Löhne und Gehälter sinnvoll ausgestalten

Allmählich schiessen sich die Bevölkerung, Gewerkschaften und Unternehmen auf die im Mai stattfindende Volksabstimmung zum Mindestlohn von 22 Franken ein. Zunehmend hörbarer und auch sichtbarer rühren Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen die Werbetrommel, während die Wirtschaft oftmals den warnenden Zeigefinger hebt.

Dabei geht es nicht wirklich um die Zahl 22, sondern vielmehr darum, wie Löhne und Gehälter sinnvoll auszugestalten sind. Angesichts dieser Diskussion lohnt es, den Sinn von Arbeit und den Wert von Geld noch einmal neu zu hinterfragen.

Warum Menschen arbeiten

Das ist mehr eine polemische Fragestellung. Der Sinn der Arbeit liegt darin, menschliches Schöpfertum mit der Bedarfsdeckung zu verbinden und damit Löhne und Gehälter zu verdienen, die ein selbstbestimmtes, vernünftiges und vor allem menschenwürdiges Leben ermöglichen. Dabei sind die gesellschaftlichen Gesamtverhältnisse und der gewohnte Lebensstandard nicht ausser Acht zu lassen. Während 22 Franken die Stunde in der Schweiz derzeit als Lohnuntergrenze gehandelt werden, könnten damit in manchen afrikanischen Ländern ganze Familien fast einen Monat lang auskommen. Das ist sicherlich auch anderen Preisstrukturen und Lebensumständen zuzuschreiben. Fest steht jedoch, dass in aller Regel die Arbeit kein Selbstzweck ist, sondern neben der gesellschaftlichen Notwendigkeit vor allem das notwendige private Interesse des Geldverdienens bedient. Das muss auch in der aktuellen Debatte um den Mindestlohn klar sein.

Löhne und Gehälter sind mehr als einfach nur Geld

Ebenso klar dürfte sein, das es bei der Ausgestaltung der Löhne und Gehälter nicht einfach nur um das Geld geht. Letztlich geht es darum, wie Arbeit, Einsatz und Verantwortung sinnvoll honoriert und damit auch motiviert werden können. Erstaunlich ist da manchmal, dass grosse Abweichungen von Löhnen und Gehältern in nur einer Berufsgruppe zu beobachten sind. Ist die Arbeit der Drucker in der Firma X weniger wert als die in der Firma Y? Und warum verdienen ältere Arbeitnehmer bei gleicher Arbeit mehr als jüngere, oder doch andersherum? Diese Fragen lassen sich hier im Einzelnen nicht beantworten.


Löhne und Gehälter sind mehr als einfach nur Geld. (Bild: Kurt Michel / pixelio.de)


Beantworten indes lässt sich Frage, wie Löhne und Gehälter sinnvoll ausgestaltet werden können. Den Weg dahin muss aber jedes Unternehmen letztlich selbst finden und beschreiten.

Drei Grundannahmen zum Arbeitslohn

Grundannahme 1: Der Arbeitslohn sichert die Erhaltung der Arbeitskraft

Das ist richtig, aber bei weitem nicht ausreichend. In frühkapitalistischen Zeiten war es tatsächlich so, dass der Arbeitslohn für einfache Arbeiter gerade einmal so hoch war, dass diese sich davon mässig ernähren, funktional kleiden und einfach wohnen konnten. Mehr aber auch nicht. Auch heute soll es der Arbeitslohn den Beschäftigten ermöglichen, sich zu ernähren, zu kleiden und zu wohnen. Darüber hinaus müssen vom verdienten Geld aber auch andere Belange wie beispielsweise die Ausbildung und Erziehung der Kinder, Urlaub, Versicherungen und so weiter bezahlt werden. Entsprechend muss der Lohn an sich also schon einmal höher sein als der Betrag, der zur reinen Erhaltung der Arbeitskraft ausreicht.

Grundannahme 2: Löhne und Gehälter sollen Mitarbeiter an das Unternehmen binden

Auch dem kann bedenkenlos, aber nicht mit ungeteilter Nachdenklichkeit zugestimmt werden. Sicherlich ist es eine hervorragende Sache, wenn es Unternehmen gelingt, allen ihren Beschäftigten soviel Lohn zu zahlen, dass diese allein schon wegen der Bezüge möglichst ein Leben lang im Unternehmen bleiben. Funktionieren tut diese Grundannahme jedoch nicht. Dazu ist das Streben der Menschen nach dem Mehr viel zu ausgeprägt. Letztlich würde es unter den Unternehmen einen Kampf nicht um die höchsten, sondern viel mehr um die niedrigsten Löhne geben, bei dem letztlich die Arbeitnehmer die Verlierer sind. Würde der Kampf in die wünschenswert andere Richtung geführt, lohnt sich das nur dann, wenn damit die weltweit besten Spezialisten regelrecht aufgekauft werden sollen. Das klappt vielleicht bei grossen Fussballvereinen wie etwa dem FC Bayern München, nicht aber in normalen Wirtschaftsunternehmen.

Grundannahme 3: Löhne müssen sich der allgemeinen Preisentwicklung anpassen

Auch das wäre ein wünschenswerter Zustand, der letztlich aber nur dazu führen würde, dass nicht Angebot und Nachfrage, sondern die Höhe der Löhne und Gehälter den Markt bestimmen. Auf eine gewisse Weise ist das auch so. Dann nämlich , wenn Preise für den Grundbedarf exorbitant steigen, sind auch die Löhne und Gehälter so anzupassen, dass damit ein zumindest unterdurchschnittlich normales Leben möglich bleibt.

Wie wir sehen, gehen diese oftmals gehörten Grundannahmen zu Löhnen und Gehältern nicht auf. Was ist es dann, womit Arbeitsbezüge sinnvoll strukturiert werden können?

Zunächst muss für arbeitende Menschen ein Mindestlohn her, der vom Grundsatz her ein besseres Leben ermöglicht, als wenn keiner Beschäftigung nachgegangen wird. Hier nehmen wir bewusst Kinder, Behinderte, Alte und anderweitig nicht im Arbeitsmarkt integrierte Personen aus.

In einem zweiten Schritt sind Löhne und Gehälter an den Erträgen der wirtschaftlichen Betätigung eines Unternehmens festzumachen. Sprich: Die Summe aller Bezüge der Mitarbeiter eines Betriebes kann nicht höher sein als der Überschuss aus der wirtschaftlichen Tätigkeit, wenn Materialkosten, Maschinen, Anlagen, Gebäude, Steuern und so weiter vom Betriebsergebnis abgezogen werden. Bleibt da noch die Frage nach dem Gewinn für die Unternehmer. Auch der muss abgerechnet werden, bevor Gelder für Bezüge zur Verfügung stehen. Denn ohne einen zu erwartenden Gewinn wird wohl keine Unternehmensgründung passieren.

Bleibt da noch die Frage nach der gerechten Verteilung der Bezüge. Hier gibt es unterschiedliche Modelle. Die einen zahlen nach Rang und Verantwortung, andere nach dem Anteil an der Wertschöpfung und wieder andere bilden einen Mix aus beiden Komponenten. Wichtig für die Ausgestaltung der Löhne und Gehälter bleibt es letztlich immer, Menschen damit auch für eine zuverlässige und erfolgsorientierte Arbeit im Unternehmen zu honorieren und zu motivieren. Werden Leistungen nicht auch monetär anerkannt, werden diese schnell schlechter. Auch hier lässt sich mit Geld vieles, wenn auch nicht alles regeln.

 

Oberstes Bild: © wirojsid – Fotolia.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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