Wachablöse in China durch ein Start-up!

Alle Augen auf Chinas Newcomer am Smartphonemarkt
Ungefähr vier Jahre ist das Unternehmen jung. Erst vor weniger als drei Jahren begann es mit der Auslieferung seiner Smartphones und bereits jetzt konnte es Samsung von der Spitzenposition beim Marktanteil Ranking in China verdrängen. Die Rede ist vom Start-up Xiaomi.

In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Zahlen des chinesischen Smartphonemarktes und stellen Xiaomis Ergebnis in den weltweiten Vergleich.

Unter Berufung auf eine aktuelle Analyse des Marktforschungsunternehmens Canalys berichten zahlreiche Nachrichtenportale von der Wachablöse, die im Q2 2014 stattfand. Aus der besagten Studie geht hervor, dass Xiaomi innerhalb dieses Zeitraums 15 Millionen Smartphones an den chinesischen Markt auslieferte. Samsung wird mit 13,2 Millionen Auslieferungen auf Platz zwei geführt, kurz vor Lenovo mit 13 Millionen und Yulong (10,7 Mio.).

Etwas überraschend taucht Apple unter den Top Platzierungen gar nicht auf. Eine Krise muss man beim vielleicht bekanntesten Smartphoneanbieter aber nicht gleich fürchten, denn anders als Xiaomi ist Apple weltweit präsent. Während also Apple in der Schweiz Hoffnungen auf eine „hausgemachte“ iWatch erzeugen kann, wird man hier auf Xiaomi-Produkte sicher noch eine Weile warten müsssen.

Bemerkenswert ist der direkte Vergleich mit dem Q2 aus dem Vorjahr: Hier konnte Xiaomi den Absatz im Vorjahreszeitraum um 10,6 Millionen Stück übertreffen – ein Wachstum von 240 Prozent. Damit übersteigt Xiaomi das generell schnelle Wachstum des chinesischen Smartphonemarktes so deutlich, dass zwangsweise Marktanteile der Konkurrenz an Xiaomi abgefallen sein müssen. Davon betroffen ist vor allem Samsung. Die Gesamtzahl der Verkäufe ging im Vergleich zum Q2 2013 um ganze 2,3 Millionen zurück.

Huawei ebenfalls mit starkem Wachstum

Ein ebenfalls beeindruckendes Wachstum konnte der Anbieter Huawei in seinem verzeichnen. Der 1988 gegründete Telekommunikationsausrüster verzeichnete einen Absatz von 11,9 Millionen verkauften Smartphones, gegenüber 7,5 Millionen aus dem Vorjahresquartal. Im Gegensatz zu Xiaomi ist Huawei dem Start-up Status aber schon lange entwachsen. Mit 140.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 40 Mrd. US-Dollar (ca. 30Mrd. CHF) ist es schon dort, wo auch Xiaomi-Gründer Lei Jun sein Unternehmen sehen möchte: In einer Reihe mit den etablierten Big Playern der Weltwirtschaft.



China verfügte 2013 laut Statista GmbH über einen Absatz von ungefähr 350 Millionen Stück und ist damit der grösste Markt für Smartphones. Zum Vergleich: Dem US-amerikanischen Marktforschungsunternehmen IDC zufolge lag der weltweite Absatz 2013 bei insgesamt etwas mehr als 1 Milliarde Stück, sodass allein China ein gutes Drittel des Weltmarkts ausmacht.

Spitzenposition in China bedeutet auch weltweit eine gute Position

Wer sich also im Land der Mitte gut positionieren kann, der ist auch im weltweiten Vergleich Spitze. Entsprechend liegt Xiaomi für das Q2 2014 mit 5,1 Prozent weltweitem Marktanteil auf Platz fünf, hinter Lenovo (5,4 Prozent), Huawei (6,8 Prozent), Apple (11,9 Prozent) und Samsung (25,2 Prozent).

Die Spitzenposition im Smartphonemarkt ist allerdings nur die notwendige Basis für das Geschäftsmodell des Unternehmens. Von Anfang an wollte sich die Geschäftsführung offenbar nicht auf den harten Preiskampf in China einlassen – zumindest nicht, um mit diesem Modell den Hauptanteil seiner Gewinne einzufahren.

Xiaomis Geschäftsmodell

Xiaomi setzt zwar auf absolute Niedrigpreise, aber bei gleichzeitig sehr hoher Leistungsfähigkeit – ein Konzept, dass offenbar von der Firma LevelOne übernommen wurde. Bei diesem Leistungsangebot muss die Gewinnmarge deutlich unter der von Apple oder Samsung liegen. Beispielsweise ist das neu erschienene Modell Mi4 für 1999 Yuan (295 CHF) zu erwerben, während Samsungs Galaxy S5 für 3700 Yuan (ca. 540 CHF) gehandelt wird.

Diese Niedrigpreispolitik wird bewusst gefahren, um die Basis für das eigentliche Geschäft, das Servicegeschäft, zu legen. Mit Xiaomis Smartphones wird z.B. als Betriebssystem eine angepasste Version von Android namens MIUI ausgeliefert, aus dem neuerdings der Google Playstore entfernt und gegen ein chinesisches Produkt ersetzt wurde. Auf diese Weise kann Xiaomi an Appverkäufen mitverdienen. Durch die Beteiligung der Käufer an der Entwicklung von MIUI entstand neben einem guten Produkt auch eine entsprechende Fangemeinde, an die Merchandise-Artikel verkauft werden (T-Shirts, Taschen, Rucksäcke). Darüber hinaus soll das Unternehmen auch von Softwareverkauf profitieren, heisst es auf dem Blog der New York Times und einem lesenswerten Übersichtsartikel in der Wirtschaftswoche. Beim Softwareverkauf ist unter anderem der MIUI Express Launcher bemerkenswert. Hierbei handelt es sich um eine App, mit der die MIUI-Oberfläche auf dem eigenen Smartphone genutzt werden kann.

Der grosse Absatz der eigenen Smartphones bietet auch die Möglichkeit zum effektiven Verkauf exklusiver Accessoires und notwendiger Ersatzteile. Auf diese Pordukte könnte eine höhere Marge gelegt werden, um ein erfolgreiches Konzept aus der Gastronomiebranche zu kopieren: Man wird bekannt durch hochwertiges und günstiges Essen, aber die Marge liegt vor allem bei den Accessoires – den Getränken.

Dinge erfolgreich anders machen

Wodurch sich Xiaomi von anderen Big Playern unterscheidet, ist der komplette Verzicht auf stationäre Filialen. Der Verkauf wird ausschliesslich online abgewickelt, wobei sehr erfolgreich auf soziale Netzwerke zurückgegriffen wird – ein Ansatz, der z.B. bei Facebook in Deutschland eher unerfolgreich blieb. Für das Marketing setzt das Unternehmen auf Word-of-Mouth, was sich kostensenkend auswirkt und offenbar blendend funktioniert. Xiaomi ist mittlerweile durch seinen Erfolg auch weit über die Grenzen Chinas hinaus bekannt geworden.

Sollten Sie beim Lesen dieses Artikels Lust auf eine Chinareise bekommen haben, dann hätten wir hier noch ein paar Tipps für Sie.

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Mehr zu Markus Haller

Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft fürs Schreiben.
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