Mnemotechniken: Gedächtnistraining für den Job
VON Andrea Hauser Selbstmanagement
Namen merken – so geht’s
Viele Menschen habe grosse Probleme damit, sich Namen zu merken. Jeder kennt die Situation: Man trifft einen Bekannten, wird von diesem mit Namen angesprochen und kann sich selbst partout nicht erinnern, wie das Gegenüber heisst. Gedächtnistrainer raten, sich bei Vorstellungen bewusst auf den Namen zu konzentrieren. Den Weltrekord im Namenmerken stellte Gedächtnistrainer Boris Konrad auf, der sich in 15 Minuten 201 Namen merken konnte.
In einem Gespräch mit der „Zeit“ erklärte Konrad, es komme vor allem darauf an, bei der Namensnennung bewusst zuzuhören. Bei der Vorstellung sollte man versuchen, sich Namen und Gesicht möglichst genau einzuprägen. Wer den Namen visualisiert und sich in Verbindung mit dem Begriff ein besonderes Bild einprägt, kann ihn sich besser merken. Einige Namen ähneln bestimmten Worten oder wecken bestimmte Assoziationen, diese sollten wir nutzen, um uns den Namen langfristig zu merken. Hier ist die Kreativität des Einzelnen gefragt! Je skurriler das Bild ist, das wir im Kopf haben, desto besser bleibt der Name haften!
Der Weg vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis
Unser Arbeitsgedächtnis ist als Teil des Erinnerungsvermögens dafür zuständig, neue Informationen abzuspeichern. Nennt uns jemand eine Adresse oder eine Telefonnummer, hilft das Arbeitsgedächtnis, diese Information vorübergehend zu speichern. Von hier aus wandert sie weiter ins Langzeitgedächtnis – falls nicht, wird sie vergessen.
Das Gedächtnis teilt sich in das Kurzzeit- und das Langzeitgedächtnis. Die Abspeicherung der Informationen in unserem Gehirn erfolgt in drei Stufen:
Erste Stufe: Die Verschlüsselung oder Kodierung – das Kurzzeitgedächtnis speichert die Information nur einen kurzen Augenblick.
Zweite Stufe: Halten wir die Information für wichtig, verschieben wir sie in unser Langzeitgedächtnis.
Dritte Stufe: Hier erinnern wir uns und rufen die Information aus unserem Langzeitgedächtnis ab.
Assoziationen nutzen und Informationen abrufen
Wie wir alle wissen, ist vor allem der Abruf der Informationen problematisch. Wer krampfhaft versucht, sich an einen bestimmten Namen zu erinnern, wird vermutlich scheitern. Wird neben dem Namen jedoch das Gesicht des Betreffenden oder die gewählte Assoziation abgerufen, fällt es oftmals deutlich leichter, sich zu erinnern. Es kommt also bereits bei der Speicherung der Information darauf an, sie richtig abzulegen, dann kann sie bei Bedarf recht einfach wieder abgerufen werden.
Assoziative Verbindungen
Nicht nur beim Namenmerken helfen die assoziativen Verbindungen. Um sich eine Kette von Worten zu merken, ist es hilfreich, diese in einen Zusammenhang zu bringen: Wir verbinden mit jedem Begriff automatisch ein bestimmtes Bild. Um sich eine Begriffskette zu merken, lassen Sie vor Ihrem geistigen Auge ein Bild entstehen, das die einzelnen Begriffe verbindet. Gedächtnistrainer gehen davon aus, dass sich besonders verrückte Bilder sehr gut einprägen.
Locitechnik
Griechen und Römer nutzten die Merktechnik, um sich die Texte langer Reden merken zu können. Als erster soll der griechische Dichter Simonides Mnemotechniken verwendet haben. Bei der Locimethode werden Begriffe einzelnen Orten zugeordnet: Schreiten Sie gedanklich einen bestimmten Weg ab, den sie gut kennen, und verbinden sie die verschiedenen Orte mit einem bestimmten Begriff. Verbinden Sie den Begriff mit einem bestimmten Merkmal des Ortes. Der Name Loci leitet sich aus der lateinischen Bezeichnung für Ort, nämlich „Locus“, ab.
Zahlen merken
Im Job müssen wir uns nicht nur Namen, sondern noch viel häufiger Zahlen merken. Gedächtnistrainer arbeiten auch hier mit Visualisierung: Jede Zahl sollte mit einem bestimmten Symbol verbunden werden. Wollen Sie sich eine Telefonnummer merken, denken Sie sich eine kleine Geschichte aus, in der Ihre Symbole in der entsprechenden Reihenfolge auftauchen. Auch hier gilt: Je merkwürdiger die Geschichte ist, desto besser bleibt sie im Gehirn haften!
Dieses System funktioniert nur für kurze Zahlenfolgen. Will man sich eine längere Zahl, wie zum Beispiel eine Kontonummer, merken, ist die Methode nicht geeignet. Für längere Zahlenreihen lässt sich das Majorsystem nutzen. Anfang des 18. Jahrhundert wurde das System entwickelt und seitdem vielfach variiert.
Beim Majorsystem werden die Zahlen nicht durch Symbole, sondern durch Laute ersetzt. Der amerikanische Gedächtnistrainer Harry Lorayne, der bereits zahlreiche Ratgeber zum Thema veröffentlicht hat, entwickelte beispielsweise ein solches System. In der Regel bildet sich jedoch jeder, der mit dieser Technik arbeitet, sein eigenes System. Um es sich anzueignen und eine eigene Methode zu entwickeln, braucht es jedoch einige Zeit.
Forscher gehen davon aus, dass wir unser Gehirn wie einen Muskel trainieren können. Welche Techniken für den eigenen Job besonders hilfreich sein können, muss jeder für sich herausfinden. Wenn wir Eselsbrücken bauen, nehmen wir bereits unbewusst die Mnemotechnik zuhilfe. Oftmals kommt es nicht auf das Erlernen einer bestimmten Technik, sondern einfach auf das Training des Gehirns an. Im Fachhandel sind unzählige Ratgeber zum Thema erschienen; wer praxisorientiert lernen möchte, meldet sich bei einem entsprechenden Seminar an. Und denken Sie stets daran: Übung macht den Meister!
Oberstes Bild: © america365 – Shutterstock.com
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