Schweizer Immobilien – derzeit fair bewertet?

Über eine Immobilienblase in der Schweiz wird immer wieder spekuliert – mit gegenläufigen Tendenzen. Fakt ist: Die Schweiz hat die Finanz- und Wirtschaftskrise ohne grössere Blessuren überwunden. Für Investoren galt sie vor allem in der Hochphase der Krise als ein idealer Fluchtort für ihr Kapital. Über die Gefahr einer neuen Immobilienblase wird vor diesem Hintergrund bereits seit Längerem spekuliert.

Für die Schweiz geben die meisten Ökonomen derzeit zwar temporär Entwarnung, trotzdem gilt: Im Hinblick auf spekulative Blasen sind die Immobilienmärkte derzeit alles andere als krisenfest. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) warnt trotz der aktuell entspannten Situation vor einer neuen Blase.

Korrekte Wohnimmobilienbewertung und relativ stabile Durchschnittspreise

Laut einer Studie des Immobilienberatungsunternehmens Knight Frank werden Wohnimmobilien in der Schweiz derzeit korrekt bewertet – diesen Status teilt sich die Eidgenossenschaft derzeit mit 9 der insgesamt 27 untersuchten Länder. Auf der sicheren Seite sind demnach aktuell auch Italien, Österreich oder die USA. Als problematisch werden dagegen unter anderem die Immobilienmärkte in Kanada, Norwegen, Belgien und Frankreich angesehen. Martin Neff, der Chef von Raiffeisen Schweiz, bestätigt diese Wertung. Der „Housing Affordability Index“ seiner Bank weist aus, dass Schweizer Hauskäufer für den Immobilienerwerb mit Kosten in Höhe des Haushaltseinkommens von acht Jahren rechnen müssen, was einen langjährigen Durchschnitt repräsentiert.

Preisrückgänge für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser

Die Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) prognostizierte anhand einer eigenen Studie sogar, dass die Immobilienpreise je nach Bevölkerungswachstum und Zinsentwicklung in den nächsten 3 Jahren zwischen 10 und 15 % fallen werden. UBS-Ökonom Claudio Saputelli hält ein solches Szenario abgesehen von vereinzelten regionalen Preiseinbrüchen allerdings für unwahrscheinlich. Die Research-Abteilung der UBS weist aus, dass die Preise von Eigentumswohnungen in 52 % aller Gemeinden in der Schweiz gefallen sind. Noch stärker wirkt sich der Preisrückgang bei Einfamilienhäusern aus, die in 57 % aller Gemeinden an Wert verloren haben. Unter Druck befinden sich die Immobilienpreise derzeit vor allem in der Westschweiz sowie in den Tourismusregionen Graubünden und Wallis. Selbst in Zürich haben die Preise von Einfamilienhäusern im ersten Quartal 2014 jedoch leicht nachgegeben.

Niedrigzinsen könnten mittelfristig Blasen fördern

Weniger optimistisch zeigt sich dagegen die SNB, die weiter vor einer Immobilienblase warnt und erst kürzlich von den Banken eine höhere Eigenmittelbasis für Hypothekardarlehen gefordert hat. Von der Politik bekommt die SNB für diese Sicht teilweise Rückendeckung. Beispielsweise meint der Finanzpolitiker und CVP-Ständerat Pirmin Bischof, dass der Schweizer Immobilienmarkt derzeit zwar mit einer „sanften Landung“ rechnen dürfe – trotzdem sieht er zur letzten Schweizer Immobilienblase Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre „gewisse Parallelen“. Verantwortlich dafür seien insbesondere die seit Langem aussergewöhnlich tiefen Zinsen.

 

Oberstes Bild: © Lisa S. – Shutterstock.com

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