Die Armut in der Schweiz ist heute ein ernstes Problem
Im Jahre 2012 lebten bereits rund 600.000 Menschen in der Schweiz unterhalb der Armutsgrenze. Und nicht nur das – von diesen Betroffenen gehörten auch 130.000 Bürger, die trotz einer Erwerbstätigkeit an Armut litten. Heute beträgt die Anzahl der Einwohner, die sich finanziell an oder unter der Armutsgrenze befinden, ca. 1,2 Millionen – und ist in zwei Jahren damit doppelt so hoch.
In dieser Randgruppe nehmen die Frauen eine besonders grosse Rolle ein und sind am stärksten gefährdet, in die Armut abzurutschen.
Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) wird eine Person als „arm“ eingestuft, die nicht genug Geld besitzt, um die nötigen Waren und Dienstleistungen zu erwerben, die für ein gesellschaftlich voll integriertes Leben notwendig sind. Für Einzelpersonen lag die Schwelle im Jahr 2012 bei 2.200,00 Franken im Monat. Im Falle einer vierköpfigen Familie betrug sie 4.050,00 Franken monatlich.
Auch die „Grenzgänger“ werden dabei klassifiziert. Wer knapp oberhalb der Armutsgrenze lebt und leicht darunter abrutschen kann, gilt als „armutsgefährdet“. Zu dieser Gesellschaftsschicht gehören in der Schweiz Einzelpersonen, denen langfristig weniger als 2.500,00 Franken pro Monat zur Verfügung stehen. Zu dieser Schicht zählen mittlerweile 15 % der gesamten Bevölkerung. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten liegt die Schweiz damit im unteren Mittelfeld. Besonders schlecht steht die Eidgenossenschaft im Vergleich mit den Niederlanden und den skandinavischen Staaten da. Vor allem bei den Frauen zeigt sich mittlerweile eine konstante negative Entwicklung – hier lebt jede sechste Frau knapp an der Armutsgrenze.
Besonders Alleinerziehende sind gefährdet
Ein grosser Teil der betroffenen Frauen sind alleinerziehende Mütter, denn die Schweiz hat bisher noch keinen effektiven Weg eingeschlagen, um das Einkommen der Frauen anzuheben. Im internationalen Vergleich sinkt die Schweiz damit immens ab und kommt zu einem beunruhigenden Ergebnis. Bereits jeder vierte Alleinerziehende befand sich im Jahr 2012 an der Schwelle zur Armut. Mittlerweile gilt in der Schweiz schon jeder sechste Bürger in einem Einfamilienhaushalt als arm.
Auch die Bildungsschwäche ist dabei ein grosses Problem, denn hier kassiert die Schweiz im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ebenfalls schlechte Noten. Hiervon betroffene Personen haben in der Schweiz grosse Schwierigkeiten, in finanziell sicheres Fahrwasser zu kommen – und die Möglichkeiten dazu werden immer unwahrscheinlicher. Nach den statistischen Zahlen von 2012 hat bereits jeder Fünfte, die höchstens die Pflichtschulzeit absolviert hatten, an der Armutsgrenze. Eine weitere sehr hohe armutsgefährdete Gruppe sind laut eines Berichts des Bundesamtes Kinder aus kinderreichen Familien sowie Migranten.
Sozialleistungen helfen nicht bei diesem Problem
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Europas wird deutlich, dass Sozialhilfeleistungen in der Schweiz nicht viel helfen. Während Länder wie die Niederlande und Finnland inzwischen die staatlichen Zuschüsse für Armutsgefährdete halbieren konnten, konnte diese Massnahme in der Schweiz nur bei einem Drittel der Betroffenen umgesetzt werden.
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