Guerilla Marketing - nicht nur für Spezialisten

Eine aufmerksamkeitsstarke und zielgerichtete Werbung ist nicht immer einfach zu machen. Oftmals sind besonders bei kleineren Unternehmen die Budgets klein und strikt begrenzt oder gängige Werbemassnahmen scheinen nicht geeignet, die Werbeziele erfüllen zu können. Eine besondere Möglichkeit meist preiswerter und sehr zielgruppenspezifischer Werbung bietet das Guerilla Marketing.

Abseits der üblichen Werbeformen wird hier mit besonderem Einsatz versucht, Kunden zu gewinnen. Und das oftmals sehr erfolgreich. Dabei bewegt sich das Guerilla Marketing abseits klassischer Werbewege, wird aber immer beliebter. Im folgenden Beitrag möchte ich Ihnen einige exemplarische Aktionen aus dem Bereich des Guerilla Marketings vorstellen. Daraus lassen sich auch für andere Unternehmen interessante und erfolgversprechende Möglichkeiten der etwas anderen Werbung ableiten.

Der Kaffeebecher auf dem Autodach

Irgendwo in Europa, an irgendeinem Baumarkt-Center. Hunderte Kunden kommen und gehen, zumeist mit dem Fahrzeug. Vor einigen Wochen hat sich neben dem Baumarktparkplatz, fast schon versteckt, eine kleine Kaffee- und Snackbar einen der begehrten Standplätze ergattert. Die Eröffnung war furios, dann dümpelten die Umsätze schnell weit unter den Erwartungen.

Ein Aufsteller und ein Plakat am Baumarkteingang vermochten daran ebenso wenig zu ändern wie Anzeigen in der lokalen Presse. Letztere Massnahme kostete eigentlich nur Geld, brachte offensichtlich aber keine Kunden. Dann die rettende Idee. Warum die potentiellen Kunden nicht direkt und persönlich auf die Kaffee- und Snackbar hinweisen? Tausende Flyer wurden gedruckt und unter Scheibenwischer geklemmt. Wieder ohne greifbares Ergebnis. Aber Aufgeben war keine Option.

Ein Gespräch mit einem Werbeexperten brachte die Wende. Es wurden Kaffeebecher mit Aufdruck bestellt. Auf dem Kaffeebecher stand schlicht und einfach: „Kaffee – bitte einmal auffüllen für nur 1 Euro – Kaffee- und Snackbar XXX“. Die Kaffeebecher wurden bei trockenem Wetter und wenig Wind einfach auf die Autodächer gestellt und entgingen so nicht der Aufmerksamkeit der Autofahrer. Die meisten wurden erst jetzt auf die Kaffeebar richtig aufmerksam und die Umsätze schnellten wieder in die Höhe. Damit war das Problem sogar längerfristig gelöst und die Kaffee- und Snackbar erfreut sich noch heute grosser Beliebtheit. Nicht zuletzt wegen der aussergewöhnlichen Werbeaktion.


Das Bemühen, abseits der üblichen Werbeformen Kunden zu gewinnen, hat oft Erfolg. (Bild: Tim Reckmann / pixelio.de)


Weihnachten mit Biss

Ein Online-Kaufhaus funktioniert recht gut, allerdings gibt es kaum wirkliche Stammkunden. Die Wiederkehrzahlen auf dem Portal sind kaum nennenswert. Das macht den Betreibern des grossen Online Shops Sorgen. Das Warenangebot und die Qualität der einzelnen Produkte werden auf den Prüfstand gestellt, Reklamationen und Retouren genau statistisch erfasst.

Die Ergebnisse geben keinen Aufschluss darüber, warum die Kunden meist nur einmal im Online-Kaufhaus shoppen. Irgendwie muss eine bessere Kundenbindung her, denken sich die Strategen. Immerhin machen Stammkunden weniger Arbeit, da sie im System bereits erfasst sind und auch individueller umworben werden können. Nur der Weg dorthin scheint unklar. Die Newsletter werden zwar selten abgemeldet und auch die Sonderangebote werden regelmässig den Kunden offeriert.

Aber offensichtlich reicht das nicht. Ein Mitarbeiter aus der Versandabteilung kommt auf die rettende Idee. Gerade das Vorweihnachtsgeschäft erscheint ihm geeignet, eine Sammel- und Prämienaktion zu starten. Allerdings sollen weder kleine bunte Aufkleber noch ein klassisches Gewinnspiel die Kunden binden. Kekse sind die vorweihnachtliche und damit treffende Idee. Für jede Bestellung mit mindestens 50 Euro Warenwert von Anfang November bis Weihnachten erhalten die Kunden einen gebackenen Buchstaben.

Alle Buchstaben zusammen ergeben den Namen des Online-Kaufhauses. Wer diese Buchstaben zusammen hat und davon ein Digitalfoto an das Online Kaufhaus sendet, erhält einen Warengutschein von satten 50 Euro. Eine Aktion, die sich lohnt. Die Wiederbestellzahlen steigen rasant, die Kunden haben Spass am Sammeln und letztlich auch am Knabbern, die Umsätze stabilisieren sich. Auch nach Weihnachten ändert sich nur wenig daran. Jetzt bereitet sich das Online Warenhaus auf die Ostersaison vor und hat schon knallbunte Überraschungen für das Osternest der Stammkunden ausgesucht.

Stadtjagd mit Effekt

Eine bekannte Backwarenkette stellt in der statistischen Erhebung fest, dass nur wenige der insgesamt 20 Filialen in der Stadt bekannt und entsprechend häufig besucht werden. In einigen Stadtbezirken greift die Konkurrenz die Kunden ab. Das nicht wegen besserer Produkte, sondern eher wegen einem relativ geringen Bekanntheitsgrad einiger Filialen. Dass soll sich nun ändern.

Eine Flyeraktion bringt den potentiellen Kunden in den fraglichen Stadtteilen das Angebot näher, eine Grossanzeige in der Lokalpresse listet alle Filialen in der Stadt auf. Die messbaren Veränderungen halten sich in Grenzen. Eine andere Massnahme muss her. Eine ebenso charmante wie wirkungsvolle Idee bringt ein im Unternehmen angestellter Auslieferungsfahrer mit. In der Schule seines Sohnes wurde letztens eine so genannte Stadtjagd durchgeführt, bei der verschiedene Stationen in der Stadt angelaufen werden müssen, um bestimmte Informationen zu sammeln.

Wer alle Informationen gesammelt hat und dabei am schnellsten war, hat gewonnen. Das System wird etwas abgewandelt. Kunden, die innerhalb von drei Monaten in allen 20 Filialen eingekauft haben, erhalten eine Überraschungstorte im Wert von 30 Euro. Wer 15 Filialen besucht hat erhält einen Einkaufsgutschein im Wert von 15 Euro und wer 10 Filialen gefunden hat, bekommt immer noch einen Gutschein in Höhe von 5 Euro. Der Erfolg überzeugt. Nach und nach verbessert sich der Bekanntheitsgrad der bislang umsatzschwachen Filialen und die Grossbäckerei fährt insgesamt deutlich bessere Ergebnisse ein.

An diesen drei Beispielen zeigt sich, wie wertvoll Guerilla Marketing sein kann und vor allem wie wichtig sich auch die Mitarbeit der Angestellten mit ihren eigenen Ideen für den Unternehmenserfolg erweist.

 

Oberstes Bild: @ basketman23 – fotolia.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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