Business Angels: Knowhow-Bringer mit persönlicher Unternehmereinlage

Die Bibel beschreibt Engel als Himmelswesen. Selbst hierarchische Strukturen werden bei der Lektüre der Heiligen Schrift erkennbar. Da gibt es als oberste Ebene die Erzengel namens Gabriel und Michael. Näher an der Endlichkeit des menschlichen Daseins positioniert ist der Schutzengel. Als eine Art „Body Guard“ obliegt ihm der Schutz eines einzelnen Menschen – von der Wiege bis zur Bahre. Erst wenn der Todesengel naht, findet ein Wachwechsel statt.

Glaubt man den Eingeweihten, so vollzieht sich der Abgang aus dem materiell-menschlichen Dasein gleichsam engelsgleich. Business Cards, Kontonummern, Portemonnaies und andere Status-Symbole verlieren Bedeutung und Wert. Das letzte Hemd hat keine Taschen! Wie lässt sich dieses Engels-Thema in unsere heutige Business-Welt transformieren? Salopp formuliert könnte man einen Bezug herstellen zwischen

* dem vor Unfällen bewahrenden Schutzengel und
* dem zum aufblühenden Unternehmen verhelfenden Business Angel (BA).

Business Angel: Berufung für Fortgeschrittene

Den Business Angel in einer platten Wort-zu-Wort-Übersetzung als „Unternehmensengel“ zu bezeichnen ist wenig sinnvoll, denn der Anglizismus hat sich als ein stehender Begriff in der internationalen wie in der deutschen Geschäftssprache durchgesetzt. Den Business Angel (BA) charakterisiert ein relativ scharfes Profil. Funktional bringt er ein Kombi-Paket mit in eine junge, neue Partnerschaft:

* In einem sehr frühen Stadium beteiligt er sich finanziell an einer Unternehmung.
* Zum anderen unterstützt er Existenzgründer mit seinem fundierten, über Jahre gewachsenen Know-how und seinem Beziehungsnetzwerk.

In diesem Zusammenhang taucht immer wieder die Frage auf: Berufung oder Beruf? Beim Business Angel schlägt das Pendel eher in Richtung Berufung aus, denn zumeist handelt es sich bei ihnen um Profis, die bereits Erfolge als erfolgreiche Firmengründer zu verzeichnen haben. In manchen Fällen finden auch Senioren Gefallen an dieser neuen, reizvollen Aufgabe, nachdem sie ihr eigenes Unternehmen verkauft oder an die Börse gebracht haben.

Genau an diesem Punkt wird der Unterschied zwischen der Business Angel-Philosophie und einer Venture-Capital-Beteiligung deutlich. Während Venture-Capital-Geber jungen Unternehmen unter gewissen Voraussetzungen mit Risiko-Kapital zur Seite stehen, ohne sich selbst persönlich in das Unternehmen einzubringen, erfüllt der BA genau diese Doppelfunktion. Ein historischer Rückblick zeigt zudem auf, dass BAs bereits in einem sehr frühen Stadium der Existenzgründung mit Barem und Eigen-Knowhow „an Bord“ gehen, während Risiko-Kapital aus den in Europa eher spärlich sprudelnden Venture-Capital-Quellen oft erst zu einem späteren Zeitpunkt fliesst.


Firmengründer nehmen das Hilfsangebot eines Business Angel vor allem dann gerne an, wenn sowohl an Kapital als auch an unternehmerischem und Brancheninsider-Wissen Bedarf besteht. (Bild: docstockmedia / shutterstock.com)


Der besondere BA-Approach: Früh ran mit Geld und Coaching

Der besondere Approach eines Engagements als Business Angel besteht zweifelsohne im Tätigwerden zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Unternehmens-Neugründung. Diese frühe Phase ist gekennzeichnet durch eine hohe Dynamik. Kapitalinvestitionen sind zumeist zwingend erforderlich. Eine Erhebung hat Einlagen des Business Angel von durchschnittlich 100’000 SFr ermittelt. Firmengründer nehmen das Hilfsangebot eines BA vor allem dann gerne an, wenn sowohl an Kapital als auch an unternehmerischem und Brancheninsider-Wissen Bedarf besteht. In diesen Fällen ist das BA-Modell nicht von der Hand zu weisen. Start-ups ohne ausreichende Sicherheiten erhalten bei Finanzinstituten in der Regel nur eingeschränkte Finanzierungsmittel, wenn überhaupt. Das aus Bankensicht mit hohen Risiken behaftete Gründerdarlehen ist oft teuer gekauftes Geld.

Das BA-Modell bietet eine andere Ausgangsbasis. Auch das vom BA in ein Start-up eingebrachte Kapital ist unzweifelhaft Risikokapital, das bei der Verzinsung geradezu nach einem Risiko-Zinsaufschlag schreit. Die Einbindung des BA lässt aber andere Formen des Engagements und der Beteiligung zu. So ist es durchaus üblich, einem BA einen Geschäftsanteil zukommen zu lassen. Auf diesem Wege besteht für ihn die Möglichkeit, am späteren Umsatz eines prosperierenden Unternehmens zu partizipieren.

BAS – das Kürzel für Business Angels Switzerland

In den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) haben die Business Angels eine lange Tradition. Ihre Zahl wird auf mehr als drei Millionen beziffert. Interessant ist darüber hinaus das dort zur Verfügung gestellte Beteiligungsvolumen, das Jahr für Jahr auf bis zu 50 Milliarden US-Dollar ($) geschätzt wird. In den europäischen Staaten ist das Samenkorn aus Übersee schon vor Jahren aufgegangen, wenn auch die Heerschar der Engel und das Beteiligungsvolumen in den einzelnen Ländern bei weitem niedriger liegen.

Die Business Angels Switzerland (BAS) haben sich in der Rechtsform eines Vereins organisiert und sind seit dem Jahr 1997 in der gesamten Schweiz aktiv. Zur Optimierung der Zuständigkeiten und der Effizienz hat der Verein seine Aktivitäten in drei Regionen unterteilt: Bodensee, Romandie und Zürich. Auf diesem Weg soll ein enger Projektbezug und die erforderliche Nähe bei der Betreuung sichergestellt werden. Selbstbewusst stellen die BAS ihr Tun unter das Motto „Smart Money for Smart Innovators“. Auf etwa 30 „Dinner Meetings“ jährlich, die sich auf die drei Regionen verteilen, trifft man sich mit bis zu 80 Start-ups.

Ein Daumenwert besagt, dass sich aus diesen Kontakten 5-10 finanzierte bzw. co-finanzierte BA-Projekte ergeben. Auf diesem Wege ist es den BAS-Vereinsmitgliedern seit dem Gründungsjahr 1997 gelungen, etwa 100 Start-up-Projekte gemäss den Vereinsregularien zu finanzieren und zu coachen. Der Verein verfügt über insgesamt 67 Mitglieder, die sich aktuell im wesentlichen aus den Regionen „Deutschsprachige Schweiz“ und „Romandie“ rekrutieren, denn die noch junge Region „Bodensee“ ist neu und im Aufbau begriffen. Erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte und ehemalige Führungskräfte sowie Entscheidungsträger aus Organisationen bilden die im Mitgliederverzeichnis vertretene „Activitas“ der BAS.

 

Oberstes Bild: © Pressmaster – shutterstock.com

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