Amazon und Microsoft – und warum beide Unternehmen unter schwachen Gewinnen leiden

Microsoft und Amazon, zwei Schwergewichte der IT-Branche, melden stagnierende Gewinne oder gar Rückgänge. Aber geht es den beiden Unternehmen tatsächlich schlecht – oder steckt dahinter einfaches Kalkül? Sehen wir uns die Situation in einem Artikel an, der zeigt, dass Umsatz um jeden Preis nicht immer die einzige Lösung ist.

Expansion als oberste Priorität

Amazon und sein Chef Jeff Bezos hielten schon immer einen sehr klaren Kurs, wenn es um Gewinne geht: Geld hat an sich doch gar keinen Wert, wozu also grosse Mengen davon anhäufen? Aus diesem Grund fährt das Unternehmen seit seiner Gründung im letzten Jahrtausend einen strammen Expansionskurs, von welchem Bezos offenbar auch nicht abrücken möchte. Im ersten Quartal resultierte daraus ein deutliches Plus im Umsatz, ohne dass davon jedoch ein grosser Gewinn übrigblieb.

Genauer gesagt konnte Amazon seinen Umsatz auf 19,74 Milliarden US-Dollar anheben – ein Plus von fast 25 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Gewinn verbesserte sich um 32 %, was eigentlich ein Grund zum Jubeln sein sollte. Erschreckend daran ist jedoch, wie wenig diese Gewinnsteigerung letztendlich tatsächlich ausmacht: Nur 108 Millionen US-Dollar blieben dem Konzern übrig, was gemessen am Umsatz eine winzige Summe ist. Apple, ein weiterer weltumspannender IT-Konzern (der zugegebenermassen deutlich grösser ist), erwirtschaftete im selben Zeitraum 10,2 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Kalkulierte Verluste

Die Gründe dafür sind in den hohen Investitionen zu finden: Wo andere Unternehmen die überschüssigen Gewinne in die Kriegskasse für schlechte Zeiten legen, sammelt Amazon Marktanteile um jeden Preis. Eigene Versandzentren, Tablets und demnächst wohl auch Smartphones, Film- und Musikangebote: Amazon expandiert praktisch in jedes Gebiet, das auch nur entfernt etwas mit dem eigentlichen Angebot von Büchern, Elektronik, Möbeln & Co. zu tun hat. Wann das Unternehmen Geld verdienen möchte? „Später“, meint Bezos.

Das meint er auch wörtlich, wenn man sich die Ausgaben des Konzerns genauer ansieht: Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden 44 % mehr Gelder investiert, die Ausgaben für Technologien und den Zukauf von Inhalten stiegen auf 1,99 Milliarden US-Dollar. Verluste werden dabei gar nicht negativ betrachtet: Im zweiten Quartal 2014 rechnet Amazon fest mit Verlusten irgendwo zwischen 50 und 450 Millionen US-Dollar, obwohl der Umsatz weiterhin um bis zu 26 % steigen wird. Im direkten Wettbewerb steht Amazon auch mit Microsoft – ein Unternehmen, welches derzeit auch eigene Probleme hat, die der neue CEO aber über kurz oder lang aus dem Weg räumen soll.


Kalkulierte Verluste. (Bild: SergeyP / Shutterstock.com)
Kalkulierte Verluste. (Bild: SergeyP / Shutterstock.com)


Ein Sturm zieht auf bei Microsoft

Für das erste Quartal konnte auch Microsoft die Anleger kaum erfreuen: Zwar blieb durch ein starkes Windows 8.1 ein Gewinn von 5,66 Milliarden US-Dollar übrig, aber das bedeutet insgesamt einen Rückgang in Höhe von 7 %. Auch der Umsatz ging zurück, wobei beide Werte noch immer leicht oberhalb der Analysen im Vorfeld zu finden waren. Immerhin machte Microsoft in diesem Zeitraum einen Gewinn von 68 Cent pro Aktie – kein schlechter Wert angesichts der erwarteten 63 Cent, aber der stagnierende Umsatz dürfte dem Unternehmen dennoch ein Dorn im Auge sein.

Schuld daran soll, wie immer, das klassische PC-Geschäft sein. In der Welt der Tablets, Notebooks und Smartphones hat der Desktop-Rechner in vielen Haushalten keinen Platz mehr – und da helfen auch keine gross angelegten Marketingevents. Der Absatz von PCs ging weltweit in den ersten Monaten des Jahres 2014 um weitere 4,4 % zurück. Immerhin: Der Support-Stopp für Windows XP führte offenbar dazu, dass sich viele Nutzer einen neuen Computer gekauft haben, was die Zahlen sogar noch ein wenig anhob. Auf Dauer aber kann dies offensichtlich keine Lösung sein.

Umdenken in Redmond

Natürlich ist auch Microsoft nicht dumm, so dass Satya Nadella, Microsofts neuer CEO, bereits einen Kurswechsel verordnet hat. Smartphone-Anwendungen und Dienste im Internet sollen in Zukunft das Bild des Konzerns prägen, „mobile first, cloud first“ lautet sein persönlicher Slogan für seine Zeit als Chef von Microsoft. Auch wird der Konzern in Zukunft die eigenen Grenzen sprengen: Word, Excel & Co. sind eines der Standbeine von Microsoft, die Office-Pakete spülen zuverlässig grosse Mengen Geld in die Kassen. In Zukunft wird es dieses Angebot auch für das iPad geben – um damit Apple auf den eigenen Geräten Konkurrenz zu machen.

Zuletzt verdichteten sich ausserdem Gerüchte, dass Microsoft Windows 10 – also die übernächste Windows-Variante – vielleicht bereits mit einem Abo-Modell ausstatten wird. Die Nutzer bezahlen also einen bestimmten Betrag pro Jahr und keine einmalige Summe. Diese Ausrichtung stimmt mit der Vorstellung überein, dass Microsoft in Zukunft keine Produkte, sondern Dienstleistungen anbieten möchte. Den Anlegern gefällt dieser Kurs offenbar, denn erstmals seit dem Jahrtausendwechsel kletterte der Wert der Aktie auf über 40 US-Dollar – was zeigt, dass auch Rückschläge zum Geschäft gehören.

 

Oberstes Bild: © Canadapanda – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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