Sind Frauen die Entrepreneure der Zukunft?

Manchmal hat die sprichwörtliche „gläserne Decke“ auch ihr Gutes – wenn weibliche Arbeitnehmer nämlich so frustriert sind ob der externen Limitationen in ihrer Karriereplanung, dass sie aussteigen und sich selbstständig machen.

Dabei zeigt sich in den letzten Jahren zunehmend, dass Frauen sowohl im Gründungsprozess als auch in der Unternehmensleitung bewusst innovative Wege beschreiten. Interessanterweise beginnen diese sich zunehmend mit einer deutlich zu beobachtenden Werteverlagerung innerhalb der Gesellschaft zu synchronisieren.

Umfragen ergeben ausserdem, dass die Arbeitnehmerzufriedenheit in vielen von Frauen gegründeten Start-ups ausgesprochen hoch ist. Da lohnt sich ein Blick auf die spezifischen Bereiche, in denen die Philosophie und Führungseigenschaften von Entrepreneurinnen entscheidende Impulse setzen.

1. Netzwerkbildung

Die gegenseitige Unterstützung von erfolgreichen Unternehmerinnen einerseits und Neugründerinnen andererseits ist besonders intensiv und nachhaltig. Deshalb lohnt es sich für Frauen mit Start-Up-Plänen, schon in der Konzeptionsphase so vielen diesbezüglichen Organisationen und Verbänden wie möglich beizutreten.

Woher die Qualität der Unterstützung kommt, darüber kann psychologisch und soziologisch sicherlich lange diskutiert werden – ob Frauen etwa kulturhistorisch bedingt die selbstloseren Netzwerkerinnen sind oder sich gegenseitig weniger als Konkurrenz denn als mögliche Kooperationspartnerinnen sehen.

Fakt bleibt: Der Zusammenhalt zwischen Unternehmerinnen ist eher durch Synergiedenken als durch Wettbewerbsfurcht geprägt. Auch lebendige Loyalität ist ein Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang. Beziehungen werden nicht als einmal vereinbarte, durch gegenseitige Gefälligkeiten punktuell bestätigte „Verträge“ betrachtet. Für Frauen sind einmal etablierte Beziehungen eine gefühlte und lebendige Verantwortung, der sie sich langfristig verpflichtet sehen und in deren Dynamik sie kontinuierlich zu investieren bereits sind.


Frauen sind in Sachen Netzwerken meist sehr geschickt. (Bild: karelnoppe – Fotolia.com)


Damit entsprechen sie einem steigenden Bedürfnis nach der ethischen – und nicht ökonomischen – Gestaltung von zwischenmenschlichen Interaktionen, die nicht auf Austausch, sondern Interesse beruht und deren „Wert“ sich organisch, nicht messbar generiert.

2. Mitarbeiterführung

Stichwort: Emotionale Intelligenz. Es ist schon fast ein Klischee – und keine Gleichstellungsbeauftragte würde es wagen, diese Eigenschaft per se mit weiblicher Führungskompetenz zu assoziieren. Die Tatsache bleibt aber unumstösslich: Frauen haben die sensibleren empathischen Antennen als Männer entwickelt.

Das muss kein intrinsischer Charakterzug sein; es bleibt sogar zu hoffen, dass dem nicht so ist. Für den Moment aber sind Frauen tendenziell schlicht fähiger, die Reaktionen, emotionalen Zustände und Entscheidungsfindungsprozesse ihrer Mitarbeiter zu erspüren und sensibel darauf zu reagieren. Dies ist gerade für die Teambildung in Start-Ups essenziell, in denen von jedem einzelnen Mitarbeiter oft mehr gefordert wird, als das tendenziell sowieso niedrigere Einkommen eigentlich rechtfertigen würde. Verstanden und ernst genommen zu werden, reduziert die personelle Fluktuationsrate enorm und trägt zu einem produktiven Arbeitsklima bei – zwei entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg eines neuen Unternehmens.

