Siemens bekommt bei Alstom keinen Fuss in die Tür

Der Übernahmekampf zwischen Siemens und General Electrics (GE) ist gelaufen. Die Offerte des deutschen Unternehmens und des japanischen Konzerns Mitsubishi für Alstom wurde von der französischen Regierung abgelehnt. Stattdessen kommt der amerikanische Wettbewerber zum Zuge. Ausserdem will sich der Staat mit 20 Prozent an Alstom beteiligen. Damit wäre er grösster Aktionär.

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser will sich trotz alledem noch nicht geschlagen geben und zeigt sich weiter gesprächsbereit. Nach den Verhandlungen mit dem bisherigen Grossaktionär Bouygues müsse die Regierung mit Alstom und GE Verträge ausarbeiten, was Monate in Anspruch nehmen könne. Zweitens stünden Prüfungen durch die Kartellbehörden an. Denn beim Gasturbinengeschäft könnte es zu einer Dominanz von GE kommen. Kaeser stellte aber fest, dass Alstom von vornherein nicht offen für das Siemens-Angebot gewesen sei, obwohl es um 2,3 Milliarden Euro höher lag als das des Wettbewerbers.

Für das Gasturbinensegment zahlen die Amerikaner 7,3 Milliarden Euro. Daneben erwerben sie einen grossen Teil des Dampfturbinensektors und Anteile an mehreren Joint Ventures. Bei den Turbinen für Kernkraftwerke werden Alstom und GE in Zukunft je 50 Prozent der Aktien halten. Vor allem das Nukleargeschäft zählt für die französische Regierung zu den wichtigsten Zweigen des Alstom-Konzerns. Hier drohte die Souvernänität verloren zu gehen. Allerdings wird der Einstieg nicht ganz billig. Der Staat wird in den nächsten zwei Jahren rund 2 Milliarden Euro auf den Tisch blättern müssen. Die Stimmrechte erhält er aber sofort.

Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg erklärte, die drei Gemeinschaftsunternehmen kämen auf einen Jahresumsatz von 6 Milliarden Euro. Bei Alstom verbleibt die komplette Transportsparte mit dem TGV einschliesslich der Signaltechnik, die GE für 600 Millionen Euro abtritt. Alstom hält somit in Zukunft etwa 60 Prozent des alten Umsatzes.

Die deutsche Regierung hatte sich in der Übernahmeschlacht im Gegensatz zur französischen nicht engagiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel erhielt dafür Kritik aus den eigenen Reihen, vor allem aus der CSU. Peter Ramsauer, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, sagte, er hätte sich mehr Einsatz für Siemens von Seiten der Kanzlerin gewünscht. Frankreich habe nationale Interessen eindeutig vor europäische Gemeinsamkeiten gestellt. Zudem sei es unverständlich, dass der Staat trotz massiver Schuldenprobleme eine derart hohe Summe aufbiete, um bei Alstom einzusteigen.

 

Oberstes Bild: © 360b – Shutterstock.com

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hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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