Das System der Schattenbanken

Vor sieben Jahren rutschte die Welt in die Finanzkrise; die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 gilt noch heute quasi als Fanal dieser Krise. Umstrukturierungen, Verkäufe und Pleiten etlicher Banken und Finanzdienstleister waren die Folge.

Auch wenn die Folgen dieses Bebens rund um die weltweiten Finanzplätze mühsam unter den Teppich gekehrt worden sind und allerorts die Finanzgeschäfte scheinbar unbeeindruckt wieder aufgenommen wurden, sind viele Probleme geblieben.

Zahlreiche Banken haben eminente Probleme bei der Kreditvergabe

So bezeichnet der Internationale Währungsfonds (IWF) die momentane Situation der Banken als belastend für die gesamte Wirtschaft. Vor allem in Europa sind viele Bankhäuser schlichtweg nicht in der Lage, genügend Kredite bereitzustellen. IWF-Analysten befürchten, dass sich diese Situation in naher Zukunft nicht grossartig verändern wird. Das könnte wiederum dazu führen, dass riskante Finanzgeschäfte florieren und eine weltweite Instabilität eintritt. Auch in der Schweiz ist die Kraftlosigkeit des Bankwesens momentan nicht zu übersehen.

Wobei die Probleme der eidgenössischen Finanzszene eher hausgemacht sind. Seit die Schweiz nicht mehr als zuverlässige Steueroase gilt, ist die Sparte Vermögensberatung und -verwaltung nahezu ausgehöhlt worden. Schliesslich haben die Schweizer Banken gerade davon profitiert, dass vermögende Kunden ihr Geld in der Alpenrepublik quasi vor dem Fiskus versteckt haben. Jetzt bleiben das Geld und die Kunden aus, was die Geschäftsmöglichkeiten der Schweizer Bankhäuser nachhaltig limitiert; Tristesse hat sich im helvetischen Bankwesen breitgemacht.


IWF fordert eine komplette Neuorientierung der Banken. (Bild: Canadastock / Shutterstock.com)
IWF fordert eine komplette Neuorientierung der Banken. (Bild: Canadastock / Shutterstock.com)


Aber nicht nur die Schweiz ringt um neue Stabilität auf dem Bankensektor. In nahezu sämtlichen Industrieländern dieser Erde haben Banken Schwierigkeiten. Der IWF hat diesbezüglich bei einer Untersuchung von insgesamt 300 grossen Banken in den Industrienationen festgestellt, dass rund 40 % von ihnen – gemessen am Kapital – zu einer volkswirtschaftlich tragfähigen respektive angemessenen Kreditvergabe momentan nicht in der Lage sind. Innerhalb der Eurozone hätten sogar rund 70 % der Kreditinstitute diesbezüglich Probleme. Ob Schweiz oder Eurozone: Durch Umstrukturierungen und Sanierungsmassnahmen geht es den Banken zwar in den meisten Fällen gut genug, um zu überleben. Aber die Finanzkraft reicht bei Weitem noch nicht aus.

Aufgrund dieser Schwäche im Hinblick auf die Kreditvergabe müssen sich Unternehmen das benötigte Geld über andere Kanäle besorgen. Beliebt ist hier zum Beispiel die Ausgabe von Anleihen an verschiedene Investmentfonds. So haben sich dann auch die diesbezüglich in den jeweiligen Portfolios gehaltenen Kreditinstrumente seit dem Jahr 2007 verdoppelt. José Vinals, Leiter der IWF-Finanzmarktabteilung, warnt dann auch vor akuten und zukünftigen Schwierigkeiten. Da sich nämlich die Risiken immer weiter in das System der Schattenbanken (Finanzhäuser ohne Banklizenz) verlagern, kann es bei entsprechenden Turbulenzen an den expliziten Finanzmärkten prompt zu Liquiditätsengpässen kommen.

Gerade in der Schweiz ist eine fundamentale Neuausrichtung der Banken nach wie vor in vielen Fällen unausweichlich, da die Vermögensverwaltung nun nicht mehr den Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bildet. Auf zu neuen Ufern respektive Geschäftsfeldern, heisst hier die Devise. Das gilt aber auch uneingeschränkt für das Bankwesen in der Eurozone.

 

Oberstes Bild: © isak55 – Shutterstock.com

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