teil verwaltender und schöpferischer Arbeit wird heute wie dazumal in Büros geleistet. Wirft man einen Blick in die Geschichte des Büros, dann wird offensichtlich, dass abseits aller modernen Technik der Charakter des Büros der gleiche geblieben ist wie vor 100 Jahren. Stillstand ist hier der Obolus an eine scheinbare Geschäftigkeit, die uns gerade in Grossraumbüros regelrecht zu erschlagen droht.

Warum das Grossraumbüro auf der einen Seite sinnvoll und andererseits völlig kontraproduktiv ist, reisst dieser kurze Beitrag an. Stoff zum Lesen, Nachdenken und Verändern.

Wo das Grossraumbüro Sinn ergibt

Das Versammeln mehrerer Büroarbeitsplätze ist vor allem aus der Kostensicht sinnvoll. Ein grosses Büro mit mehreren Arbeitsplätzen lässt sich einfacher einrichten, ist in den Bau- und Unterhaltungskosten billiger als viele Einzelbüros und ermöglicht ein stetes Überwachen der Betriebsamkeit einzelner Mitarbeiter. Allein schon die ununterbrochene Anwesenheit von Kollegen zwingt zum Tätigsein, wie sinnentleert dieses eventuell auch sein möge. Darüber hinaus zwängt das Grossraumbüro ein in die Nomenklatur des Linierten und Kleinkarierten, säuberlich geordnet zwischen strengen Ordnern und immer mit dem Unterton des Klapperns der Tastaturen, dem Säuseln der Rechnereinheiten und dem Rascheln mürben Papiers untermalt. So wird hier scheinbar produktiv, meist aber wenig schöpferisch gearbeitet.

Auf diese Weise eignen sich Grossraumbüros hervorragend für das Abwickeln sachlich trockener Abläufe ohne Gestaltungsspielräume, ohne Individualität und ohne Persönlichkeit. Geradezu wie geschaffen für starre Systeme, die mit dem immer gleichen Wortlaut im Briefkopf immer die gleichen Anliegen immer wieder gleich bearbeiten.

Keine Leistungszonen für schöpferisches Arbeiten

Zweifellos ist das Grossraumbüro keine Zone für geistige Höchstleistungen, für Schöpfertum oder gar kreative Lösungen. Das gibt weder die räumliche Gestaltung her, noch erlaubt die ständige Kontrolle durch Kollegen und Vorgesetzte ein Arbeiten an Ideen und deren möglichen Umsetzungen.

Hier ist das Grossraumbüro der Feind kreativer Entwicklungen und die schärfste Bremse für Neues und Individuelles. Unternehmen, die auf die kreative Ruhe eines Einzelbüros setzen, haben sich längst von den Legebatterien verwalterischer Eintönigkeit verabschiedet. Nur in einem individuellen Umfeld sind auch individuelle Leistungen mit hohen Ansprüchen denkbar. Hier hat die massenhafte Papierarbeit à la Grossraumbüro nichts zu suchen.

Bestenfalls ein doppelt besetztes Büro ergibt Sinn, weil es über eine gewisse schöpferische Atmosphäre hinaus auch den Austausch mit Fachkollegen erlaubt. Diesen Austausch könnte ein Grossraumbüro zwar en masse bieten, allerdings ist das wegen der zunehmend störenden Geräuschkulisse gar nicht gefragt. Insofern ist das Festhalten am Grossraumbüro das Festhalten am langsamen Sterben von Kreativität und schöpferischer Individualität im Arbeitsalltag. Darüber kann man aber gerade im Grossraumbüro nicht einmal nachdenken, man kann es hier nur fühlen.

 

Oberstes Bild: © imging – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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