Technische Innovationen und die Produktivität haben Grenzen - ein kluges Management nicht

Vielfach diskutiert wird die Steigerung der Produktivität mittels des Einsatzes bewährter Technologien und technischer Innovationen.

Allerdings dürfte bekannt sein, dass jegliche Produktivität bestimmte Grenzen hat, die immer nur dann sprunghaft überschritten werden können, wenn es ebenso sprunghafte Entwicklungen der Technologien gibt. Das ist allgemein bekannt und unter anderem ein Grund dafür, dass immer wieder Stagnationen in der Produktivität von Unternehmen zu verzeichnen sind.

Oftmals ausser Acht gelassen wird hingegen die Qualität des Managements. Hier gibt es in den meisten Unternehmen klare Reserven, die bewusst oder unbewusst nicht erkannt und ausgeschöpft werden. Das kurzsichtige Streben nach schnellen Gewinnen bremst die nachhaltige Entwicklung der Unternehmen aus und führt die Entwicklung der Produktivität letztlich ad absurdum.

Untergrabung des kapitalistischen Grundprinzips

Eine kapitalistische Marktwirtschaft funktioniert nur auf der Basis des Kampfes um neue Märkte und eine entsprechende Steigerung der Produktivität, damit diese Märkte auch bedient werden können. Werden keine Märkte erreicht oder die Bedürfnisse am Markt nicht befriedigt, droht ein Zusammenbruch des kapitalistischen wirtschaftlichen Systems. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob wir hier von einer rein kapitalistischen Wirtschaft oder von sozialer Marktwirtschaft reden. Letzteres ist eher ein politisches Konstrukt, das dafür geeignet scheint, in kapitalistischen Verhältnissen für eine relative gesellschaftliche Ausgewogenheit und Ruhe zu sorgen.

Vernachlässigt wird in letzter Zeit vor allem das Streben nach neuen Märkten. Die Welt ist im Wesentlichen territorial und politisch aufgeteilt, bekannte Märkte sind klar belegt und nur das Schaffen neuer Märkte ermöglicht es, das kapitalistische Grundprinzip der Gewinngenerierung zu optimieren. Wenn hier allerdings nur die Kurzsichtbrille aufgesetzt wird, kann dieses Unterfangen letztlich nur scheitern.

Das neue Gewinnpotential liegt im moderneren Management

Nicht wenige Manager sind zutiefst beleidigt, wenn sie erfahren müssen, dass sie selbst als die entscheidende Innovationsbremse in der Entwicklung der Wirtschaft gesehen werden. Immerhin investieren Sie jede Menge Zeit und ohne Frage auch Herzblut in den Bestand und die Zukunft ihrer Unternehmen. Dennoch ist die Sichtweise allzu oft von Kurzsichtigkeit geprägt. Ein Musterbeispiel dafür ist der deutsche Energieriese RWE, der die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien schlichtweg verschlafen hat und jetzt vor einem Milliardenverlust steht. Wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange hat sich der Energiekonzern in Sachen Ökostrom totgestellt und beharrlich weiter auf Atomenergie und andere konventionelle Erzeugungsmethoden gesetzt. Die Quittung dafür kam nicht überraschend, aber schnell.

Das Belächeln kleiner Anfänge grosser und weitsichtiger technologischer Veränderungen durch das Management hat sich hier bitter gerächt und nicht nur Millionen Gewinne gefordert, sondern auch eine Menge Arbeitsplätze gekostet – als schnelle Massnahme zur Sanierung. So wie RWE wird es auch anderen Grossunternehmen ergehen, die ihren Blick nur allzu starr auf die Gegenwart und die nahe Zukunft konzentrieren. Weitsicht, Inspiration und Visionen sind das Gebot der Stunde.

Management ist gefragt

An dieser Stelle ist vor allem das mittlere und obere Management gefragt. Wer einseitig von seinen Mitarbeitern mehr Produktivität abverlangt, ohne dafür die weitsichtigen Weichen zu stellen, wird schnell an die Grenzen des Machbaren stossen. Der kapitalistische Grundsatz von der Markteroberung und Marktaufteilung bedeutet letztlich auch den Blick auf künftige Entwicklungen haben zu müssen. Noch besser ist das obere Management beraten, wenn es selbst die Zügel der Visionen und Zukunftsentwicklungen in die Hand nimmt. Dazu gehört allerdings ein neuer Führungsstil, der auch auf die Entscheidungsfähigkeit und den Gestaltungswillen aller Beschäftigten im Unternehmen setzt. Mag die eine oder andere Idee noch so tollkühn erscheinen, so sind es gerade diese Ideen, die sich bei gewagter Umsetzung oftmals als echte Innovationen durchgesetzt haben.

Wer hier mit an der ersten Stelle künftiger Entwicklungen steht, dürfte sich dann auch eines grösseren Markterfolges erfreuen. Statt ständig nur an aktuellen Gewinnoptimierungen zu schrauben, sollte ein grosser Teil des betrieblichen Vermögens auch in die Zukunftsentwicklung investiert werden. Dies umso mehr, da jetzt schon klar ist, dass in Zukunft findige und kluge Köpfe in den Unternehmen mehr wert sein dürften, als blosses monetäres Kapital. Ein Grund dafür ist der weltweit fortschreitende Fachkräftemangel, der letztlich jedes Unternehmen erreichen wird.

Wer allerdings auch in diesem Segment klug und strategisch handelt, greift einer solchen Entwicklung vor. Sie müssen nicht unbedingt die besten Fachkräfte vom Markt wegkaufen, Sie können sich Ihre unternehmerische Zukunft ganz gezielt auch mit den eigenen Fachkräften sichern. Diese müssen Sie nur in der Art und Weise ausbilden, die Ihren künftigen unternehmerischen Zielen am nächsten kommt.


Human Resources sind mehr als gut ausgebildete Fachkräfte. (Bild: Brian A Jackson / Shutterstock.com)
Human Resources sind mehr als gut ausgebildete Fachkräfte. (Bild: Brian A Jackson / Shutterstock.com)

Human Resources sind mehr als gut ausgebildete Fachkräfte

Wer sich mit der Begrifflichkeit der Human Resources neu auseinandersetzt, wird schnell erkennen, dass es dabei nicht einfach nur um gut ausgebildete Fachkräfte geht. Wir reden hier letztlich von der unternehmerischen Ressource Mensch, die auch in den meisten Führungsetagen schlummert oder einen unbekannt langen Dornröschenschlaf hält. Ergründen Sie einmal die Ressourcen an Kompetenzen, Führungsvermögen und Veränderungswillen, die möglicherweise auch in Ihrem Management schlummern. Sie werden erstaunt sein, welche Veränderung hier möglich ist. Leise vor sich hin dämmernd auf den Prinzen zu warten, der das Unternehmen wachküsst, ist sicherlich die falsche Strategie, wenn es um Zukunftssicherung und die neue Form der Arbeit geht. Jetzt anpacken und die Managementprobleme am Schopfe packen ist der einzig richtige Weg, der Ihr Unternehmen zukunftssicher und stark am Markt machen kann. Auch wenn Sie dazu Geld in die Hand nehmen müssen, das Sie viel lieber als kurzfristige Gewinne in den Bilanzen verrechnen würden.

 

Oberstes Bild: © everything possible – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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