Zukunftsforschung: Heute die Zukunft gestalten

Haben Sie vor 20 Jahren geglaubt, dass Ihr Strom einmal aus überdimensionierten Windspielen oder aus einer Solarzellenansammlung auf Ihrem eigenen Dach kommen würde? War es vor zehn Jahren denkbar, „Dinge“ auszudrucken? Können Sie sich vorstellen, dass bereits in naher Zukunft Ihre Post mit der Drohne zu Ihnen kommt? Glauben Sie daran, dass Sie in zehn Jahren ein modernes Auto noch selbst fahren müssen?

Fragen, deren Antworten zeigen, wie sich das Leben der Menschen innerhalb weniger Jahrzehnte ändern kann. Während sich wenig flexible Unternehmen schlichtweg im Hier und Heute bewegen, sind die grossen Konzerne dabei, jetzt bereits die Zukunft zu gestalten.

Zukunftsforscher sind heute ein Teil der Unternehmenselite. Vor wenigen Jahren noch als Spinner verkannt, zieren sie heute weltweit führende Unternehmen und arbeiten an Lösungen, die derzeit noch als Fantasterei erscheinen, bald aber den Alltag dominieren könnten. Unternehmen, die die Zeichen der Zeit verkennen, kommen zunehmend in schwieriges Fahrwasser oder verschwinden letztlich ganz vom Markt. Und längst sind auch Branchengrenzen aufgehoben. Wenn Amazon mit Drohnen spielt und Google das selbstfahrende Auto entwickelt, werden klassische Branchengrenzen bald schon ein Relikt aus der Vergangenheit sein.

Für die Zukunft aufrüsten

Während der aktuelle Bedarf am Markt über die Produktionsabteilungen im Unternehmen gedeckt wird, wird in den Entwicklungsabteilungen an zukunftsträchtigen Technologien geforscht, entwickelt, gebastelt und probiert. Hier sind Zukunftsforscher, Ökonomen, Soziologen und natürlich Entwicklungsingenieure dabei, die kleine Welt des Unternehmens auf den Kopf zu stellen. Eigentlich stellen sie langfristig gesehen das Unternehmen vom Kopf auf die Füsse. Denn immer dann, wenn Unternehmen in der Zukunft am Markt noch mitmischen wollen, sind sie gut beraten, heute bereits kräftig in die Zukunft zu investieren.

Zukunft gelingt allerdings nur dann, wenn Visionen da sind, aus Fantasie Wirklichkeit wird und letztlich der Bruch mit dem Althergebrachten auch gelingen kann. Unternehmen, die nicht rechtzeitig für die Zukunft aufrüsten, werden es schon bald schwer haben. Etwa so wie der deutsche Energieriese RWE, der die Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien völlig verschlafen hat und jetzt an drastischen Gewinneinbussen auch aufgrund veralteter Techniken der Stromerzeugung zu knabbern hat. Oder der Natel-Weltmarktführer Nokia, der die Einführung der Smartphones schlicht ignoriert hat und sich jetzt mühevoll aus dem Tal der Tränen wieder herauskämpfen muss.

Die Aufrüstung beginnt nicht selten im Geheimen. In gut abgeschirmten Entwicklungsbüros und Werkstätten wird an der Zukunft gebastelt. Findige Entwickler stellen Ideen auf den Kopf oder wieder zurück auf die Füsse und entdecken so manches neu, was vorgestern noch als reine Spinnerei verschrien war. Dabei sind es oftmals ganz alltägliche Sachen, über die es nachzudenken gilt.

Beispielsweise lohnt es immer, über die menschliche Mobilität nachzudenken. Dabei gibt es ganz einfache Gedankenmodelle. Ein Auto beispielsweise heisst korrekt Automobil, was wiederum Selbstfahrer bedeutet. Das mag die Grundidee der Entwickler bei Google gewesen sein, die branchenübergreifend jetzt auch an einem wirklich autonom fahrenden Vehikel basteln. Ob dann weltweit führende Automobilkonzerne zum Zulieferer von Google werden, bleibt abzuwarten.


Wer nicht vorwärts denkt, bleibt zurück. (Bild: Sergey Nivens / Shutterstock.com)
Wer nicht vorwärts denkt, bleibt zurück. (Bild: Sergey Nivens / Shutterstock.com)


Wer nicht vorwärts denkt, bleibt zurück

Es reicht längst nicht mehr aus, aktuelle technologische Entwicklungen zu beobachten und dann vielleicht mit in das eigene Produktkonzept aufzunehmen. Wer auch in der Zukunft zu den grossen Playern am internationalen Markt gehören will, muss den Blick immer in die Zukunft richten. Nicht nur in die nahe, nein, auch in die fernere Zukunft, die heute noch irgendwie utopisch erscheinen mag, das Leben im Heute und Jetzt aber ganz schnell einholen kann.

Wann haben Sie in Ihrem Unternehmen den letzten Wettbewerb „Zukunft heute gestalten“ durchgeführt? Hier können Sie von Ihren Mitarbeitern vom Pförtner bis zum IT-Experten jede Menge kostenloser Ideen einsammeln, aus denen sich möglicherweise echtes Zukunftspotenzial ableiten lässt. Oder überlegen Sie doch einfach einmal, was Sie in einem künftigen Leben einfacher und leichter oder eben nur anders haben wollen. Auch daraus lassen sich Ideen für zukünftige Produkte und Leistungen entwickeln.

Nicht alle dieser Ideen sind wirklich umsetzbar, und so mancher Plan wird vielleicht auch (zumindest vorübergehend) in der Schublade verbleiben. Aber wenn es einem Unternehmen gelingt, nur eine oder zwei zukunftsträchtige Ideen mit Leben zu füllen, dann kann daraus eine wahre technologische Revolution erwachsen. Auf diese Weise haben sich in der Menschheit schon immer Entwicklungen durchgesetzt, die wir heute als ganz normal betrachten. Selbst Facebook war in der ersten Zeit seines Bestehens weiter nichts als eine studentische Kontaktbörse und ist heute das weltweit führende soziale Netzwerk mit Börsennotierung.

Spinnen Sie doch einfach mal! Auf diese Weise behalten Sie den Blick auch sicher in die Zukunft gewandt und versinken nicht in den Alltäglichkeiten des Heute, die morgen vielleicht schon keiner mehr braucht. Neue Ideen bedürfen dabei oftmals auch einer neuen Denk- und Betrachtungsweise. Hier sind Zukunftsforscher und Erfinder die richtige Adresse. Grosse Unternehmen zählen die Zukunftsforscher längst zu ihrem festen Stamm an Mitarbeitern und eröffnen echte Zukunftsschmieden. Ausgegliederte Entwicklungs- und Forschungsbereiche arbeiten autonom an neuen Entwicklungen und greifen dabei nicht selten auf Zukunftsvisionen vieler Generationen zurück.

Hier wird nicht einfach nur gesponnen, sondern die Zukunft gestaltet. Und daran sollte jedes Unternehmen teilhaben, das morgen noch am Markt bestehen will.

 

Oberstes Bild: © marekuliasz – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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