Die Region im Grenzland CH-D-F: Living along the Borderline

Sprache verbindet. Grenzen sind manchmal – nicht immer(!) – lästig. Niemand wird diese Erkenntnis wirklich in Zweifel ziehen wollen. Für Menschen, die im grenznahen Raum zu einem Nachbarstaat wohnen sind Grenzen ein Teil ihres Lebensumfelds. Nun ist Grenze nicht gleich Grenze.

Der inzwischen eingeebnete „Eiserne Vorhang“ zwischen Westeuropa und den Staaten des „Warschauer Pakts“ war ein schier unüberwindbares Hindernis. Inzwischen hat sich die Lage stark verändert. Die Europäische Union (EU) verbindet heute 28 Staaten und eine halbe Milliarde Menschen zur grössten Wirtschaftszone der Welt. Sie hat gemeinsame Grenzen mit Russland im Osten und reicht – from Coast to Coast, wie die Amerikaner ihr riesiges Land zwischen Atlantik und Pazifik gerne postulieren – vom Mittelmeer bis hoch ins Nordmeer. Das hat was.

Umgeben von diesem Wirtschaftsriesen mit seiner gemeinsamen Euro-Währung in immerhin schon 17 von 28 Bündnisstaaten liegt die Schweiz. Passkontrolle und Währungstausch, denn hier regiert der Schweizer Franken (SFr). Umzingelt, so typisieren manche die Rolle der Schweiz. Andere sprechen von einer Insel der Glückseligen, von einer Arche Noah in stürmischer See. Die Einbindung in die TriRhena Regio zeigt beispielhaft, wie man aus den Gegebenheiten ohne Sentimentalitäten oder Vorurteile das Beste macht. In der Regio leben grenzübergreifend 2,3 Millionen Menschen, davon sind eine Million erwerbstätig.

TriRhena Regio – splendider Grenzraum

Alemannen waren Germanen, die sich nach den germanischen Völkerwanderungen ein hübsches Plätzchen zum Sesshaft-Werden ausgewählt haben. Von Karlsruhe im Norden über den Schwarzwald mit Freiburg, Kehl, Offenburg, rüber auf die andere Rheinseite ins Elsass, nach Strassburg, Colmar, Mulhouse, bis hinein ins Basler Land reicht ihr Siedlungsgebiet. Grenzen wurden später gezogen, geblieben bis zum heutigen Tage ist die gemeinsame alemannische Sprache.

Im alemannisch-stämmigen Elsass hat sie allerdings stark „frankofone Sprenkel“, aber dies hat mit der wechselhaften Zugehörigkeit dieses Landstrichs zu Deutschland und Frankreich zu tun, vom dem der prominente, unverbogene Strassburger Künstler Tomy Ungerer sagt: „Mit dem Elsass isches wie mit em Bahnhofsscheisshaus: Schtändig besetzt. (Mit dem Elsass ist es wie mit einer Bahnhofstoilette: Ständig besetzt.).“ Dies erklärt dann auch den fürs Elsass-Deutsch prägnanten Ausruf: „Jean, schass de Giggel aus em Jardin, der fresst unser ganz´ Legume (Jean, jage den Hahn aus dem Garten, der frisst unser ganzes Gemüse!“).

Vorzeige-Grenzregion mit dynamischer Industrie und breitem Dienstleistungsangebot

Um weit mehr als das besagte Gemüse geht es in der TriRhena Regio. Im Vordergrund stehen handfestes Business, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Interessen. Die hochkarätige Kompetenz auf diesen Feldern können alle drei Staaten belegen. Für grenzüberschreitendes „Rein und Raus“, das Rein in die nicht zur EU gehörige Schweiz und das Rüber in die grenzkontrollfreien EU-Staaten Deutschland und Frankreich ist im grenznahen „TriRhena“-Raum durch das „Abkommen über den Grenzübertritt im kleinen Grenzverkehr“ gesorgt.

