Keine US-Steuersünder bei der VP Bank

Seit Monaten durchleuchten Schweizer Banken nun schon die Konten ihrer Anleger auf der Suche nach Geldern, die eventuell am amerikanischen Fiskus vorbeigeschmuggelt wurden. Grundlage ist das sogenannte USA-Programm, mit dessen Hilfe Schweizer Banken einer Anklage entgehen können, sollten sie unversteuertes Vermögen amerikanischer Bürger verwaltet haben – so sie es denn vollumfänglich melden und hohe Bussen zu zahlen bereit sind.

Viele Schweizer sehen hierin nur noch ein weiteres Indiz dafür, dass das Schweizer Bankgeheimnis ein für alle Mal gefallen ist und die Schweiz als internationaler Finanzstandort weiter an Bedeutung verliert. Nun hat sich mit der VP Bank das erste Finanzinstitut eigenmächtig aus dem Programm gelöst. Die Schweizer Tochter des Liechtensteiner Unternehmens hat verlautbart, dass keiner ihrer Kunden eine für die USA steuerrelevante Vermögensanlage getätigt habe.

Seit Ende 2013 hatte die VP mit ihrem Schweizer Ableger am US-Programm teilgenommen; und das, obwohl die Bank zu keinem Zeitpunkt aktiv ein USA-Geschäft forciert hat. Vielleicht ist es auch diese nachweisliche relative Unabhängigkeit vom amerikanischen Markt, die der Bank das notwendige Selbstvertrauen zum einseitigen Ausstieg gibt. Fredy Vogt, VP-Verwaltungsratspräsident, sagte wortgemäss, das US-Thema habe sich erledigt. Man sei nicht auf einen einzigen Fall unversteuerten Vermögens gestossen. Finanzchef Siegbert Näscher gab ausserdem an, dieses Ergebnis sei von einem externen Revisor überprüft und der Befund bereits dem US-Justizdepartement präsentiert worden.

Etwa ein Drittel aller Schweizer Banken hatten sich 2013 entschieden, die Option einer Programmmitgliedschaft zu ziehen. Im Falle eines Vergehens gegen US-Steuerrecht verpflichteten sich die Unternehmen, zwischen 20 und 50 % der betreffenden Vermögenswerte abzutreten. Die Höhe der Strafzahlung ist abhängig vom Zeitpunkt der Konteneröffnung: je später, desto drakonischer. Vor allem Institute, die Kunden noch annahmen, als bereits gegen die UBS ermitteltet wurde, kommt dies teuer zu stehen.

Mit der VP Bank ist damit das erste von etwa 100 Schweizer Finanzinstituten aus der Kategorie 2 des Programms ausgeschieden. Eine Zustimmung der Kooperationsbeendigung von amerikanischer Seite haben die Banker nicht abgewartet – und sich damit vielleicht ein Stück jener Finanzautonomie zurückgeholt, die das Programm selbst für viele infrage zu stellen schien. Die VP Bank wird aus freien Stücken keine Busse zahlen, aber das Verfahren selbst war teuer genug. Etwa eine Million Franken hat die Recherche gekostet – und diese Summe beinhaltet noch nicht einmal den Personalaufwand.

Der autarke Ausstieg überrascht die Schweizer Bankenwelt. Alle anderen Institute, wie etwa 15 Kantonalbanken, aber auch grosse Vermögensverwalter, die Postfinance und die Regionalbankengruppe Valiant, halten sich noch bedeckt über den Verlauf ihrer eigenen Ermittlungen – haben aber bereits Konsequenzen gezogen. So bietet etwa die Postfinance Nicht-Schweizern nur noch Spar- und Zahlungsverkehrskonten und gar keine Investmentmöglichkeiten mehr an. Der Verein Association Program, welcher die Banken bei der Bewältigung der US-Steuerfrage unterstützt, rechnet nicht mit vielen weiteren einseitigen Ausstiegen – denn diese sind schliesslich nur möglich, wenn kein einziger Bankkunde gegen das US-Steuerrecht verstossen hat.

 

Oberstes Bild: © Sean Locke Photography – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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