Headhunter auf dem Ausbildungsmarkt – wie Unternehmen potenzielle Lehrlinge ködern

Pünktlich zu Beginn des Ausbildungsjahres 2014/2015 vermelden Handel und Handwerk zahlreiche freie Lehrstellen. Um die bestehende Lücke zu schliessen und genügend Ausbildungswillige anzulocken, setzen zahlreiche Unternehmen auf einen ebenso alten wie bewährten Trick.

Alle Jahre wieder schlagen Handel und Handwerk Alarm: Weil immer mehr Schulabgänger eine akademische Laufbahn anstreben, fehlt es auf dem Ausbildungsmarkt an Interessenten für klassische Lehrberufe – und im Land an tatkräftigen Bäckern, Zimmerern oder Dispatchern. Diesem Zustand wollen einzelne Unternehmen durch attraktive Boni Abhilfe schaffen.

Die Zukunft im Blick

Dabei orientieren sich die betroffenen Gastronomen, Logistikbetriebe, Lebensmittel verarbeitende Zünfte oder Baugewerke an genau jenen Aspekten, die Jugendliche als Ausschluss-Kriterien für eine Ausbildung in den jeweils angebotenen Berufen angeben: Den am häufigsten genannten Punkten

  • streng geregelte Arbeitszeiten,
  •  früher Arbeitsbeginn,
  • auf Dauer eintönige Tätigkeit,
  • mangelhafte Aufstiegschancen und
  • Perspektivlosigkeit

soll durch

  • familienfreundliche Betriebsstrukturen,
  • flexible Zeiteinteilung,
  • abwechslungsreiche Arbeit oder
  • Möglichkeiten zur Weiterbildung

begegnet werden.

Finanzielle Anreize

Als Ausgleich für die ebenfalls oft angeführte geringe Vergütung während der Ausbildungszeit locken die Unternehmen in Frage kommende Bewerber mit Sach- und Monetärleistungen: Der Abschluss eines Lehrvertrages wird überdurchschnittlich häufig durch zusätzliche Angebote wie

  • die Zahlung von Begrüssungsgeld,
  • die Gewährung von Ausbildungsprämien,
  • die Möglichkeit zu einem Auslandspraktikum oder
  • die Finanzierung von Austauschreisen bzw. Abschlussfahrten in Kooperations- und Nachbarländer forciert

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Während ausreichend grosse bzw. renommierte Unternehmen den damit verbundenen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand problemlos stemmen können, sehen sich viele kleine Betriebe, Händler oder Handwerker ausser Stande, zusätzliche Anreize zu bieten. Sie setzen daher zunehmend auf die Ausbildung von Angehörigen fremder Nationen.

Auch hierfür schaffen Handel und Handwerk optimierte Bedingungen. So ist es seit einiger Zeit üblich, dass Dachverbände oder die Betriebe selbst durch

  • die Vermittlung von Wohnraum,
  • die gemeinsame Unterbringung mit inländischen Lehrlingen und
  • die personalisierte Ausbildung durch einen unternehmensinternen Paten

für eine vorbildliche Integration von Nicht-Schweizern sorgen.

Dass diese Praxis durchaus Anklang findet, beweist sich vor allem in grenznahen Regionen, wo der Anteil an freien Lehrstellen oft deutlich unterhalb des landesweiten Durchschnitts liegt. Ob sich der Mangel an Nachwuchskräften in Handel und Handwerk damit auf lange Sicht beheben lässt, wird sich allerdings erst noch zeigen.

 

Oberstes Bild: © Olivier Le Moal – Shutterstock.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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