Management - wenn die Angst zum Begleiter wird

Eine neue Angst macht sich im unteren und mittleren Management breit. Es ist die Angst vor Entscheidungen. Grund für dieses neue Mass an Furcht ist der drohende Verlust des Arbeitsplatzes bei Fehlentscheidungen oder nicht richtig gesetzten Prioritäten. Und so werden Verantwortungen von oben nach unten verschoben, dort hin und her gereicht und letztlich gar nicht, nur zögerlich oder unter Vorbehalt getroffen.

Während sowohl der kleine Arbeitnehmer als auch der gewandte Politiker gut mit falschen Entscheidungen leben kann, trifft es die vermeintlichen Entscheidungsträger in der Wirtschaft viel härter. Hier zieht manchmal eine falsche Auswahl der Möglichkeiten einen ganzen Rattenschwanz unerwünschter Folgen nach sich und kann letztlich auch zur schnellen Entlassung führen. In der Folge erleben wir zunehmend Entscheider, die so gar nicht entscheiden wollen, sondern sich in vornehm abwägender Zurückhaltung üben.

Wann ist eine Entscheidung richtig?

Diese Frage stellt sich spätestens dann, wenn eine falsche Wahl getroffen wurde. Dann ist es jedoch in aller Regel zu spät und das Korrigieren falscher Entwicklungen kostet Zeit, Aufwand und oftmals auch jede Menge Geld. Dem allgemeinen Vernehmen nach ist eine Entscheidung dann richtig, wenn das Ergebnis einer solchen Entscheidung im Rahmen der erwünschten Entwicklungen liegt. Dazu müsste jedoch erst einmal klar sein, welche Entwicklungen überhaupt erwünscht sind und ob diese auf Dauer tragfähig sind. Das ist jedoch gerade im unternehmerischen Alltag höchst selten der Fall. Hier müssen Entscheidungen so getroffen werden, dass sie die Entwicklung nicht behindern, eventuell sogar weiter befeuern und in jedem Fall ein messbares Ergebnis nach sich ziehen. Und dieses Ergebnis soll möglichst positive Wirkungen haben, was immer das auch ist.

Mut zur Fehlerkultur

Die Entscheidungsfreude im unteren und mittleren Management ist vor allem von der herrschenden Fehlerkultur im Unternehmen abhängig. Werden Fehlentscheidungen nicht diskutiert und korrigiert, sondern lediglich sanktioniert, dann führt das zu einer Lähmung aller Hierarchieebenen, in denen Entscheidungen zu treffen sind. Schliesslich riskiert keiner gern seinen gut dotierten Arbeitsplatz wegen vermeintlich oder tatsächlich falsch getroffener Entscheidungen. Für viele droht dann wegen des gewohnten, hohen Lebensstandards die Schuldenfalle.

Daher kann nur der Weg über ein kluges System der gemeinsamen Entscheidungsfindung die Angst vor der einsamen Fehlentscheidung mindern. Allerdings kann nicht jeder Sachverhalt ständig im Team beraten und entschieden werden. Demnach ist es besonders für junge, unerfahrene und unsichere Manager wichtig, ein System der Entscheidungsfindung kennenzulernen. Hier wird allerdings schon in der Ausbildung zu wenig an den Strukturen von Entscheidungsprozessen gearbeitet.

Die Angst vor der Entscheidung führt dann letztlich dazu, dass keine Entscheidungen getroffen werden und diese dann eher auf die unteren Ebenen verlagert werden. Sprich: Die Entscheidung fällt aus und wird in ihrem Fortgang der zufälligen Entwicklung im jeweiligen Bereich überlassen. Damit steigen die Fehlerquoten erst recht an oder es zieht eine lähmende Stille ein, wenn es um Entscheidungen in wichtigen unternehmerischen Belangen geht.

 

Oberstes Bild: © Mi.Ti. – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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