Grenzkarte, Ausflugsschein, Transitausflugsschein und Dienstausweis für das Personal öffentlicher Verwaltungen bieten einen gewissen Komfort für jene Bürger, die regelmässig auf die andere Seite der Schweiz-EU-Grenzen wechseln müssen. Ungeachtet dieser Regularien ist es gelungen, die Grenzregion zu einem zentralen europäischen Wirtschaftsraum auszubauen. Aus dem in Kehl am Rhein ansässigen TMO-Verbund (Trinationale Metropolregion Oberrhein) kommt die Zielvorgabe: „. . . die Kräfte aus öffentlicher Hand, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bündeln, um den Oberrhein zu einer Exzellenz-Region mit nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung zu machen.“ Um diese hehren Ziele in die Tat umzusetzen, hat die Metropolregion fünf Handlungsfelder festgelegt.

Bildung & Wissenschaft

Das Szenario ist geprägt von gemeinsamen Lehrstühlen und Studiengängen sowie einem fruchtbaren Austausch der Hochschulen. Die internationale Kompetenz auf den Wissensgebieten der Geo-, Material- und Nano-Wissenschaften sowie Optonik und Photonik stehen auf einem soliden tri-nationalen Fundament. Dafür sorgen die international arrivierten Hochschulen zwischen Schwarzwald, Jura und Vogesen: die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Br., die Universität Basel, die Université Louis Pasteur in Strassburg, die Université Marc Bloch in Strassburg, die Universität Robert Schuman in Strassburg, die Universität (TH) Karlsruhe und die Université de Haute Alsace in Mülhausen.

Bereits 1989 schlossen sich die Unis zum grenzüberschreitenden Zweckverband namens Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten (EUCOR) zusammen. Zweck der Konföderation ist die Zusammenarbeit auf den Gebieten von Lehre und Forschung sowie der Austausch von Dozierenden und Studierenden, inklusive der gegenseitigen Anerkennung von Studienleistungen. Die uns aus dem Jahr 2009 komplett vorliegenden Zahlen weisen aus, dass über 100’000 Studenten, 11’000 Lehrende und Forschende und 8’000 Doktoranden durch ein Jahresbudget von 1.5 Mrd Euro finanziert wurden.


Die Wirtschafts- und Industrie-Kompetenzen sprechen ein klare Sprache. (Bild: hxdyl / shutterstock.com)


Wirtschaft

Die Wirtschafts- und Industrie-Kompetenzen sprechen ein klare Sprache. Automobilität der Zukunft, tri-nationale Energie-Vernetzung, Information & Kommunikation, Lebenswissenschaften (Bio-Valley) und Tourismus-Marketing bringen der Region Kompetenz rund um wichtige gegenwarts- und Zukunftsthemen.

Bürgerforen

In der Regel bieten stets mehrere Bürgerforen grenzüberschreitende Plattformen für die Behandlung wichtiger Gegenwarts- und Zukunftsthemen.

Politik

Auf dem Gebiet der Politik eint die TriRhena Metropolregion die Forderung nach einer zentralen Verwaltungsstruktur. Man möchte gegenüber der EU und den drei Staaten D-F-CH gemeinsam auftreten und seine Regio-Interessen direkt vertreten.

Verkehr

Die Lage an einer der wichtigen Verkehrsadern Europas macht die Forderungen auf dem Gebiet des Verkehrs verständlich. Vor allem den Ausbau des Schienenverkehrs (ICE und TGV) sowie die weitere Optimierung im Flugverkehr sind zentrale Themen.

CH-Unis sehen Zirrhuswolken

Nahezu alles spricht dafür, dass die TriRhena Regio auch weiterhin einen verheissungsvollen Zukunftsweg beschreitet. Ein paar Zirrhuswolken ziehen allerdings auf. Nach der knappen Mehrheit zur restriktiven Handhabung der Einwanderungsbestimmungen in der Schweiz reagierte die Europäische Union gegenüber der Schweiz mit einer Aussetzung der Verhandlungen über das internationale Forschungsabkommen „Horizon“ und das Studenten-Austauschprogramm „Erasmus“. Vertreter der schweizerischen Forschung und Lehre sehen diese Entscheidung mit Sorge und befürchten negative Auswirkungen für ihre Universitäten.

 

Oberstes Bild: © solkanar – shutterstock.com

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