Sie möchten Freundschaften im Büro aufbauen? Dann nutzen Sie Ihre Kollegen aus!

Seien Sie bloss nicht nett zu Ihren Kollegen – denn das könnte Sie unbeliebt machen. Was zuerst paradox klingt, gilt inzwischen als wissenschaftlich erwiesen. Wir selbst – oder besser gesagt: unser Gehirn – sind schuld daran, dass diese Strategie aufgeht. Warum das so ist und wie Sie im Büro handeln sollten, zeigt der Artikel.

Der Neue ist da!

Sie alle kennen die Situation: In einem Büro fängt ein neuer Kollege oder eine neue Kollegin an. Um zu Beginn gleich das Eis zu brechen und für ein angenehmes Klima zu sorgen, überlegen Sie sich vielleicht, wie Sie der Person jetzt helfen könnten. Das kann auch eine kleine Sache sein: Vielleicht bringen Sie dem Mitarbeiter eine Tasse Kaffee mit, vielleicht erledigen Sie einen kurzen Botengang, den Sie ohnehin geplant hatten.

Natürlich kann dieses Rezept funktionieren. Sie sind nett zu der anderen Person, also kann es sehr gut sein, dass sie im Umkehrschluss auch nett zu Ihnen ist. Wenn Sie gleich mit der Tür ins Haus fallen, wirken Sie aber vielleicht auch anstrengend, durchschaubar, schleimig, nervig.

Wieso probieren Sie es also nicht einfach andersherum? Sie lassen die Person Ihnen einen Gefallen tun und klettern dadurch in der Sympathieleiter sogar noch nach oben. Beschrieben wird dies als der Benjamin-Franklin-Effekt: Dieses wissenschaftliche Phänomen besagt, dass Personen, die Ihnen einmal einen Gefallen getan haben, es gerne wieder tun würden. Umgekehrt funktioniert das jedoch nicht. Wenn Sie einer Person einen Gefallen tun, steigert das höchstens temporär Ihre Sympathiewerte, aber nicht dauerhaft.

Das Experiment als Beispiel

Dieser Effekt lässt sich auch in einfachen Tests belegen: In einer Studie beispielsweise wurde ein Wettbewerb abgehalten, bei der es um eine grössere Summe Geld ging. Der Leiter des Wettbewerbs hat einige der Gewinner im Wettbewerb hinterher gefragt, ob sie ihm das Geld zurückgeben könnten – denn sonst wären finanzielle Schwierigkeiten die Folge, da er das Geld selbst ausgelegt habe, ohne über die langfristigen Folgen nachzudenken. Nicht alle Versuchspersonen haben den Vorschlag akzeptiert, aber einige haben ihren Gewinn eben doch zurückgegeben. Das Resultat fiel dann so aus, dass der Leiter des Versuchs die höchsten Sympathiewerte bei denjenigen Personen innehatte, welche er erfolgreich um das Geld gefragt hatte.

Diese merkwürdige Situation ist auf unser – in dieser Hinsicht – kontrovers denkendes Gehirn zurückzuführen. Denken und Handeln sollen in unserer Psyche möglichst harmonisch ablaufen, denn Widersprüche mag unser Geist nicht. Stellen Sie sich vor, Sie würden sich gedanklich vornehmen, eine Tasse widerlichen Kaffee nicht zu trinken, und es dann doch tun.

Dieser Widerspruch wird als kognitive Dissonanz beschrieben. Im Alltag tritt das Phänomen nicht besonders häufig auf. Aus diesem Grund entsteht auch der erwähnte Benjamin-Franklin-Effekt: Unser Gehirn sollte wissen, dass wir nur sympathischen Menschen einen Gefallen tun – und da Sie soeben einer Person einen Gefallen getan haben, muss sie Ihnen sympathisch sein.


Denken und Handeln möchten also im Einklang bleiben. Die Person, die Ihnen einen Gefallen getan hat, wird Sie weiterhin als sympathisch wahrnehmen. (Bild: ollyy - Shutterstock.com)
Denken und Handeln möchten also im Einklang bleiben. Die Person, die Ihnen einen Gefallen getan hat, wird Sie weiterhin als sympathisch wahrnehmen. (Bild: ollyy / Shutterstock.com)


Nutzen Sie es aus – aber bitte nicht zu deutlich

Denken und Handeln möchten also im Einklang bleiben. Die Person, die Ihnen einen Gefallen getan hat, wird Sie weiterhin als sympathisch wahrnehmen, obwohl Sie dies unter normalen Umständen vielleicht gar nicht wären. Sie können das im Büro auch ausnutzen: Beginnen Sie mit einem kleinen Gefallen, den Ihnen niemand ausschlagen kann. „Kannst du mir bitte neues Papier aus dem Kopierraum mitbringen, wenn du sowieso schon da bist?“ Diese Bitte wird Ihnen niemand abschlagen. Bedenken Sie: Sie erscheinen anschliessend sehr sympathisch im Kopf der Person, welche Sie um den Gefallen gebeten haben.

Im nächsten Schritt nutzen Sie das aus: Nun äussern Sie einen viel grösseren, deutlich anspruchsvolleren Wunsch, der Ihrem Kollegen schon ein wenig Arbeit abverlangen wird. Sofern sich dieser Gefallen noch immer innerhalb eines vernünftigen Rahmens bewegt, wird die Person Ihnen auch diese Bitte nicht abschlagen – zumindest in den meisten Fällen. Allerdings, Sie haben es vielleicht schon bemerkt, ist der Begriff Ausnutzen natürlich sehr negativ besetzt und auch nicht das, worauf Sie im Büro abzielen sollten.

Handeln Sie in Massen

Wir wollen Sie mit diesem Artikel keineswegs dazu animieren, Ihre Kollegen auszunutzen. Auch ist nicht garantiert, dass „psychologische Tricks“ immer funktionieren – und sie können auch in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen. Wenn eine Person merkt, dass Sie sie nur für den einen oder anderen Gefallen benutzen, werden Sie in Zukunft sogar auf Abneigung stossen.

Vielmehr möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie mit „schwierigen“ Mitarbeitern umgehen können. Sie schaffen es einfach nicht, die Sympathie dieses Menschen zu erlangen? Dann versuchen Sie es einfach auf die Art und Weise, die wir in diesem Artikel beschrieben haben – denn oft klappt es dann doch noch mit der Freundschaft.

 

Quelle: spiegel.de

Oberstes Bild: © Maxim Maksutov – Shutterstock.com

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