Arbeit am Wochenende – nicht immer auszuschliessen

Das Wochenende ist dem Schweizer heilig und der Sonntag sowieso. Und dennoch kommt der eine oder andere an der Arbeit auch an diesen Tagen nicht vorbei. Die einen, weil sie müssen, die anderen, weil sie wollen. Pflegepersonal, Erzieher in Einrichtungen der Kinder- und Jugendbetreuung, Künstler und Unterhalter, Museumsangestellte, Armee und Polizei, Taxifahrer, Tankwarte und andere Berufskraftfahrer und jede Menge weiterer Berufsgruppen müssen auch am Wochenende Dienst leisten. Dazu kommen viele selbstständige Freiberufler, die dank einer guten Auftragslage auch an den Wochenenden nicht ganz zur Ruhe kommen.

Und so hat die Schweizer Berufswelt praktisch kaum wirklich Ruhe, besonders in den Bereichen der Dienstleistung, Pflege, Betreuung und Unterhaltung. Fragt man sich durch die Massen der Wochenendarbeiter, dann fällt auf, dass nicht jeder mehr oder minder unfreiwillig auch am Wochenende seinen Dienst tut. Es finden sich auch einige Exemplare, die auch am Wochenende ausgesprochen gern arbeiten und solche, die es auch gern tun würden, wenn man sie liesse. Vom Workaholic über den einsichtigen Schichtarbeiter bis hin zum gelangweilten Single und dem Selbstständigen reicht die Palette derer, die am Wochenende stundenweise oder gern auch voll arbeiten.

Nicht nur Zuschläge reizen

Wochenendarbeit wird genauso wie Nachtarbeit besonders vergütet. Das ist für viele ein Anreiz dafür, auch zu nächtlicher Stunde und sonntags konzentriert bei der Arbeit zu sein. Die Zuschläge sind oftmals nicht unerheblich und wer lieber wochentags in Ruhe shoppen geht, der nimmt auch gern die aussergewöhnlichen Arbeitszeiten an den Samstagen und Sonntagen in Kauf. Weniger gern tun das Familienväter und Familienmütter, die an den Wochenenden lieber die freie Zeit mit ihren Kinder und dem Partner geniessen würden. Aber wenn die Arbeit ruft, muss auch die Familie am Wochenende zurücktreten.

Selbstständige können sich am Wochenende in aller Regel keiner besonderen Vergütungen erfreuen. Was für diese zählt, sind Terminbindungen oder ganz einfach das Bestreben, mit Wochenendarbeit mehr Aufträge abarbeiten zu können oder für die folgenden Tage etwas Freizeit herauszuschinden. Natürlich gibt es auch die Selbstständigen, deren Arbeitsgebiet ohnehin eher auf die Wochenenden ausgerichtet ist. Dazu gehören DJs genauso wie selbstständige Personenschützer oder Dienstleister, die in Firmen die Wochenendarbeit der sonst fest angestellten Mitarbeiter abfedern.

Ist uns das Wochenende wirklich noch heilig?

Am Sonntag sollst du ruhen! Das steht nicht nur in anderen Worten in der Bibel, sondern ist auch sonst ein geflügeltes Wort, wenn es um die Gestaltung der Arbeitszeiten geht. Warum aber sollten beispielsweise Ausflugsschiffe am Sonntag nicht fahren, warum sollten Flieger am Sonntag am Boden bleiben und wer verzichtet schon gern auf den Service im Hotel, nur weil Sonntag ist. Und die Schmerzen nach einer Verletzung auf den Montag zu vertagen, weil die Spitäler sonntags nicht besetzt wären, ist sicherlich eine gewagte Idee.

Es gibt also genügend gesellschaftliche, arbeitsorganisatorische oder ganz persönliche Gründe, um auch am Sonntag auf Arbeit zu gehen und dort ähnlich wie an anderen Tagen auch die volle Leistung zu erbringen. Aus dieser Sicht mögen wir vielleicht unheilig sein, deshalb aber längst nicht abartig. Moderne Leistungsgesellschaften bedürfen auch der Arbeit am Sonntag und heben sich damit deutlich von dem einen oder anderen Urvolk ab, das vielleicht gern noch den einen Tag in der Woche als Ruhetag feiert.


Überlegenswert ist es, ob den Wochenendarbeitern nicht noch mehr Beachtung und Würdigung zusteht. (Bild: Racorn / Shutterstock.com)
Überlegenswert ist es, ob den Wochenendarbeitern nicht noch mehr Beachtung und Würdigung zusteht. (Bild: Racorn / Shutterstock.com)


Die Masse der Schweizer tut das sicherlich auch, aber eben längst nicht alle. Überlegenswert ist es, ob diesen Wochenendarbeitern nicht auch noch mehr Beachtung und Würdigung zusteht. Der Normalbürger betrachtet viele Leistungen auch am Sonntag als normal und denkt wenig darüber nach, ob damit auch Verzicht verbunden sein könnte. Meist wird darauf verwiesen, dass die Wochenendarbeiter dafür in der Woche freie Tage hätten. Ein Wochentag ist aber in unserer Gesellschaft eben kein Wochenendtag. Das sollte dann auch bedacht werden.

Ja, der Sonntag ist uns noch heilig, hindert uns aber nicht daran, wichtige Positionen besonders in den Dienstleistungsbereichen und im Bereich der öffentlichen Sicherheit auch am Wochenende zu besetzen. Und das ist gut so.

Wochenendarbeit kann ein Modell für flexiblere Arbeitszeiten sein

Besonders Industriebetriebe denken zunehmend darüber nach, warum an Wochenenden Maschinen und Anlagen heruntergefahren und dann am Montag mit nicht unbeträchtlichem Aufwand wieder hochgefahren werden müssen. Durchgehende Arbeitszeitmodelle wären hier aus mehrfacher Sicht die bessere Lösung. Besonders dann, wenn es sich um Prozesse handelt, die erst wieder in Gang gebracht werden müssen, um wieder die volle Produktivität zu erreichen. Wenn gesetzliche Vorgaben eine durchgehende Arbeitszeit durch die festangestellten Mitarbeiter nicht erlauben, dann könnten in manchen Betrieben auch Fremdfirmen mit selbstständigen Unternehmern eine gute Lösung sein. Auch wenn es die längst (noch) nicht in allen Bereichen gibt, so eröffnet sich hier auch die Möglichkeit, einen weiteren Arbeitsmarkt zu öffnen und damit eine Menge Arbeit zu schaffen. Ein Gedankengang, der für Wirtschaftspolitiker und Ökonomen genauso reizvoll sein dürfte wie für so manchen Einzelunternehmer, der dann auch am Wochenende gut aktiv werden könnte. Lassen Sie uns einfach darüber nachdenken und schreiben Sie Ihre Ideen ins Kommentarfeld.

 

Oberstes Bild: © michaeljung – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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