Die publizistische Krise ist da – was nun?

Auf einmal ist sie da, die publizistische Krise. Sie kann ganz unterschiedliche Gesichter und Ausprägungen haben, je nach Branche und je nach Fallkonstellation. Es gibt eine Reihe von Krisensignalen, deren Vorhandensein Gewissheit darüber gibt, dass die Krise unmittelbar bevorsteht. Steigender zeitlicher Druck und ein Zusammenlaufen von Ereignissen sind signifikante Merkmale für das Aufkommen einer publizistischen Krise. In dem Mass, in dem die sachlichen Informationen zurückgehen, nehmen die Vermutungen zu und die Ungewissheit wächst, was wiederum zu einer extremen Stresssituation auf Seiten der Entscheidungsfinder führt.

Das Szenario in der Praxis

In der Praxis kann sich dieses Szenario wie folgt abspielen. Ein Unternehmen gerät beispielsweise aufgrund von Ausbeutung von Arbeitskräften in einer ausländischen Niederlassung oder Verwicklungen in einen Finanz-, Immobilien-, Lebensmittel- oder Umweltskandal in die Schlagzeilen und öffentlich unter Druck. Das gesamte Firmenimage steht auf dem Spiel und die Krise wirkt sich aufgrund der wachsenden und intensiven Medienberichterstattung in Form verunsicherter Kunden und eines Rückgangs der Verkaufszahlen aus. Nicht nur die Medien heizen die Diskussion richtig an, Multiplikatoren sind unter anderem auch Mitarbeiter, Geschäftspartner, Branchenrivalen und Bürgerinitiativen. Der interne wie auch der externe Druck wachsen bis ins Unerträgliche an, da mittlerweile auch die Gerüchteküche brodelt und Spekulationen die Runde machen. In dieser Situation reicht oftmals nur ein einziger Satz, um einen gewaltigen Wellenschlag  auszulösen. Deshalb ist es wichtig und gut zu wissen, wie eine Krise verläuft und was in Krisensituationen zu tun ist.

Die Krise und ihr zeitlicher Verlauf

Steilphase, Plateauphase und Umschlagphase heissen die drei Phasen einer Krise, die immer nach demselben Prinzip ablaufen.

  • Die Krise beginnt mit einer Steilphase, in der die Öffentlichkeit schockiert ist über die Nachrichten und aus diesem Bewusstsein heraus Interesse zeigt. Dieses Schockinteresse ist gepaart mit Neugierde, die wie ein Sog weite Teile der Öffentlichkeit erfasst und schlimmstenfalls zu panikartigen Reaktionen führt.
  • Die Plateauphase wird getragen vom öffentlichen Interesse, das aufgrund von weiteren Nachrichten, Kommentaren, Hintergrundberichten und breit angelegten Diskussionen innerhalb der unterschiedlichen Medien und auch ausserhalb in der Branche, in Wirtschaftskreisen in der Bevölkerung angeregt und zunächst auf hohem Niveau gehalten wird.
  • Während sich die Plateauphase abschwächt, geht sie allmählich in die Umschlagphase über, die sich schleichend entwickelt. Schleichend deshalb, weil sie allmählich mit diesem einzigen Krisenstoff überfüttert und deshalb langsam zur Normalität wird. Eine andere Möglichkeit der Krisenabschwächung ist das Aufkommen einer neuen Krise, die die vorangegangene Krise überlagert.


Beim zeitlichen Verlauf einer Krise ist das Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht zu unterschätzen. (Bild: Matej Kastelic / Shutterstock.com)
Beim zeitlichen Verlauf einer Krise ist das Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht zu unterschätzen. (Bild: Matej Kastelic / Shutterstock.com)


Beim zeitlichen Verlauf einer Krise ist das Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht zuunterschätzen. Obwohl sie eigentlich längst verebbt ist, hat eine Krise eine lange Halbwertszeit. Diffuse Fragmente bleiben im Gedächtnis haften und bedingen einen nachhaltigen Vertrauensverlust.

Verhalten in einer Krisensituation – das können Sie jetzt tun

Es gibt einige Verhaltensweisen, die den Weg durch die Krise erleichtern.

  • Zunächst geht es erst einmal darum, sich um die Fakten zu kümmern und aus kursierenden Annahmen Fakten zu machen. Der Zeitfaktor ist dabei entscheidend, denn die öffentlichen Berichterstatter sind ungeduldig. Insoweit ist es wichtig, dass Sie die richtigen Tatsachen unter Ausnutzung aller Möglichkeiten so schnell wie möglich zusammenstellen und an die Medien weiterreichen.
  • Eine Krise ist immer eine Entscheidungssituation, weshalb es wichtig ist, im Vorfeld Krisenprävention zu betreiben. Dabei werden mögliche krisenhafte Situationen zusammengetragen und für diese Krisensituationen geeignete Massnahmen und Verhaltensweisen erarbeitet.
  • Vermeiden Sie in einer Krisensituation Kommunikationszusammenbrüche. Verstärken Sie Ihr Team in der Telefonzentrale und signalisieren Sie Ihre Bereitschaft, hinsichtlich der journalistischen Fragen Rede und Antwort zu stehen und zurückzurufen.
  • Die Medien werden vor allem wissen wollen, was passiert ist, wie es dazu kommen konnte und was Sie tun werden, um diese Situation wieder in den Griff zu bekommen beziehungsweise zu bewältigen. Konzentrieren Sie sich bei Ihren Antworten auf das Wesentliche und erklären Sie nichts, was nicht gefragt wurde.

Sie ist da: Nun heisst es informieren und führen

In der Krisensituation sind ein eigens dafür eingerichtetes Krisenteam und das Topmanagement gefragt. Sie haben die Aufgabe, rasch Entscheidungen zu treffen, die andererseits so verzögert ausfallen sollten, dass sie auf jeden Fall auf Fakten und nicht auf blossen Annahmen oder Fehleinschätzungen basieren. Es heisst Abschied nehmen von der alltäglichen beruflichen Routine und sich voll und ganz auf die Bewältigung der Krise zu konzentrieren. Sämtliche Informationen, die nach aussen gegeben werden, müssen auch intern zeitnah den Mitarbeitern zugeführt werden. Auf diese Weise bleiben sie Verbündete und verhalten sich im besten Fall Ihnen als Arbeitgeber gegenüber loyal, indem sie keine verfälschten Situationsbeurteilungen verbreiten.

Handelt es sich um eine Krise grösseren Ausmasses, ist eine Pressekonferenz notwendig, die nicht in den Räumlichkeiten Ihres Unternehmens stattfinden sollte, um den Kontakt mit den sicher zahlreich erscheinenden Medienvertretern mit dem direkten Arbeitsumfeld zu unterbinden. Insoweit kommt auch der ersten Pressemitteilung eine besondere Bedeutung zu, deren Formulierungen wohldurchdacht, auf den Punkt gebracht und wahrheitsgetreu ausfallen sollten, da sie massgeblich für den sich abzeichnenden Trend in der Berichterstattung ist.

 

Oberstes Bild: © morrison77 – Shutterstock.com

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