Es ist essenziell für Entrepreneurinnen, sich ihre Intuition und Empathie nicht selbst als irrelevanten „Soft Skill“ oder als Schwäche zu verbieten, sondern diese vielmehr für die Unternehmensgestaltung sinnvoll einzusetzen. Hierfür ist ein systemischer Ansatz besonders wirkungsvoll; eine Vogelperspektive, die davor bewahrt, zu tief in die individuellen Befindlichkeitswelten einzelner Mitarbeiter einzutauchen und stattdessen die interaktive Dynamik jedes und jeder Einzelnen mit dem Unternehmensorganismus als Ganzem zu sehen.

3. Finanzierung

Grundsätzlich tendieren Frauen eher zur Unterfinanzierung ihrer Start-Ups. Das hat unterschiedliche Gründe. Sie sind unter anderem weniger offensiv in der Mittelgenerierung, kalkulieren ihre Businesspläne oft am unteren Limit und nehmen potenzielle Quellen aus ethischen Erwägungen prinzipiell nicht in Anspruch.

Gleichzeitig eigenen sich ihre Gründungsideen aber immer häufiger für neue, alternative Finanzierungsoptionen wie Crowd-Sourcing oder innovative Businessangel-Modelle. Frauen können aufgrund der Natur ihres Start-ups oder ihrer Persönlichkeit häufig Finanzierungsquellen erschliessen, die hohen Wert auf ethische Integrität des Geschäftsmodells und Nachhaltigkeit legen.

4. Kommunikationskultur

Gründerinnen haben oft ein natürliches Gefühl für die Generierung und Pflege von Beziehungen. Im Zeitalter der sozialen Medien beginnt dies einen spürbaren Effekt gerade bei der Markenbildung von gerade eingeführten Brands und der Neukundenakquise zu zeigen. Die entscheidenden Sätze lauten: „Der Zielgruppe auf Augenhöhe begegnen“ und „Geben statt nehmen“.


Team- und Kommunikationskultur fällt Frauen oft leichter als Männern. (Bild: drubig-photo – Fotolia.com)


Frauen reduzieren potenzielle Neukunden seltener auf eine mechanistische Grösse – als Umsatzbringer und Renditequellen. Sie sehen den ganzen Menschen hinter einem Kontakt und gehen den Kunden als komplexe Entität an, die nicht auf ihr Interesse am eigenen Portfolio reduziert werden möchte.

Unternehmerinnen sind tendenziell auch eher dazu bereit, über einen längeren Zeitraum zu investieren, ohne unmittelbare Rendite zu erzielen. In den führenden Netzwerken wie XING, LinkedIN und Facebook ist dies entscheidend – denn hier zählt der Mehrwert, den ein Unternehmen zu bieten bereit ist, und die Kompetenz, die es ausstrahlt, mehr als clevere Promotion und offensives Marketing.

Frauen haben eher ein intuitiveres Gespür dafür, wann sie im Gespräch zur Eigenwerbung übergehen können, ohne dass ihr Reputationsmanagement darunter leidet. Sie setzen alternative Marketingmassnahmen wie Charity-Events oder interaktive Aktionen unter Einbindung der Zielgruppen ein, um eine solide Sympathiebasis zu schaffen, statt offensichtlicherer Umsatzbringer.

Ein weiterer essenzieller Faktor ist die Fähigkeit des aktiven Zuhörens, die Frauen häufiger praktizieren. Das bedeutet auch, dass sie automatisch sehr service-orientiert sind. Sie schaffen in ihren Unternehmen und auf ihren digitalen Angeboten mehr Möglichkeiten für Kunden und Angestellte, ihre Fragen und Anregungen zu äussern – und zeigen durch kontinuierliches und personalisiertes Feedback deutlich, wie ernst diese genommen werden.

Text: Caroline Brunner

Oberstes Bild: © Jeanette Dietl – Fotolia.com

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