Schweizer Banken wollen Kundendepots ausmisten: Keine Chance für Penny Stocks

Der Schweizer Finanzsektor arbeitet weiter an seiner Reputation und möchte die frühere Kritik am Bankgeheimnis und der Duldung nicht versteuerter Vermögen auf Schweizer Bankkonten endgültig vergessen machen. Dabei hat sich die Branche zum Beispiel auch explizit auf die Hürden für ausländische Investoren und nachhaltige Geldanlagen fokussiert. Ins Visier der Banker sind nunmehr aber auch niedrigpreisige US-Aktien gerutscht. Die eidgenössischen Banken üben extremen Druck auf entsprechende Kunden aus, wobei neu erworbene Titel erst gar nicht mehr berücksichtigt bzw. eingebucht werden.

Allerdings sind die Initiatoren dieser Vorgehensweise wohl die Behörden aus den USA. Offenbar wollen sie den Markt in Bezug auf die oftmals dubiosen Wertschriften gezielt trockenlegen. Was die US-Regulatoren aber genau beanstanden und fordern, liegt noch im Dunkeln verborgen. Vertreter von europäischen Finanzinstituten vermuten, dass sich die Behörden auf die Art von Unternehmen quasi einschiessen, denen am Markt mangelnde oder eine nicht offene Kommunikation vorgeworfen wird.

Wertpapiere mit Kursen unter 1,50 Dollar sind im Depot nicht mehr erwünscht

Derweil herrschen bei den betroffenen Kunden lange Gesichter und Ratlosigkeit vor, seitdem sie entsprechende Schreiben von ihrer jeweiligen Bank erhalten haben. So teilte zum Beispiel die Credit Suisse (CS) ihren Kunden mit, dass Wertpapiere, die den Kurs von 1,50 Dollar nicht erreichen und weder an der Börse Nasdaq noch an der Nyse in New York mit seinen beliebten Stadtbezirken Manhattan und Brooklyn gehandelt werden, in den jeweiligen Kundendepots nicht mehr erwünscht seien. Darin eingeschlossen sind auch anderweitige ausserbörslich gehandelte US-Titel. Die Forderung der CS: Entweder der Kunde verkauft diese Aktien schnellstmöglich, liefert sie an eine Drittbank aus oder verzichtet schlichtweg auf diese Art von Wertpapieren. Im letzteren Fall würde dies bedeuten, dass die Positionen aus dem jeweiligen Depot ausgebucht und die entsprechenden Titel ohne auch nur den Hauch einer Kompensation vernichtet werden.

Als Stichtag nannte die Credit Suisse den 1. Oktober. Ab diesem Tag wollte die Bank dann keine Instruktionen mehr von Kunden für Käufe ebensolcher Aktien entgegennehmen. Anscheinend sind die Schweizer Banken aber selbst mächtig unter Druck geraten. Spätestens seit die US-Behörden bei Brown Brothers Harriman (BBH) vorstellig wurden, ahnte die Schweizer Bankenszene, dass man sich auf eine neue Situation einstellen muss. Schliesslich ist BBH nicht nur der bedeutendste Verwahrer von Wertpapieren in den USA, sondern auch Partner der SIX SIS, der eidgenössischen Depotstelle von Effekten. Um welche Unternehmen bzw. Aktien es derweil genau geht, darüber kann nur spekuliert werden. Vorstellbar ist jedenfalls, dass die US-Regulatoren der Aktion „pump and dump“ einen Riegel vorschieben wollen. Ihnen ist nämlich zweifelsfrei dieses künstliche Aufblasen von Aktien, deren Kurse anschliessend ins Bodenlose purzeln, ein Dorn im Auge.

Wertrückentwicklungen von über 90 % sind quasi an der Tagesordnung

Gerade in den USA ist genau diese Vorgehensweise öfters zu beobachten. Erst wird eine clevere Geschäftsidee im Markt gestreut. Je mehr Anleger sich dann für die Idee begeistern können und entsprechende Aktien kaufen, desto höher steigt der Aktienwert. Ist der Ballon bis zum Platzen aufgeblasen, springen die Drahtzieher einfach wieder ab, streichen die fetten Gewinne ein und lassen den Kurs völlig einbrechen. Das Nachsehen haben dann einzig und alleine die Investoren. Nachhaltig arbeitende Unternehmen wie zum Beispiel Facebook, das einen Rekordstart an der Börse hinlegte, müssen demgegenüber den Aktienkurs in einer solchen Form nicht „befeuern“.


Penny Stocks sollen raus aus den Kundendepots. (Bild: CASTALDOstudio.com / Shutterstock.com)
Penny Stocks sollen raus aus den Kundendepots. (Bild: CASTALDOstudio.com / Shutterstock.com)


Fakt ist, dass derartige Wertschriften mit einem Kurs von unter einem Dollar, die auch Penny Stocks genannt werden, in Hülle und Fülle im Umlauf sind. Es ist ein Spiel mit dem Feuer; in vielen Fällen bewegen sich die Initiatoren derartiger Aktionen am Rande oder bereits schon jenseits der Legalität. Beispiele gibt es genug. So sind viele Anleger zum Beispiel bei Klever Marketing eingestiegen. Die US-Firma hatte 1997 nach eigener Aussage eine revolutionäre Shopping-App entwickelt. In der ersten Zeit knackte der Aktienkurs schnell die Vier-Dollar-Hürde; heute ist sie noch 0,04 Dollar wert. Ähnlich verhält es sich mit Aktien von Rare Element Resources. Das Unternehmen, das sich mit dem Auffinden und Fördern seltener Metalle beschäftigt, wurde 2011 durch die explodierenden Preise plötzlich zum „Aktienstar“. Zu Anfang des Jahres 2011 lag der Kurs bei 13 Dollar; heute werden gerade noch 59 Cent notiert.

Zwickmühle: Zwangsverkäufe würden eigene Kunden zu Verlusten zwingen

Klar ist daher: Wer auf das Drängen der Bank reagiert und entsprechende Titel veräussert, muss mit hohen Verlusten rechnen. Keine Frage, die Schweizer Banken müssen alleine aus Gründen der Seriosität die Massnahmen der US-Behörden unterstützen. Dabei dürfen aber nicht die Interessen der eigenen Kunden mit Füssen getreten und jene quasi durch Zwangsverkäufe zu Verlusten gezwungen werden.

Ein Spagat, bei dem das hiesige Bankenwesen aber auch nachhaltig wieder an Profil gewinnen kann. Hierfür müssen die Schweizer Banken aber Negativschlagzeilen meiden wie der Teufel das Weihwasser. Die Duldung entsprechender Penny Stocks im Kundendepot muss dabei ebenso auf dem Prüfstand stehen wie zum Beispiel die undurchsichtige Rolle der Espirito-Bank in einem Konkursfall oder der plötzliche Stellenabbau bei der Privatbank BSI.

 

Oberstes Bild: © Pincasso – Shutterstock.com

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