Langsam rein, schnell raus - sorgsames Personalrecruiting und schnelle Kündigungen

Schnell eingestellt, lange gelitten. Das ist das Schicksal vieler Unternehmen, die sich zu wenig Zeit für eine gewissenhafte Personalauswahl nehmen und dann oftmals viel zu lange zögern, bevor sie sich von ungeeigneten Mitarbeitern trennen.

„Hire slow – fire fast!“, ist die Devise, die zugegebenermassen auf den ersten Blick wenig sozial klingt, aber für Unternehmen und Arbeitnehmer letzten Endes ein echter Gewinn sein kann.

Erfolgsorientierte Unternehmen müssen sich besonders bei der Personalauswahl und bei der Selektion ungeeigneter Mitarbeiter von einer sozioliberalen Haltung trennen, die mehr Schaden anrichtet, als sie wirtschaftlichen und menschlichen Zugewinn bringen könnte.

Warum Unternehmen oftmals zu schnell einstellen

Der wirtschaftliche Druck auf viele Unternehmen ist gross. Schnell müssen Produktionskapazitäten ausgebaut werden, Mitarbeiter werden gebraucht und diese sind nicht immer einfach zu finden. Stellenanzeigen in der Presse und im Internet, die Inanspruchnahme von Leiharbeitsfirmen, Private Arbeitsvermittler, Arbeitsämter und die Regionalen Arbeitsvermittlungs-Zentren (RAV) versprechen schnelle Erfolge bei der Besetzung vakanter Stellen. Betroffen sind auch Start-ups, die zur Aufnahme der unternehmerischen Arbeit kurzfristig Mitarbeiter suchen.

Oftmals werden dann schnell Mitarbeiter eingestellt, um den aktuellen Bedarf an Beschäftigten decken zu können. Das Abkürzen von Bewerbungsverfahren, der einseitige Blick auf Zeugnisse und Qualifikationen und oberflächlich geführte Auswahlverfahren kennzeichnen die Prozesse übereilter Einstellungen. Damit haben die betroffenen Unternehmen zwar relativ schnell die offenen Stellen besetzt, können sich aber nicht sicher sein, auch die wirklich richtigen Bewerber ausgewählt zu haben.

Nicht selten stellt sich dann schnell heraus, dass Mitarbeiter den Erwartungen nicht gerecht werden und ihre Arbeitsaufgaben nur unzureichend erfüllen können. Die überstürzte Personalauswahl entpuppt sich dann als Fehlbesetzung mit nicht unerheblichen Folgen.

Warum Unternehmen ungeeignete Mitarbeiter zu lange halten

Ausschreibungen, Bewerbungsverfahren, Stellenbesetzungen und auch der Austausch von Mitarbeitern sind aufwändig und teuer. Das ist aber nur ein Grund dafür, warum ungeeignete Mitarbeiter nicht umgehend gekündigt werden. Dazu kommen Beweggründe wie eine gewisse Lethargie, die Angst keinen besseren Bewerber zu finden und immer wieder auch scheinbar humane Gründe, die den Personalverantwortlichen von einer schnellen Kündigung abhalten. Oftmals wird gehofft, dass sich der jeweilige Beschäftigte noch in sein Aufgabengebiet einarbeiten wird oder von selbst kündigt. Auch die Rücksicht auf Familien und ein falsches Verständnis von der Aussenwirkung schneller Kündigungen halten viele Unternehmen davon ab, ungeeignete Arbeitnehmer schnell wieder zu entlassen.

Da wird lieber in der Ausgestaltung der Arbeit herumprobiert und experimentiert, lange Mitarbeitergespräche wiederholen sich immer wieder, Mentoren werden gesucht, bis dann irgendwann der Geduldsfaden doch platzt. Bis dahin vergeht eine Menge Zeit, Arbeitsergebnisse bleiben unbefriedigend und die wirtschaftlichen Zielsetzungen für das Unternehmen werden in Frage gestellt. Letztlich bleiben Erfolge aus und manches Unterfangen kommt ins Wanken, weil nicht die richtigen Mitarbeiter an den richtigen Stellen beschäftigt sind. Stellt man sich jedoch der unternehmerischen Realität, dann gibt es keinen wirklichen Grund, ungeeignete Mitarbeiter nicht intern zu versetzen oder nicht zu entlassen. Alles andere wäre Augenwischerei.


Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital im Unternehmen. (Bild: Jirsak / Shutterstock.com)


Hire slow – sorgfältige Personalauswahl

Egal, wie die Zeit drängt, Mitarbeiter sollten immer sehr sorgfältig rekrutiert werden. Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital im Unternehmen. Aber nur dann, wenn sie wirklich passen und dem Unternehmen an der jeweiligen Position einen wirklichen Gewinn bringen. Denn letztlich kosten die Beschäftigten auch Geld. Und das jeden Monat und auch in den Zeiten, in denen sie den Erwartungen nicht entsprechen.

Beim Personal-Recruiting müssen allen Facetten einer Persönlichkeit beleuchtet werden um zu erkennen, ob die jeweilige Person zum Unternehmen und zur vorgesehenen Stelle passt. Gute Fachzeugnisse reichen beispielsweise dann nicht aus, wenn zwar der theoretischen Background stimmt, praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten aber kaum oder gar nicht entwickelt sind. Genauso wenig passen Arbeitnehmer in den Betrieb, wenn sie sich mit dem Unternehmen und seinen Leistungen nicht wirklich identifizieren können. Auch andere Umstände, die in der Persönlichkeit des Bewerbers liegen, können Ausschlusskriterien sein, selbst dann wenn die formellen Voraussetzungen wie Ausbildung, Erfahrungen und Zusatzqualifikation zu stimmen scheinen.

Die Auswahlprozesse für die gesuchten Mitarbeiter sollten sehr konzentriert und mit ausreichend Zeit durchgeführt werden. Eine gewisse Breite in den Auswahlkriterien gehört dazu. Auch Probearbeiten, kurz befristete Arbeitsverträge auf Probe, Assessment Center und andere Formen der Bewerber-Selektion sind wichtig, wenn wirklich geeignete Mitarbeiter für langandauernde Beschäftigungsverhältnisse gesucht werden. Zielstellung ist dabei auch ein stabiler Mitarbeiterstamm, der das Arbeiten im Betrieb und die Qualität der Unternehmenskultur deutlich mit beeinflussen kann.

Fire fast – schnelle Kündigungen sind besser

Stellt sich heraus, dass ein Mitarbeiter mit seinen Arbeitsaufgaben nicht zurecht kommt oder anderweitig nicht ins Unternehmen passt, ist eine schnelle Kündigung meist der richtige Weg. Zwar darf jedem durchaus auch eine zweite Chance gegeben werden, aber dritte, vierte und weitere Chancen sind für beide Seiten verlorene Zeit und vergebene Chancen.

Faire Arbeitgeber bieten ihren zu kündigenden Mitarbeitern individuell passende Karriere-Coachings an. Damit unterstützen sie die Beschäftigten dabei, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, richtig zu bewerten und auf dieser Grundlage letztlich Jobs zu finden, die besser zu ihnen passen. Durch ein solches Angebot wird der Kündigung auch die vermeintlich soziale Härte genommen. Für den zu Kündigenden ergeben sich neue Möglichkeiten der Stellensuche, anstatt in einem Unternehmen zu verbleiben, in dem er letztlich nicht wirklich erwünscht und auch nicht individuell passend gefordert ist.

Der grösste Vorteil einer schnellen Kündigung ergibt sich natürlich für das Unternehmen, da so nicht übermässig lang an ungeeigneten Mitarbeitern festgehalten werden muss. Während beispielsweise die Kündigungsfrist in der Probezeit nach dem Obligationenrecht 7 Tage beträgt, ist es im ersten Dienstjahr schon ein voller Monat. Kosten und Zeit, die sich jeder Arbeitgeber sparen kann. Im Übrigen auch Zeit, die dem nicht geeigneten Mitarbeiter für Neubewerbungen auf passendere Stellen zur Verfügung steht.

 

Oberstes Bild: © Alexander Supertramp – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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