Wie Kommunikation auch unter Stress gelingt

Stress ist in vielen konkreten Fällen ein echter Kommunikationskiller. Kurzatmige, wenig fokussierte Gespräche, laute Auseinandersetzungen und letztlich unzufriedene Kommunikationspartner erhöhen den Stresspegel weiter, was letztlich zu einer Spirale von Missverständnissen führt, die das vernünftige Arbeiten in Phasen grosser Anspannung kaum noch ermöglichen. In diesem Beitrag werden Wege aufgezeigt, wie auch in stressbelasteten Situationen eine gelingende Kommunikation gestaltet werden kann. Damit wird letztlich dem Stress auch die Eigenenergie genommen.

Was hat Stress mit Kommunikation zu tun?

Stress an sich ist eine körperliche und psychische Reaktion auf Anforderungen, die im ersten Augenblick bedrohlich und nicht zu bewältigen wirken. Sowohl die Psyche als auch der Körper selbst stellen sich dann auf ein Versagen ein und sind darauf geschärft, der stressenden Situation beziehungsweise den Stressoren, soweit es geht, auszuweichen. Wenn das nicht geht, werden Möglichkeiten gesucht, dem Faktor Stress aus dem eigenen Repertoire etwas entgegensetzen zu können.

In dieser Situation sind die meisten Menschen in ihrer normalen Kommunikationsfähigkeit stark eingeschränkt. Die Fokussierung auf die Stressbewältigung führt dazu, dass alle weiteren äusseren Einflüsse oftmals störend oder stressverstärkend wirken. Zu diesen äusseren Faktoren zählen nicht selten auch kommunikative Einflüsse wie beispielsweise undifferenzierte Gespräche, Aufforderungen, Anweisungen, nonverbale Äusserungen oder auch schriftliche Informationen.

In der ohnehin angespannten Situation sind solche Kommunikationsformen oftmals dazu geeignet, den empfundenen Stress weiter zu erhöhen. Nur selten gelingt es, im Rahmen einer durchdachten und zielgerichteten Kommunikation dem zusätzlichen Stress seine individuelle Wirkung zu entziehen. Dazu bedarf es einiger kommunikativer Fähigkeiten, die von der Stresserkenntnis bis hin zur Stressbewältigung reichen.

Wie kommuniziere ich mit gestressten Mitarbeitern?

Es herrscht dicke Luft in der Abteilung. Die momentanen Anforderungen sind nur schwierig zu bewältigen, einige Mitarbeiter stehen sichtlich unter einer als übergross empfundenen Belastung und es ist keine Aussicht auf kurzfristige Änderung abzusehen. Wer in einer solchen Situation mit den stressgeplagten Mitarbeitern kommunizieren muss, hat wahrlich keine leichte Aufgabe vor sich.

Jedes Wort wird jetzt auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt, sachliche Bemerkungen werden als persönliche Angriffe verstanden und weitere Anforderungen lassen das Fass zum Überlaufen kommen. Dabei geht Nicht-Kommunizieren jetzt auch nicht und würde möglicherweise die Situation verschärfen.


In einer Situation mit aufgabenbedingtem Stress ist es besonders wichtig, mit den betroffenen Mitarbeitern gut zu kommunizieren
. (Bild: VLADGRIN / Shutterstock.com)
In einer Situation mit aufgabenbedingtem Stress ist es besonders wichtig, mit den betroffenen Mitarbeitern gut zu kommunizieren
. (Bild: VLADGRIN / Shutterstock.com)


In einer Situation mit aufgabenbedingtem Stress ist es besonders wichtig, mit den betroffenen Mitarbeitern gut zu kommunizieren. Hier steht an erster Stelle das ehrliche Bemühen, dem gestressten Gesprächspartner Verständnis für die momentane Situation entgegenzubringen. Der Kommunikationspartner muss verstehen, dass Sie auch in dieser Lage an seiner Seite stehen und alles dafür tun wollen, damit die bedrohlich erscheinende Situation adäquat gelöst werden kann.

Zu Beginn einer Kommunikation mit den gestressten Mitarbeitern steht also immer zuerst eine kurze Zusammenfassung der aktuellen Lage, die Erfassung der Stressfaktoren und das ehrliche Verständnis für die schwierige Situation. Dabei ist es durchaus auch möglich, die Frage zu stellen, wie die Situation nach Ansicht der Beteiligten geklärt werden kann und welche Hilfen dafür erforderlich wären.

So in ihrer Situation wahrgenommene Mitarbeiter sind deutlich besser dazu in der Lage, jetzt auch ein zielgerichtetes Gespräch zu führen. Dazu muss im nächsten Schritt das Thema aufgemacht werden. Hier reicht eine ganz klare Darstellung dessen, worum es im Gespräch gehen soll und welche Wirkungen die Ergebnisse des Gespräches auf den ohnehin schon vorhandenen Stress haben.

Ist die Zielrichtung klar, sollte vereinbart werden, dass gegenseitig zugehört und erst geantwortet wird, wenn das Problem erkannt ist. Ansonsten droht das Gespräch in einen ungewollten Schlagabtausch überzugehen, womit weitere Missverständnisse einhergehen.

Zum Ende des Gespräches müssen vom Gesprächsführer die Inhalte zusammengefasst werden. Beide Seiten müssen verstanden haben, worum es geht und wie die nächsten Schritte aussehen. Nur so ist die Kommunikation dazu geeignet, bei den gestressten Mitarbeitern nicht noch mehr unnötige Aggressionen auszulösen. Diese sollten Sie übrigens niemals als persönlichen Angriff, sondern immer als Signal einer Überforderungssituation verstehen.

Und wenn ich selbst gestresst bin?

Dann sollten Sie sich bemühen, jede Kommunikation so sachlich wie nur möglich zu gestalten. Hören Sie Ihrem Gesprächspartner zu, nehmen Sie dessen Informationen auf und betrachten Sie sich möglichst nicht als Zielscheibe. Bitten Sie gegebenenfalls Ihren Gesprächspartner um Bedenkzeit. Das ist genau die Zeit, die Sie brauchen, um den ohnehin schon vorhandenen Stress von den Informationen des Gespräches zu trennen und machbare Wege zur Bewältigung der Situation zu entwickeln.

Bemühen Sie sich um eine sachliche Gesprächsführung, teilen Sie Ihrem Gegenüber aber auch mit, dass Sie selbst unter Druck sind. Oftmals hilft es hier auch, die Dauer eines Gespräches von vornherein auf ein zeitliches Mass zu begrenzen. Damit sind beide Seiten gezwungen, ihre Informationen kurz, verständlich und nachvollziehbar zu halten. Ausserdem verlieren Sie auf diese Weise nicht allzu viel Zeit, die Sie ohnehin für die Bewältigung der stressenden Situation brauchen.

Wichtig in jeglicher Kommunikation ist es, den momentanen Stress von den anderen Informationen zu trennen und die Ergebnisse des Gesprächs kurz zusammenzufassen. Wenn Sie aufgrund Ihrer aktuellen Situation nicht in der Lage sind, zu einem bestimmten Thema zu kommunizieren, teilen Sie dies Ihrem Gesprächspartner auch mit. Machen Sie gleichzeitig einen Vorschlag, wann das Gespräch zeitnah geführt werden kann. Dann haben Sie mehr Zeit für die Vorbereitung eines weniger stressbelasteten Gesprächs und können die Kommunikation mit entsprechend weniger Druck führen.

 

Oberstes Bild: © wavebreakmedia – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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