Geldanlagen: Schweizer Oberschicht vertraut auf Bargeld

Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, welche Form der Geldanlage in diesen Zeiten die Richtige ist, vertraut die vermögende Oberschicht der Schweiz offenbar auf das alte Sprichwort, dass „nur Bares Wahres“ sei. So zeigt es der jüngste „World Wealth Report“, der von Capgemini in Zusammenarbeit mit den Vermögensberatern von RBC Wealth erstellt worden ist. Die hiesigen Millionäre und Milliardäre haben demnach etwa 30 % ihres Vermögens als Bargeld – also beispielsweise auf Tages- und Festgeldkonten – deponiert. Offenbar haben die derzeit herrschenden Minizinsen dabei keinen negativen Einfluss auf die Reichen in der Hinsicht gehabt, ob diese Form des Investments noch zeitgemäss ist.

Die Schweiz ist ein Sonderfall

Bemerkenswert daran ist, dass die Schweiz weltweit einen Sonderfall darstellt. Nach dem Crash der Finanzmärkte im Jahr 2008 haben die Reichen und Superreichen rund um den Globus das Vertrauen in die Börsen verloren. Doch in den meisten Ländern sind sie längst in die Aktienmärkte zurückgekehrt, haben die Notenbanken diese doch mit gewaltigen Finanzspritzen unterstützt. Das Ergebnis: Die Aktienindices stiegen um durchschnittlich mehr als 100 % im Vergleich mit dem Krisenjahr 2008 an. Wer sein Geld entsprechend angelegt hatte, konnte seine Investments folglich ebenfalls mehr als verdoppeln. In der Schweiz wurde diese Chance jedoch von den meisten vermögenden Anlegern laut Untersuchung verpasst.

Zahl der Millionäre und Milliardäre nahm stark zu

Gelitten haben die Reichen unter der konservativen Form der Geldanlage offenbar nicht. Die Zahl der Millionäre nahm ebenso wie die der Milliardäre laut „World Wealth Report“ spürbar zu. Gab es 2012 noch rund 282.000 Personen mit einem Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar in der Schweiz, waren es 2013 bereits etwa 330.000. Im Jahr 2012 zählte die Schweiz 655 Einwohner, die mehr als eine Milliarde US-Dollar ihr Eigentum nennen durften. 2013 waren es mit 750 Personen fast Hundert Menschen mehr.

Schweizer haben kaum Interesse an unkonventionellen Formen der Geldanlage

Die Reichen aus der Schweiz sind verglichen mit den vermögenden Oberschichten aus anderen Ländern laut Studie nur wenig kreativ, wenn es darum geht, das eigene Geld unkonventionell anzulegen. Sie können sich nicht einmal im grossen Stil dafür entscheiden, Beteiligungen von nicht börsennotierten Firmen zu erwerben. Als Vergleich: In anderen Ländern vertrauen die Reichen mit Vorliebe auf Investments wie (Luxus-)Immobilien oder Shopping Malls. In Russland sowie im arabischen Raum haben einige Milliardäre zudem bekanntlich ihren Faible für Sportmannschaften aus dem Profi-Bereich entdeckt.


Zahl der Reichen und ihr Vermögen nehmen signifikant zu. (Bild: pnimfoto / Shutterstock.com)
Zahl der Reichen und ihr Vermögen nehmen signifikant zu. (Bild: pnimfoto / Shutterstock.com)


Blick in die Welt: Zahl der Reichen und ihr Vermögen nehmen signifikant zu

Nordamerika war und ist die reichste Region der Welt. Die Zahl der Millionäre kletterte in Kanada und den USA auf 4,3 Millionen Personen in 2013. Ein Jahr zuvor waren es noch etwa 3,7 Millionen Personen gewesen. Ihr Vermögen kletterte um mehr als 17 % innerhalb eines Jahres auf 14,9 Billionen US-Dollar. Allein 13,9 Billionen davon werden von den Reichen aus den USA gehalten. 70 % der Reichen aus Nordamerika investieren mittlerweile wieder in die Finanzmärkte. Ein vergleichbares Bild ergibt sich auch in Europa: Die Zahl der Millionäre (und Milliardäre) kletterte innerhalb eines Jahres von 3,4 auf mehr als 3,8 Millionen Personen. Gemeinsam halten diese ein Vermögen von etwa 12,4 Billionen US-Dollar. Dies entsprach einem Plus von 13,7 %. Auch in Europa investieren etwa 70 % von ihnen vor allem in die Aktienmärkte. Das geringste Vertrauen hat die vermögende Oberschicht sowohl in Nordamerika wie auch in Europa in die staatlichen Stellen. Allerdings können sich in beiden Teilen der Welt etwa noch 60 % dazu entscheiden, auf diese zu zählen. Als Vergleich: das höchste Vertrauen schenken die Reichen rund um den Globus sich selbst. Mehr als 80 % sagten aus, sie erwarteten, im kommenden Jahr ihr Vermögen durch ihr eigenes Wirken weiter vergrössern zu können.

Asien holt auf

Der asiatisch-pazifische Raum hat laut „World Wealth Report“ deutlich aufgeholt. Die Zahl der Personen mit einem Vermögen von einer Million US-Dollar oder mehr kletterte auf 4,3 Millionen Menschen. Ihr Vermögen schoss auf 14,2 Billionen Dollar. Es vergrösserte sich innerhalb eines Jahres um 18,2 %. Trotz der ähnlichen Zahlen mit Europa und Nordamerika hat die Region allerdings noch deutlichen Nachholbedarf, weil ihre Einwohnerzahl um ein Vielfaches höher liegt. Interessant dabei: Auch die Asiaten vertrauen ganz wesentlich auf die positiven Effekte von Eigenkapital sowie Bargeld, lehnen alternative Investments derzeit aber noch zum allergrössten Teil ab. Sie zeigen in dieser Hinsicht erstaunliche Parallelen zu den Schweizern auf.

 

Oberstes Bild: © In Tune – Shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});