Banken und die Neuausrichtung

Banken stehen mindestens seit 2008 aufgrund der damaligen Finanzkrise in der permanenten Kritik – und für viele Unternehmen bedeutet das, eine Zeit der Neupositionierung auf dem internationalen Markt anzustreben.

So geschehen ist es auch bei der Liechtensteinischen Landesbank LLB, deren Schweizer Geschäftsstelle ein Beispiel für diesen noch immer maroden Sektor der Finanzwirtschaft ist.

Die Probleme der LLB

Abläufe innerhalb der Banken müssen einfacher und effizienter gestaltet werden. Darauf können sich wohl alle grösseren Kreditinstitute eignen. Die LLB ist dabei schon weit fortgeschritten, wenngleich die Sünden der Vergangenheit das Institut immer wieder einholen: 2013 etwa wurden für einen Rechtsstreit gegen die USA 33,2 Millionen Franken ausgegeben. Grund für den Streit war das Vermögen, welches die LLB mit den Geldern von US-Bürgern erwirtschaftet hat, welche dieses Vermögen auf Schweizer Konten in den USA nicht angegeben hatten.

Eine Einigung schien im Dezember 2013 bereits gefunden: Etwa 20 Millionen Franken flossen an die zuständigen US-Behörden, ein Bussgeld hingegen wurde überraschenderweise nicht gefordert. Unangenehm gerade für die LLB Schweiz war jedoch, dass diese Zahlung nur die LLB selbst von weiteren Pflichten entbunden hat – aber nicht jede Zweigstelle. Insgesamt 14 Banken waren noch immer in diesen Rechtsstreit verwickelt, die LLB Schweiz gehörte ebenfalls zu.

Eine Bank im neuen Zeitalter

Die Führung der LLB in Liechtenstein kannte zu Beginn des Jahres daher wohl nur ein Mittel: die Schliessung der LLB Schweiz. Deutlich profitabel wirtschaftete die Zweigstelle in der Schweiz ohnehin auch nach Jahren nicht, weshalb man sich zu diesem Schritt entschloss. Ob er auf Dauer richtig war, wird sich zeigen müssen. Denn die Schliessung führte natürlich nicht zu weiteren Verlusten, aber die ungefähr 3,2 Milliarden Franken, welche bei der LLB Schweiz verwaltet wurden, flossen nun natürlich aus dem Mutterkonzern ab. Kunden der Bank legten ihre Gelder schlicht anderswo an, was in den seltensten Fällen eine weitere Zweigstelle der LLB gewesen sein durfte.

Aus diesem Grund konnte die gesamte LLB im Jahr 2013 auch kein neues Geld anziehen, denn die 3,2 Milliarden Franken verkraftet eine – vergleichsweise – kleine Bank nicht ohne Auswirkungen. In Zukunft solle sich dies jedoch komplett anders entwickeln, wenn es nach der Geschäftsführung der LLB ginge – und dazu will man zurück zu den Wurzeln.

Die kleine Hausbank

Investmentbanking, enorme Renditen, schwindelerregendes Risiko: Das klingt aufregend, aber die LLB hat davon offenbar genug. Zukünftig soll daher ein Grossteil des Gewinns mit dem klassischen Tagesgeschäft einer Bank generiert werden. Wachstum wird vor allem im Heimatland Liechtenstein angestrebt, gleichzeitig will man aber auch in Österreich und der Schweiz expandieren. Der Fokus soll dabei vor allem auf einheimischen Kunden liegen, um internationale „Scherereien“ gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Gänzlich zurück zum Image einer Bank für kleine Privatanleger möchte die LLB aber nicht: Anleger aus Osteuropa sollen ebenso mit lukrativen Anlagemöglichkeiten gelockt werden wie (hoffentlich) steinreiche Investoren aus den Arabischen Emiraten. Ob das gelingt und wie man gegen die scheinbare Übermacht von UBS, Credit Suisse & Co. ankommen möchte, ist noch nicht klar. Das Image der Bank kann von diesem Kurswechseln jedoch nur profitieren – und zur Not hilft die EU.

Mehr Rechte auch für die Bürger

Entgegenkommen dürfte dem Plan, Kleinanleger verstärkt ins Boot zu holen, auch ein Beschluss des Europaparlaments und aller wichtigen Mitgliedstaaten. Ab 2016 haben alle EU-Bürger ein Anrecht auf ein grundsätzliches Girokonto. Bislang dürfen Banken, sofern sie ausreichende Gründe vorlegen können, die Kontoeröffnung auch verweigern. In einer zunehmend von elektronischem Bargeld gesteuerten Wirtschaft – von Online-Banking und Überweisungen bis zum einfachen Geldabhaben am Automaten – ist das offensichtlich ein grosser Nachteil für die Bürger.

Besonders davon betroffen waren Personen, die grundsätzlich über kein geregeltes oder ein sehr niedriges Einkommen verfügten: Leiharbeiter, Studenten aber auch Obdachlose oder andere Personen in grossen finanziellen Schwierigkeiten konnten so nur schwer an ein attraktives Girokonto gelangen. Ab 2016 soll die neue Regelung vor allem den sozial schwächer gestellten Menschen in der EU helfen, ein Konto eröffnen zu können.

Konten mit Grenzen

Gänzlich regulieren möchte die EU die Kontoeröffnungen jedoch nicht: Dispokredite beispielsweise können selbst von den Staaten festgelegt werden, auch muss das „neue“ Girokonto nicht unbedingt kostenlos sein. „Vernünftige Gebühren“ hingegen seien angemessen, wobei das Parlament nicht darauf einging, was genau unter dem Begriff zu verstehen ist. Mehr als ein typisches, jetzt bereits verfügbares Girokonto dürfte die neue Alternative damit aber kaum kosten. Geschätzt verfügen derzeit etwa 25 Millionen Menschen in Europa nicht über ein Konto bei einer Bank, obwohl sie dies gerne hätten. Gründe sind in den für diese Personen hohen Kosten oder der ablehnenden Haltung der Banken zu finden – und genau dort soll ab 2016 die Schere angesetzt werden.


Verlorenes Vertrauen gewinnt man am besten durch die kleinen Anleger zurück. (Bild: Tomnamon / Shutterstock.com)


Eine Chance für die LLB – und andere Kreditinstitute

Verlorenes Vertrauen gewinnt man am besten durch die kleinen Anleger zurück. Die LLB hat das vielleicht bereits erkannt, wenngleich langfristige Auswirkungen des Strategiewechsels natürlich noch beobachtet werden müssen. Ein erster Lichtblick naht jedoch: Vergleicht man die Zahlen heute, stellt man schnell fest, dass die LLB bereits 10 % der Ausgaben sparen konnte, während gleichzeitig Gewinne wie im „Vorkrisenjahr“ 2012 erzielt werden konnten.

 

Oberstes Bild: © Vladru / Shutterstock.com

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