Betrüger machen auch vor Unternehmern nicht Halt

Das Bild vom erfolgreichen Unternehmer in der Öffentlichkeit ist klar. Unternehmer sind weltgewandt, mit allen Wassern gewaschen und fallen nicht auf die Tricks der kleinen und grossen Betrüger herein. Irrtum. Unternehmer werden genauso häufig Opfer von Betrügern wie andere Bürger auch. Allerdings treten die Unternehmensbetrüger nicht wie die klassischen Hütchenspieler auf, sondern tarnen sich hinter einem hollywoodreifen professionellen Auftritt.

Drum prüfe, wer sich (irgendwie) bindet …

… ob sich nicht was Bess’res findet. Die professionellen Betrüger, die mit Unternehmen windige Deals abschliessen, sind nicht immer einfach zu entlarven. Mit scheinbar plausiblen und durchaus attraktiven Angeboten öffnen sie sich die Türen in die Chefetagen und treffen dort auf Entscheider, die selten Herr der Lage sind. Besonders dann, wenn sich kleinere Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage befinden, stehen die vermeintlichen Retter schnell auf der Matte.

Hinter einem gepflegten Äusseren und geschäftlichen Gebaren wird eine kriminelle Energie versteckt, die oftmals erstaunlich ist. In grossen Worten wird mit branchenbezogenem Fachvokabular hantiert, grosse Rechenwerke werden präsentiert, die am Ende mit verführerischen Gewinnsummen verlocken. Solche Gewinne, wenn sie denn überhaupt entstehen, landen ausnahmslos in der Tasche der Betrüger. Die geprellten Unternehmen stehen am Ende schlechter da als zuvor. Nicht selten bedienen sich die professionellen Betrüger ganzer Netzwerke.

Wer mit überraschend günstigen Angeboten geködert wird, lässt manchmal den klaren Menschenverstand und das eigene Gefühl einfach aussen vor. Damit übernehmen die Betrüger geschickt die Verhandlung, bestimmen Inhalte und Intentionen und verschaffen sich damit einen klaren Vorteil. Sie haben jetzt das Heft des Handelns ganz in der Hand.

Betrüger erkennen und entlarven

Nicht wenige Entscheider in den Unternehmen rühmen sich einer hervorragenden Menschenkenntnis. Schaut man hinter dieser Kulisse, sieht es meist schlechter aus als erwartet. Die vermeintliche Menschenkenntnis bezieht sich oft nur auf das eigene Fachgebiet und lässt sich zusätzlich von oberflächlichen Äusserlichkeiten blenden. Nur selten regiert hier ein gutes Gefühl für das Gegenüber, Warnzeichen werden ignoriert und Zweifel wegen der vermeintlichen Professionalität des Gegenübers verworfen. Damit ist für die professionellen Betrüger die Tür bereits geöffnet.

Wer sich effektiv vor Betrügern schützen möchte, sollte diese nicht ungeprüft ins Unternehmen lassen. Bevor überhaupt ein persönliches Gespräch zustande kommt, sollten alle Informationen über die Anbieter ungewöhnlicher Offerten gesammelt und ausgewertet werden. Diese Prüfung bezieht sich auch auf bislang unbekannte Geschäftspartner. Auch hier kann hinter einer tollen Fassade der Betrug lauern.

Nach der Sachprüfung kommt die Fachprüfung. Ist die Sache an sich schlüssig und wirklich nachvollziehbar, geht es an die Fachprüfung. Welche nachprüfbaren Referenzen hat der Anbieter vorzulegen, woher nimmt er seine fachliche Eignung und Qualifikation und welche Vorteile sind für das Unternehmen tatsächlich möglich? Dabei soll auch geprüft werden, was der Anbieter selbst am Geschäft verdient. Wird in diesen Punkten mit ungewöhnlich hohen oder auch erstaunlich niedrigen Zahlen hantiert, ist Vorsicht geboten.

Wenn Sach- und Fachprüfungen mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen sind, dann kann ein persönliches Vorgespräch ein weiterer Schritt sein. Führen Sie solche Gespräche nicht auf neutralem Boden und auch nicht in den Räumen der Anbieter. Wer Ihnen etwas anzubieten hat, kommt gern auch zu Ihnen. Dann befinden Sie sich in Ihrer eigenen sicheren Burg an Ihrem eigenen Schreibtisch. Hier sind Sie der Boss!


Nicht jeder Anbieter mit günstigen Offerten ist ein Betrüger. (Bild: Arcady / Shutterstock.com)


Gehen Sie unvoreingenommen, aber wachsam in das Gespräch. Nicht jeder Anbieter mit günstigen Offerten ist ein Betrüger. Aber manchmal eben doch. Jetzt dürfen Sie sich nicht einfach auf ein gutes Gefühl verlassen, dass gerade Betrüger schnell zu vermitteln wissen. Bleiben Sie sachbezogen, lassen Sie sich nochmals genau über das Angebot informieren und achten Sie auf eventuelle Ungereimtheiten. Konfrontieren Sie Ihr Gegenüber mit allen Fragen, die Sie haben, und lassen Sie sich jeden Schritt genau erklären. Dabei müssen Chancen und Risiken immer in einem vernünftigen Verhältnis stehen.

Keine schnellen Abschlüsse

Betrüger wollen schnelle Abschlüsse, erfahrene Unternehmer wollen sichere Verträge. Deshalb sollten Sie niemals schon im ersten Termin irgendetwas unterschreiben. Laden Sie den Anbieter gerade bei hohen Vertragssummen zu einem zweiten Termin ein. In der Zwischenzeit können Sie alle Daten und Fakten noch einmal überprüfen und gegebenenfalls auch Ihr eigenes Bauchgefühl nochmals erkunden. Diese Chance wird Ihnen genommen, wenn Sie schon beim ersten Treffen bindende Verträge abschliessen.

Kommen Zweifel auf, sollten Sie vor dem zweiten Termin nochmals gründlich recherchieren und gegebenenfalls auch vorgebliche Referenzen kontaktieren. Gibt es diese nicht oder haben diese keine Ahnung von der Person des Anbieters, sollten Sie alle weiteren Kontakte canceln und gegebenenfalls auch die Polizei informieren. Selbst bei bestehenden Referenzen ist immer noch Vorsicht geboten. Professionelle Betrüger arbeiten in Netzwerken, in denen sich die einzelnen Teilnehmer gern auch gegenseitig gute Referenzen erteilen.

Und noch eines zum Schluss. Hören Sie immer auf Ihr Bauchgefühl und ziehen Sie den Rat interner oder externer Fachleute hinzu, sofern sich nicht ausräumbare Zweifel ergeben. So sind Sie vor professionellen Betrügern besser als zuvor geschützt.

 

Oberstes Bild: © Andrey_Popov – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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